Seehofer in Garching:Reaktor läuft länger mit waffenfähigem Uran

Ministerpräsident Seehofer hat den Forschungsreaktor in Garching besichtigt und verkündet: Dieser wird erst 2018 umgestellt - und nicht schon Ende 2010.

Christiane Funke

Hoch angereichertes, atomwaffentaugliches Uran wird in dem Forschungsreaktor Heinz-Maier-Leibnitz (FRM II) in Garching mindestens noch bis 2018 eingesetzt - und damit acht Jahre länger als geplant. Das teilte der Ministerpräsident Horst Seehofer am Montag mit. Trotz intensivster Forschungsarbeiten sei weltweit noch niemand in der Lage, die Umrüstung auf niedriger angereichertes Uran vorzunehmen, erklärte der CSU-Politiker.

Seehofer in Garching: Bayerns Ministerpraesident Horst Seehofer betrachtet den Forschungsreaktor in Garching: Die TU will umrüsten, sobald es einen geeigneten Brennstoff gibt.

Bayerns Ministerpraesident Horst Seehofer betrachtet den Forschungsreaktor in Garching: Die TU will umrüsten, sobald es einen geeigneten Brennstoff gibt.

(Foto: ap)

Bevor der Garchinger Forschungsreaktor vor sechs Jahren in Betrieb gegangen ist, hatte sich der Freistaat verpflichtet, bis 2010 von hoch angereichertem, atomwaffentauglichem auf niedriger angereichertes Uran umzurüsten, sofern dies technisch möglich ist. "Diese Verpflichtung nehmen wir sehr ernst", beteuerte Seehofer. "Wir sind zuversichtlich, dass eine Umrüstung zum Jahr 2018 möglich sein wird und stehen dazu in intensiven Gesprächen mit dem Bund."

Der Ministerpräsident besichtigte den Forschungsreaktor gemeinsam mit dem Präsident der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann, und Forschungsminister Wolfgang Heubisch (FDP).

Herrmann versicherte, dass die TU München umrüsten werde, sobald ein geeigneter Brennstoff zur Verfügung stehe. Das sei aber im Moment nicht der Fall. Das derzeit verwendete Uran enthält 93 Prozent des spaltbaren Uranisotops 235. Bei einer niedrigeren Anreicherung, zum Beispiel auf rund 50 Prozent, müsste der Brennstoff deutlich dichter gepackt werden.

Einen entsprechenden Werkstoff, der nicht anschwelle und das Spaltprodukt sicher einschließe, gebe es noch nicht, erläuterte Anton Kastenmüller, technischer Direktor der Forschungsneutronenquelle am Rande der Veranstaltung. Forscher aus den USA und aus Garching arbeiteten aber an der Herstellung eines solchen Werkstoffs.

"Konsens mit der Bevölkerung"

Herrmann machte deutlich, wie wichtig ihm die Nuklearanlage ist. Es handele sich um den leistungsfähigsten Neutronenreaktor der Welt. Der Freistaat habe den Großteil der 435 Millionen Euro Baukosten getragen, der Bund habe 81 Millionen beigesteuert. Heutzutage bestehe auch "Konsens mit der Bevölkerung", die stolz darauf sei, dass Forscher aus der ganzen Welt dort Schlange stünden. 21 Messinstrumente stünden zur Verfügung, neun seien im Aufbau. Gut angelaufen, so Herrmann, seien auch die Arbeiten einer Forschergruppe aus Jülich.

Forschungsminister Heubisch kündigte an, dass im Forschungsreaktor ab 2014 das Isotop Molybdän-99 (Mo-99) hergestellt werden soll, und man damit 50 Prozent des europäischen Bedarfs abdecken wolle. Mo-99 wird für die Diagnostik und Therapie von Krebserkrankungen eingesetzt. Der Bedarf sei weltweit sehr hoch, sagte Heubisch.

Die Anlage zur Produktion von Molybdän-99 kostet 5,4 Millionen Euro, daran beteiligen sich der Freistaat mit 1,2 Millionen Euro und außerdem noch der Bund und Industriepartner.

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