Proteste in Ägypten: Urlauber berichten:"Da war alles ganz normal"

Gegen Mubarak, für Demokratie: Etwa hundert Menschen demonstrieren auf dem Odeonsplatz. Am Flughafen werden Flüge nach Kairo gestrichen. Nur Urlauber, die aus Ägypten heimkehren, sind ganz entspannt.

Silke Lode

Die Demonstrationen gegen die ägyptische Regierung haben nun auch München erreicht: Am Samstag demonstrierten etwa 100 in Bayern lebende Ägypter am Odeonsplatz gegen das gewaltsame Vorgehen der Regierung Hosni Mubaraks. Der Protest verlief nach Polizeiangaben friedlich. Indes sind mehrere Flüge von München nach Kairo und in die umgekehrte Richtung am Wochenende ausgefallen.

Proteste in Ägypten: Urlauber berichten: Gegen Mubarak und für Demokratie in Ägypten demonstrierten am Samstag etwa hundert Menschen auf dem Odeonsplatz.

Gegen Mubarak und für Demokratie in Ägypten demonstrierten am Samstag etwa hundert Menschen auf dem Odeonsplatz.

(Foto: Catherina Hess)

Die Lufthansa strich nach Auskunft eines Sprechers am Samstag beide Flüge von Deutschland nach Kairo und zurück, einer davon war ab München geplant. Die einzige Verbindung zwischen Kairo und München bot Egypt Air an. Am Sonntag kündeten die Anzeigetafeln am Flughafen jedoch immer spätere Ankunftszeiten für die Maschine der ägyptischen Fluglinie an, schließlich wurde Flug MS787 aus Kairo ganz abgesagt. Die Lufthansa musste am Sonntag zwar erneut den Flug ab Frankfurt streichen, vom Erdinger Moos startete jedoch eine Maschine nach Kairo. Sie sollte noch am Abend nach München zurückkehren.

Gestrichen wurden die Flüge laut Lufthansa, weil "die operationellen Zeiten in Kairo wegen der Ausgangssperre zu klein sind". Ein Sprecher erklärte, es werde sehr kurzfristig entschieden, welche Flüge tatsächlich stattfinden: "Die Lage in Ägypten ändert sich minütlich." Auch Air Berlin legt erst spontan fest, ob der nächste geplante Flug nach Kairo am Montag startet: "Das hängt von der Sicherheitslage ab, wir entscheiden ad hoc", sagte eine Konzernsprecherin.

Die Urlaubsziele Luxor, Hurghada und Scharm el-Scheich fliege Air Berlin nach wie vor an, allerdings hätten sich am Sonntag etwa 10 bis 15 Prozent der Urlauber gegen eine Reise entschieden. Über einen denkbaren Ansturm von Ausreisewilligen auf Flüge nach Deutschland konnte die Sprecherin nichts sagen: "Wir waren schon vorher voll gebucht, vor allem über Reiseveranstalter."

Am Münchner Flughafen kamen am Sonntag vor allem deutsche Urlauber aus Ägypten an. Mit entspannten, sonnengebräunten Gesichtern berichteten sie einhellig von ruhigen Ferien am Roten Meer. "Da war alles ganz normal, es herrscht auch keine Angst", erzählte ein junger Mann. Zwei Frauen wollen beobachtet haben, dass ägyptische Politiker mit ihren Familien von Kairo nach Hurghada gekommen seien. "Die haben wohl auch die Ruhe gesucht", meint eine der Frauen. Im Hotel habe man sich erzählt, dass es auch in Hurghada zu Demonstrationen kommen sollte. Aber gesehen hat keiner der Urlauber etwas.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: