Streik im Regionalverkehr:Fällt auch noch die S-Bahn aus?

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Der Arbeitskampf der U-Bahn- und Tramfahrer ist noch nicht ausgestanden, da steht bereits der nächste Konflikt an: die Bahngewerkschaft Transnet droht mit bundesweitem Streik - betroffen wären auch S-Bahnen und Regionalzüge im Raum München.

Marco Völklein

Auf die ohnehin vom Fahrerstreik bei der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geplagten Nutzer des Münchner Nahverkehrs könnten weitere Belastungen zukommen. Am Dienstag kündigte die Bahngewerkschaft Transnet bundesweite Streiks im Regionalverkehr an - und davon könnte auch der Bahnverkehr rund um München sowie die S-Bahn betroffen sein. "Das schließe ich nicht aus", sagte ein Transnetsprecher. Fahrgastvertreter warnten vor einem "Chaos", das München dann drohe.

Müssen sich die Münchner nach den Ausfällen bei U-Bahn und Tram bald auch auf ein Chaos bei der S-Bahn gefasst machen? (Foto: dpa)

Hintergrund der neuen Streikdrohung ist ein Tarifkonflikt auf Bundesebene - anders als der bayerische Tarifstreit, den derzeit die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) mit den Verkehrsbetrieben ausficht. Bei dem bundesweiten Konflikt geht es darum, dass die Bahngewerkschaften Transnet, GDBA und GDL einen einheitlichen Tarifvertrag für alle Anbieter von Regionalzügen erstreiten wollen. Doch die Arbeitgeber, vor allem die sechs kleineren Bahn-Konkurrenten, sperren sich seit Monaten.

Mit der Streikdrohung wollen die Arbeitnehmerorganisationen nun den Druck erhöhen, möglichst rasch wieder Verhandlungen aufzunehmen. Es könnte daher sein, dass es am Ende gar nicht zu Streiks kommt.

Sollten die Arbeitgeber allerdings nicht einlenken, wollen die Gewerkschaften nach eigener Aussage bundesweit zu Warnstreiks im Nahverkehr aufrufen. Dabei zielen sie auch auf München. Betroffen sein könnte nicht nur die S-Bahn, sondern auch Regionalzuglinien, die Pendler zum Beispiel aus Rosenheim, Ingolstadt und Augsburg nach München bringen.

Wann und wo genau die Arbeitskampfmaßnahmen starten sollen, ließen Transnet und GDBA zunächst offen. Als möglichen Warnstreik-Termin nannten sie nur die Woche vom 25.Oktober an. Ebenfalls von den Streiks betroffen sein könnten die Bayerische Oberlandbahn (BOB) und die Alex-Züge, die das Allgäu mit Regensburg verbinden.

"Die Nerven der Fahrgäste liegen blank"

Der Warnstreik wäre ein Schlag für viele Münchner, die derzeit bei U-Bahn und Tram nur ein eingeschränktes Angebot vorfinden. Denn in der Landeshauptstadt hat die Lokführergewerkschaft GDL ihre Mitglieder schon seit Wochen zu einem unbefristeten Streik aufgerufen - und die haben mehrfach die Arbeit niedergelegt. Die MVG hat mit einem Notfahrplan darauf reagiert, der auch dann gilt, wenn die GDLer - so wie derzeit - ihren Streik aussetzen.

Wegen des Notfahrplans fahren die U-Bahnen in Außenbereichen nur im 20-Minuten-Takt; Busse ersetzen die Trambahnen in Randbereichen. "Die Nerven der Fahrgäste liegen blank", sagt Martin Marino, Sprecher des MVV-Fahrgastbeirats. Am heutigen Mittwoch treffen sich GDL und Vertreter der Nahverkehrsbetriebe zu einem Gespräch. Ob sie eine Lösung für den Konflikt finden, ist eher unwahrscheinlich. "Das wäre eine echte Überraschung", sagt Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn.

Sollten also die Tarifauseinandersetzungen bei der MVG andauern und dann auch noch S-Bahn und Regionalzüge bestreikt werden, "wäre das für die Münchner Fahrgäste eine Katastrophe", findet Fahrgastvertreter Marino: "Daher wäre es schön, wenn sich die Gewerkschaften in München zurückhalten würden." Auch Pro-Bahn-Sprecher Barth hofft auf Streikmaßnahmen "mit Augenmaß". "Man kann die S-Bahn für zwei Stunden lahm legen", sagt er. "Man kann aber auch nur einzelne Verstärkerzüge ausfallen lassen - und damit auch seine Streikbereitschaft deutlich machen."

© SZ vom 13.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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