Taufe des Airbus A380:"München" fliegt anderswo

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Die Lufthansa nennt ihren zweiten Airbus A380 "München" - und damit nach einer Stadt, die das Flugzeug gar nicht ansteuern wird. Warum das selbst Flughafen-Gegner bedauern.

Marco Völklein

"Eigentlich", sagt Hartmut Binner, und das ist schon erstaunlich, "eigentlich fasziniert mich ja ein Flughafen." Er sei nicht generell ein Gegner des Flughafens im Erdinger Moos, sagt der Sprecher der Initiative "AufgeMUCkt", die sich vehement gegen den Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen zur Wehr setzt. Sondern eben nur ein Gegner einer dritten Start- und Landebahn. Deshalb wollte der Freisinger am Mittwoch auch zum Zaun vor dem Rollfeld radeln und dort die Landung des Riesen-Airbus A380 der Lufthansa verfolgen. Und damit auch zum Ausdruck bringen, dass "man den Flugverkehr so organisieren kann, dass man auf die dritte Startbahn verzichten kann", sagt Binner.

Edith von Welser-Ude (rechts), die Frau des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude, tauft auf dem Flughafen in München den zweiten Lufthansa-Airbus A380 auf den Namen München. (Foto: dpa)

Tausende Zuschauer zog der Doppeldecker-Jet am Mittwoch an die südliche Landebahn des Münchner Flughafens; Hunderte Interessierte absolvierten einen der zwei Rundflüge über die Alpen. Der Airbus ist der zweite A380, den die Lufthansa in Betrieb nimmt. 13 weitere werden folgen. Der Konzern brachte den Jet am Mittwoch nach MUC, wo Edith von Welser-Ude, die Ehefrau des Oberbürgermeisters, das Flugzeug auf den Namen "München" taufte. Am Abend entschwand er wieder nach Frankfurt. Von dort nimmt er in Kürze den Liniendienst nach Tokio auf.

Das Kuriose an der ganzen Veranstaltung ist: Obwohl die Lufthansa dem A380 den Namen der bayerischen Landeshauptstadt verpasst, ist das Flugzeug im Erdinger Moos erstmal gar nicht im Einsatz. Das liegt nicht daran, dass der Flughafen nicht genügend große Stellflächen hätte für den Riesen. Ganz im Gegenteil: Platz ist da. Und auch die Terminals sind bereits so ausgestattet, dass die Passagiere über mehrere Fluggastbrücken in beide Stockwerke des Jets einsteigen könnten.

Für Hartmut Binner, den Gegner einer dritten Startbahn, wäre es daher eigentlich wünschenswert, dass die Lufthansa den Großraum-Jet in München starten lässt. "Würden die Fluggesellschaften größere Flugzeuge einsetzen, gäbe es am Airport auch weniger Flugbewegungen", argumentiert er. Und dann bräuchte der Flughafen auch keine dritte Startbahn. Für Flughafen und Airlines ist dagegen eine dritte Startbahn unabdingbar, eben weil es derzeit so viele Flugbewegungen gibt.

"Drehkreuz noch im Aufbau"

Insbesondere zu den acht Hochphasen am Tag, an denen die Lufthansa massenhaft Passagiere mit kleineren Flugzeugen nach München einfliegt und diese umsteigen lässt auf größere Maschinen zu weiter entfernten Zielen, werde es eng auf den bisherigen zwei Start- und Landebahnen, so die Ausbaubefürworter. Darum brauche man eine dritte Bahn - insbesondere dann, wenn die Zahl der Passagiere im Erdinger Moos weiter wachse. "Spätestens in ein paar Jahren ist eine dritte Startbahn dringend notwendig", heißt es bei der Lufthansa.

Zuletzt hatte auch Flughafen-Chef Michael Kerkloh auf einen Anstieg der Passagierzahlen im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp drei Prozent verwiesen. Die Ausbau-Gegner führen dagegen ins Feld, dass die Zahl der Flugbewegungen im gleichen Zeitraum um 5,7 Prozent sank. Das wiederum hatte Kerkloh auch damit begründet, dass die Fluglinien dazu übergegangen seien, größere Flugzeuge einzusetzen - eben weil es den Engpass in den Spitzenzeiten auf den beiden bisherigen Start- und Landebahnen gebe. Ausbau-Gegner Binner findet, die Fluggesellschaften sollten diesen Weg weiter beschreiten - und eben auf den Ausbau verzichten.

Doch bis auf Weiteres wird die Lufthansa zumindest den A380 in München nicht einsetzen. "Das Münchner Drehkreuz befindet sich noch im Aufbau", sagt Lufthansa-Sprecherin Bettina Rittberger. So viele Passagiere, um einen Super-Airbus zu füllen, kriege der Konzern im Erdinger Moos noch nicht zusammen. Hinzu kommen technische und organisatorische Probleme: Die Wartungsbasis für die bisherigen zwei A380 der Lufthansa befindet sich in Frankfurt; dort sind auch die Piloten und die Kabinenbesatzungen stationiert. Zudem passt der Riesen-Airbus schlicht nicht in die Wartungshalle der Lufthansa in München - diese müsste man erst aufstocken.

Das konnten Hartmut Binner und die anderen Zaungäste am Mittwoch beobachten: Die riesige Heckflosse der Maschine ragte während der Taufzeremonie aus der Halle heraus.

© SZ vom 29.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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