Spaenle: Vorschlag für Konzertsaal-Standort:Töne statt Tiere

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Bekommt München einen neuen Konzertsaal? Und, wenn ja, wo soll er gebaut werden? Bayerns Kultusminister Spaenle hat eine Idee - für ein spektakuläres Projekt.

Alfred Dürr

Musikgenuss im Grünen, in einem herausragenden Neubau gleich beim Englischen Garten, zentral und geradezu idyllisch gelegen: Das ist ein Vorschlag, der die Diskussion um den Neubau eines Konzertsaals um eine ungewöhnliche Facette reicher macht. Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle, der sich aber ausdrücklich in seiner Eigenschaft als Stimmkreisabgeordneter und Münchner Vertreter in der Staatsregierung zu Wort meldet, hat das traditionsreiche Stammgelände der Tierärztlichen Fakultät an der Veterinärstraße ins Visier genommen. Mit einem solchen spektakulären Standort für ein neues Musikhaus könne es München mit den großen Konzertsälen der Welt aufnehmen.

Nach dem Wegzug der Tierärztlichen Fakultät könnte Platz für ein spektakuläres Architekturprojekt direkt am Englischen Garten werden. (Foto: SZ-Grafik)

Spaenle argumentiert mit den Vorzügen des Areals am Englischen Garten: Es befinde sich im staatlichen Besitz, außerdem sei langfristig geplant, alle Einrichtungen der über das Stadtgebiet verstreuten Fakultät nach Oberschleißheim zu verlegen. Dort soll ein eigener Campus für die Tiermedizin entstehen und somit die Zusammenarbeit aller Disziplinen in Forschung und Lehre gefördert werden. Derzeit besteht die Fakultät aus 15 Instituten beziehungsweise Kliniken sowie dem Lehr- und Versuchsgut in Oberschleißheim.

Der Prozess der Verlagerung sei im Gang, sagt Spaenle. Die Bauten am Englischen Garten seien veraltet. Irgendwann stehe also ohnehin eine Entscheidung über die Zukunft dieses Geländes an. Die Frage sei dann, ob man zum Beispiel dort Wohnungen baue, ob man das Areal sozusagen wieder dem beliebten Park zuschlage oder ob man eben mit einem architektonisch einzigartigen Bauwerk etwas ganz Besonderes an dieser Stelle schaffe. Ein Konzerthaus direkt am Park habe ohne Zweifel einen ganz besonderen Charme. Spaenle: "Eine Beeinträchtigung des Englischen Gartens durch den Neubau sehe ich überhaupt nicht, denn hier stehen ja seit langer Zeit Gebäude."

In der Tat reicht die Geschichte der Tierärztlichen Fakultät weit zurück. Am Rand des heutigen Parks sollte nach einer Verfügung des Kurfürsten Karl-Theodor vom März 1790 eine "Thier-Arzney-Schule" entstehen. Das Gelände hatte einst den Jesuiten, später dem Malteserorden gehört und, wie die Chronik der Fakultät zitiert, "zum Unterhalt einer kleinen Ökonomie mit Viehstand, zur Reinigung der Wäsche und bei seiner einstigen Entfernung von den Grenzen der Stadt als zeitweiliger ländlicher Erholungsort für seine Besitzer gedient." Viele Besucher des Parks spazieren am Torgebäude am südlichen Ende des Komplexes vorbei. Dieses Bauwerk steht unter Denkmalschutz und könnte in eine Neugestaltung des Areals integriert werden.

Eine Verbindung von Musik, ambitionierter Architektur und dem einzigartigen Landschaftspark zu schaffen, ist für Spaenle ein bestechender Gedanke. Außerdem sei das Areal gut mit der U-Bahn zu erreichen. Besser als zum Beispiel das Universitätsgelände an der Theresienstraße, neben dem Museum Brandhorst, das ebenfalls als Standort für einen Konzertsaal in die engere Wahl gekommen ist. Spaenle sieht dieses Areal aber nicht als allererste Wahl. Denn die Universität wolle wohl auch weiter Zugriff darauf haben.

© SZ vom 18.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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