Stichwahl in Neubiberg:Geschafft

In Neubiberg setzt sich Günter Heyland mit 62,9 Prozent gegen Hartmut Lilge durch. Der Bürgermeister ist erleichtert und von der Deutlichkeit überrascht.

Von Stefan Mühleisen

Bereits nach wenigen Minuten löst sich die Anspannung bei Günter Heyland. Etwas hölzern begrüßt er zunächst die Gäste im Sitzungssaal des Hauses für Weiterbildung. Neben ihm seine Frau, den Arm im Gips. Ein Sturz am Samstag. Auch das noch. Schwer stützt sich der 52-Jährige auf den Stehtisch im Sitzungssaal, es ist 18.17 Uhr, vier Stimmbezirke sind ausgezählt für die Stichwahl zur Bürgermeisterwahl. Für Sekunden kann man Stecknadeln fallen hören. Dann zeichnet sich auf der Leinwand Heylands Triumph ab: 62,9 Prozent der Stimmen. Das ist deutlich, und das bleibt auch bis zum Endergebnis so: Günter Heyland entscheidet seine zweite Stichwahl mit 58,1 Prozent der Stimmen und geht als Bürgermeister von Neubiberg in seine zweite Amtszeit.

Der 52-Jährige war aus dem ersten Wahlgang am 16. März mit 42,7 Prozent der Stimmen gegen drei Herausforderer als klarer Favorit hervorgegangen. Allerdings zwang ihn der CSU-Bewerber Hartmut Lilge - er ist Gemeinderat und Zweiter Bürgermeister - in die Stichwahl. Seine Ausgangsposition war mit 26,5 Prozent nicht besonders gut - und er konnte keinen Stimmungswechsel erzeugen. Nur 1881 Neubiberger (41,9 Prozent) wollten ihn auf dem Chefsessel im Rathaus sehen, Heyland fanden 2611 Wähler überzeugend. Die Wahlbeteiligung lag mit 43,1 Prozent deutlich niedriger als vor zwei Wochen (50,1).

Eine halbe Stunde nach der ersten Hochrechnung nimmt der Sieger des Abends Glückwünsche entgegen. Minutenlang jubeln seine Anhänger, die Mitglieder seiner Gruppierung Freie Wähler für Neubiberg und Unterbiberg (FW.N@U). "Ich freue mich über das deutliche und klare Wahlergebnis", sagt er. Dann spricht er über den Wahlkampf. Lang und anstrengend sei dieser gewesen. "Doch wir haben unseren Stil durchgehalten. Fair und ehrlich sind wir geblieben und haben niemanden angegriffen." Lauter Applaus, Jubel. Heyland registriert es mit breitem Grinsen. Er sieht matt aus, wie er den Blumenstrauß in die Höhe reckt. Gerade das mit dem Stil dürfte ihm im Wahlkampf viel Kraft gekostet haben.

Die Kandidaten schenkten sich nichts, vor allem CSU-Mann Hartmut Lilge hat sich ziemlich ins Zeug gelegt. Der Oberstleutnant hat viele Anschuldigungen ausgeteilt, immer wieder. Heyland verprelle die Bürger mit seiner "bevormundenden Art", verfolge eine "Verschuldungspolitik", betonte er immer wieder aufs Neue und beschwor eine Wechselstimmung am Ort. Noch als Wahlverlierer ist er davon überzeugt. Wenngleich er seine Enttäuschung nicht verhehlt "Ich habe mir mehr erwartet, Minimum 45 Prozent", gibt er mit einem gequältem Lächeln zu.

Lakonisch sinniert Lilge darüber, dass die Christsozialen in Neubiberg traditionell schwer hätten. "Wir hatten seit 50 Jahren keinen CSU-Bürgermeister", sagt er. Allein: Fehler in seiner Wahlkampagne will er nicht erkennen. Die war auf Polarisierung und Provokation ausgerichtet. Noch auf den letzten Metern vor der Stichwahl ließ er Plakate mit dem Slogan "Diesmal wählen auch Grüne und Rote Hartmut Lilge" aufstellen. "Frechheit" tönte es von der SPD. Der Amtsinhaber hielt sich indessen zurück; er reagierte im jovialen Bürgermeister-Gestus auf Kritik. Da hat er sicher einiges hinuntergeschluckt. Denn Heyland ist durchaus anfällig für unwirsche Repliken, wie bei der Debatte um die Kiwi-Krippe zu beobachten war.

Sicher konnte sich Heyland dennoch nicht sein. Er wusste: Gerade bei Stichwahlen ist die Wahlbeteiligung oft niedrig - was einem Favoriten bei intensiver Mobilisierungsarbeit des Gegners zum Verhängnis werden kann. Das musste vor sechs Jahren Eva-Maria Kahlenberg schmerzlich erfahren. Sie lag damals gegen Heyland erst vorne und unterlag dann im zweiten Wahlgang.

Im Gemeinderat geht Heyland allerdings leicht geschwächt in die zweite Amtszeit. Seine FW-Fraktion hat ihre Stellung als Mehrheitsfraktion an die CSU abgegeben. Heyland warb daher noch am Wahlabend für eine "kooperative Zusammenarbeit". "Ich reiche allen die Hand, die bei der Wahl unterlegen sind", sagte der Rathauschef.

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