Verbrechen in Portugal:Mädchen bleibt verschwunden

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Der 43-jährige Münchner Gunnar D. soll seine Freundin Georgina Z. ertränkt haben. Die Polizei geht davon aus, dass er auch seine Tochter ermordet hat.

Susi Wimmer

"Alexandra lebt" - diese Botschaft lässt Gunnar D. über seinen Anwalt verbreiten. "Wir gehen davon aus, dass das Kind tot ist", sagt hingegen Richard Thiess von der Mordkommission. Damit bleibt die Polizei bei der Annahme, dass der 43-jährige Münchner Gunnar D. am 10. Juli an der Algarve seine Freundin ertränkt und das gemeinsame Kind getötet hat. Grund für den mutmaßlichen Zweifachmord soll sein, dass D. ein Doppelleben führte, er hatte in München Familie, seine Geliebte in Stuttgart hingegen forderte, er solle sich seiner Vaterschaft stellen und Unterhalt zahlen.

Das undatierte Foto zeigt die getötete 30-Jährige Angolanerin Georgina Zito und die gemeinsame Tochter. Der Münchner Gunnar D. soll beide umgebracht haben. (Foto: ag.ddp)

Noch immer sucht die Polizei in Portugal nach der 21 Monate alten Alexandra, der Tochter von Gunnar D. und Georgina Zito. Das dunkelhäutige Mädchen ist seit dem 10. Juli spurlos verschwunden, dem Tag, an dem nach Überzeugung der Polizei auch die Mutter umgebracht wurde. An jenem Vormittag war nach den bisherigen Ermittlungen Gunnar D. mit den beiden in Lagos an den Strand gefahren und hatte die 30-jährige Georgina ins Wasser gezogen.

Dort spielte er für die Badegäste das verliebte Paar, das sich gegenseitig untertaucht. Tatsächlich aber drückte er die Frau unter Wasser, bis sie tot war. Als er mit der leblosen Freundin an Land kam, wehrte er jede Hilfe ab. Den Leuten am Strand fielen Kratz- und Trittverletzungen an ihm auf: "Die Frau muss sich im Todeskampf heftig gewehrt haben", sagt Thiess.

Mit der Bemerkung, er müsse Medikamente holen, nahm Gunnar D. seine Tochter, die am Strand gespielt hatte, und ging mir ihr über eine Treppe die Steilküste nach oben, berichten die Badegäste. Offenbar waren sie die letzten, die das Mädchen lebend gesehen haben. "Ich habe Alexandra nicht getötet", erklärte Gunnar D. nach seiner Verhaftung am Donnerstag in München. Er könne zum Verbleib von Alexandra nichts sagen, er habe sie niemandem übergeben.

Tags darauf, so sagt Thiess, habe der 43-Jährige über seinen Anwalt mitgeteilt, er habe das Kind am Strand einer Gruppe von Menschen übergeben und gestikuliert, sie sollten sich um das Mädchen kümmern. "Wenn das so wäre, hätte sich eine von diesen angeblich fünf bis zehn Personen längst mit der Polizei in Verbindung gesetzt", glaubt Thiess. Da D. wenige Stunden nach dem Vorfall ohne Kind im Hotel auftauchte, gehen die Ermittler davon aus, dass der Münchner seine Tochter irgendwo in dem felsigen Gebiet an der Algarve tot zurückgelassen hat.

Gunnar D. und die gebürtige Angolanerin Georgina Zito hatten sich 2006 in Stuttgart kennengelernt. Als D. Anfang 2008 von der Schwangerschaft seiner Geliebten erfuhr - gleichzeitig führte er eine Beziehung in München -, wollte er abtauchen, so die Polizei. Der Kontakt brach ab. Im Dezember 2009 beantragte die Staatsanwaltschaft Stuttgart Strafbefehl wegen Unterhaltspflichtverletzung, im März 2010 sollte D. gehört werden, er schwieg jedoch. Mitte Juni nahm er Kontakt zu Georgina Zito auf und lud sie zum Urlaub an der Algarve ein.

Staatsanwältin Elisabeth Ehrl sieht bei beiden mutmaßlichen Tötungsdelikten Mordmerkmale erfüllt: Habgier, Heimtücke, niedrige Beweggründe. "Er wollte sich finanziellen Forderungen entziehen, die Opfer waren arg- und wehrlos, und er hatte Angst, dass seine Lebensgefährtin in München von dem Kind erfährt, das passte nicht in seine Lebensplanung." Deshalb habe er schon vor der Urlaubsreise den Entschluss gefasst, die Frau zu töten. Ob Gunnar D. in München oder Portugal vor Gericht gestellt wird, hänge davon ab, wo der Schwerpunkt der Ermittlungen liege, so Ehrl.

© SZ vom 21.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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