Stichwahl in Taufkirchen:Neues Miteinander

Ullrich Sander (CSU) entscheidet die Stichwahl in Taufkirchen deutlich für sich. Er streckt noch am Wahlabend die Hand aus und wünscht sich die Unterlegene Rosi Weber (SPD) als Stellvertreterin.

Von Iris Hilberth

Taufkirchen RHH, BM- Wahl,

Der künftige Bürgermeister Ullrich Sander zollt Rosi Weber seinen Respekt für deren fair geführten Wahlkampf.

(Foto: Angelika Bardehle)

Taufkirchen hat sich für einen Mann von außen entschieden. Der parteifreie Ullrich Sander, den die CSU ins Rennen um die Nachfolge von Bürgermeister Jörg Pötke (ILT) geschickt hatte, ist neuer Rathauschef der Gemeinde im Hachinger Tal. Der 50-Jährige, der seit drei Jahren in Taufkirchen lebt, setzte sich mit 57,3 Prozent gegen Rosi Weber (42,7) von der SPD durch.

Es war kurz vor sieben und immerhin 13 von 18 Stimmbezirken hatten die Wahlhelfer bereits ausgezählt, da wurde der Bildschirm im Foyer des Ritter-Hilprand-Hofs erst einmal schwarz. Kandidat Sander hätte sich zu diesem Zeitpunkt eigentlich von seinen Anhängern schon mal feiern lassen können, tat er aber nicht. Er wagte an diesem Abend auch nur hin und wieder einen vorsichtigen Blick auf die fortlaufend präsentierten, nach und nach eintrudelnden Ergebnisse. Seine Nervosität war groß, und er versuchte sie auch gar nicht erst zu überspielen.

"Ich bin noch immer etwas ungläubig", sagte er zu dem Zeitpunkt, als zwar noch nicht alle Resultate vorlagen, doch rein rechnerisch ein Wunder hätte passieren müssen, das Rosi Weber doch noch auf den Chefsessel im Rathaus hätte hieven können. Als dann die Technik wieder funktionierte und der angezeigte Endstand schließlich den Verwaltungsfachmann aus Rheinland-Pfalz als deutlichen Sieger bestätigte, wich die Anspannung während der Gratulationen zwar der Freude über das "wahnsinnige Ergebnis". Er sei "richtig sprachlos" sagte Sander zu den versammelten Vertretern der Parteien, "mir schlottern die Knie."

Vor einem Jahr hätte er noch behauptet: "Bürgermeister tue ich mir nicht an." Die besondere Situation in Taufkirchen habe es aber möglich gemacht, dass er als Zugereister jetzt zum Rathauschef gewählt worden sei.

Um das neue Miteinander in Taufkirchen zu demonstrieren, holte er Rosi Weber an seine Seite, lobte den fairen Wahlkampf, der kein Kampf sondern mehr eine Bewerbung der Kandidaten gewesen sei und erklärte noch am Wahlabend seinen ausdrücklichen Wunsch, die SPD-Frau zur Zweiten Bürgermeisterin zu machen.

Rosi Weber lächelte an diesem Sonntag tapfer. Es war weniger die Wahlniederlage, die ihr derzeit zu schaffen macht als vielmehr die Sorge um ihren Mann, der Anfang der Woche einen Herzinfarkt erlitten hatte. "Das nordet die Prioritäten", sagte sie. Enttäuscht sei sie nicht über ihr Ergebnis, vielmehr freue sie sich wirklich auf die Zusammenarbeit. Auch SPD-Fraktionssprecher Alfred Widmann nahm die Niederlage gelassen. "Herr Sander ist ein vernünftiger, normaler Mensch", sagte er, und da keine Fraktion eine wirkliche Mehrheit im Gemeinderat habe, "müssen wir alle miteinander reden".

Auch Rudi Schwab von den Grünen betonte, mit einem Bürgermeister Sander gut leben zu können. "Er wird sicher seine Verwaltungserfahrung einbringen", sagte Schwab, auch traue er ihm die Führungsaufgabe zu. Als dann nahezu alle Versammelten im Ritter-Hilprand-Hof dem neuen Bürgermeister gratuliert hatten, nahm die derzeit amtierende Zweite Bürgermeisterin Angelika Steidle (CSU) den Neuen zu Seite, um ihm für die nächsten sechs Jahre ein paar persönliche Worte mitzugeben. "Ich habe ihm viel Kraft gewünscht, Taufkirchen auf einen neuen Weg zu bringen."

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