Prozess um das Perpetuum Mobile:Die perfekte Profit-Maschine

Michael James B. will den Traum jedes Ingenieurs verwirklicht haben: Er soll Kunden für viel Geld ein Perpetuum Mobile versprochen haben. Nun steht er in München vor Gericht. Wegen Betrugs.

Bernd Kastner

Lukas, der Lokomotivführer, hat es geschafft. Er und Jim Knopf statteten ihre Lok Emma mit einem Magnetmotor aus und machten sie zu einem "Perpetumobil". Ob der Mann, der am Donnerstag in Handschellen in den Gerichtssaal geführt wurde, Michael Endes Kinderbuchklassiker gelesen hat, ist unbekannt. Michael James B. stammt aus Südafrika, ist 61 Jahre alt und wirkt recht seriös.

Jim Knopf

Der Angeklagte hat wohl nicht "Jim Knopf" gelesen. Dennoch erinnert sein magnetischer Motor, den er Kunden versprochen hat,  etwas an die Lokomotive Emma aus dem Kinderbuchklassiker.

(Foto: ddp)

Dass auch er ein Perpetuum Mobile herstellen wollte, es aber nicht geschafft hat, würde man ihm nicht zum Vorwurf machen. Allein, er hat Dutzende von diesen nicht existierenden magnetischen Wundermotoren verkauft, für viel Geld. Deshalb sitzt er jetzt wegen gewerbsmäßigen Betrugs auf der Anklagebank.

Die Staatsanwaltschaft rechnet ihm vor, 40 "Kunden" um gut 600.000 Euro gebracht zu haben; bei 21 weiteren habe er es versucht, bei ihnen wäre ein Schaden von knapp 400.000 Euro entstanden. B., der von Michael Lengler und Christopher Knerr verteidigt wird, hält sich jedoch für unschuldig. Und so geht er auch nicht auf den Vorschlag von Joachim Eckert, des Vorsitzenden Richters am Landgericht, ein: Geständnis, dafür maximal vier Jahre und neun Monate Haft. "Es bestand nie die Absicht zu betrügen", sagt B. Ansonsten schweigt er.

Von Grünwald aus, wo B. bis zu seinem Umzug in die Schweiz lebte, soll er laut Anklage von 2006 an mit seiner Firma Perendev Magnetmotoren via Internet und Prospekt angeboten haben. Er habe eine Maschine erfunden, die ohne weitere Energiezufuhr selbst Energie erzeuge, behauptete er. 60 dieser Geräte liefen bereits. Dutzende Interessenten leisteten Anzahlungen, meist im fünfstelligen Bereich.

Als sie merkten, dass der Traum aller Ingenieure doch noch nicht Realität ist, wollten viele ihr Geld zurück - bekamen aber nichts, so die Anklage. Zudem habe Michael B. auch Vertriebslizenzen für den Motor verkauft, auch das ließen sich seine "Partner" viele tausend Euro kosten, womöglich in der Hoffnung auf ein großes Geschäft. Und wer weiß, ob sich alle "Kunden" B.s gemeldet haben, mancher geniert sich vielleicht.

Die Ermittler fanden bei B., der offenbar auf großem Fuß lebte, keinen Hinweis auf einen existierenden Motor. Ein Kriminaler berichtete statt dessen von B.s luxuriösem Anwesen in der Schweiz, das mit allerlei technischen Schikanen ausgestattet gewesen sei. In diversen Garagen hätten sich teure Autos gefunden, aber nur ein Magnetmotoren-Modell. Es habe nicht funktioniert. "Die Idee mag revolutionär sein", sagt der Richter, aber es gehe in dem Verfahren nicht um den Motor, sondern um B.s nicht eingelöste Lieferzusagen. Eckert lässt durchblicken, dass er die Beweislast für erdrückend hält.

Gut 70 Zeugen sind geladen, bis aus Finnland und aus Osteuropa sollen sie anreisen. Bis November ist der Prozess terminiert, aber er könnte bis Weihnachten dauern. Manche Kinder werden dann unterm Christbaum das Buch "Jim Knopf und die Wilde 13" finden und lesen, dass Emma, die Lok mit dem Wundermotor, sogar fliegen und tauchen kann. Und Michael B. wird dann vielleicht über die Frage des Richters nachdenken: "Haben Sie denn gar kein schlechtes Gewissen?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: