Es muss damals sehr idyllische gewesen sein, zumindest was die Natur angeht. Zahlreich kleine Bäche haben früher die Isarvorstadt durchzogen - abgezweigt von der Isar. Der Westermühlbach ist heute der einzige, der noch übrig ist. 1819 zählte die Isarvorstadt gerade einmal 2300 Einwohner. 183 Häuser standen östlich der Isar.
Der Letzte seiner Art: Der Westermühlbach ist noch der einzige heute sichtbare Bach im Viertel. Alle anderen - wie auch der Glockenbach - sind schon lange überbaut.
(Foto: Christian Jocher-Wiltschka)Gerade wegen der vielen kleinen Bäche kam aber das Gewerbe in die Isarvorstadt: Vor allem Müller, Gärtner, Wäscher oder Bleicher siedelten sich im Viertel an, damals noch in häufig sehr ärmlichen Behausungen. Städtebaulich war in der Isarvorstadt lange Zeit nicht viel los. Erst nach 1860 startete die Urbanisierung: Innerhalb von wenigen Jahren wurde das planmäßig konzipierte Gärtnerplatzviertel aus dem Boden gestampft.
Die nächste große Entwicklung im Viertel kam um 1900. Damals kamen die ersten großen Wohngebiete dazu und damit eben auch die Menschen. Die Isarvorstadt wuchs und wuchs. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Isarvorstadt ein typisches Arbeiterviertel. Bald wurde der Platz eng und es entstanden immer mehr Wohnungen - und die Stadtbäche überbaut. Diese wurden wie schon erwähnt überbaut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Viertel teils schwer zerstört. Unversehrt blieben eigentlich nur die Hans-Sachs-Straße und das Wohngebiet um die Dreimühlen- und Ehrengutstraße.
In den Nachkriegsjahren gehörte das Viertel noch nicht zu den Topadressen in München. Am liebsten hätte man die Isarvorstadt komplett neu überplant. Erst ab 1971 entdeckte man wieder den Eigencharakter des Stadtviertels und mit der Verabschiedung des Städtebauförderungsgesetzes machte man sich an die Sanierung und Neubelebung des Viertels. Wichtigstes Ziel dabei war es, die kompletten Industrie- und Gewerbeanlagen zu entfernen und zu verlagern. Es entstanden Wohngebiete und der Dienstleistungssektor konnte im Viertel Fuß fassen und mit vielen neuen Kneipen und Cafés kam allmählich die Partyszene in die Isarvorstadt.
Heute ist der Bezirk das Szeneviertel Münchens - was vor allem am Gärtnerplatz- und Glockenbachviertel liegt. Gut verdienende Singles wohnen hier und viele Homosexuelle. Vor allem ab den 1970er Jahren hat die Szene hier Fuß gefasst und nicht zuletzt dazu beigetragen, dass die Isarvorstadt heute ein buntes, lebendiges und offenes Viertel ist. Wer in München weggehen will, kommt an der Isarvorstadt nicht vorbei.
Daten und Fakten:
(Die folgenden Daten beziehen sich auf den kompletten Stadtbezirk 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt)
Fläche: 441,20 Hektar groß ist der Stadtbezirk 2 und gehört damit zu den kleineren Bezirken Münchens. Dabei ist dank der Isar viel Erholungsfläche geboten: 17 Prozent des Stadtbezirks sind "grün".
Bevölkerung: 47.357 Menschen leben hier, das sind drei Prozent der Münchner Bevölkerung. Auf einen Hektar kommen durchschnittlich 107 Personen - damit ist Ludwigsvorstadt - Isarvorstadt unter den Top fünf der dicht besiedeltsten Stadtbezirke. Der Ausländeranteil liegt mit 25,9 Prozent über dem Durchschnitt.
Verkehrsanbindung: Mit der U1 und U2 kommt man direkt zur Fraunhoferstraße. Die U3 und U6 bringt einen zum Sendlinger Tor - von dort geht es gleich in die Müllerstraße mitten rein ins Viertel.
Kultur und Bildung: Es ist eindeutig das Kinoviertel. Im gesamten Stadtbezirk 2 gibt es 32 Kinos - absolute Spitze in München (die zweitmeisten Kinos stehen im Stadtbezirk Altstadt - Lehel, hier sind es 14). Dazu kommen zwei Museen, acht Bibliotheken und fünf Theater. Außerdem gibt es 47 Schulen.
Kinderbetreuung: In 53 Einrichtungen werden 1973 Kinder betreut. Auf jede Einrichtung kommen damit durchschnittlich 37 Kinder. Das ist der zweitniedrigste Wert in ganz München.
(Stand: 31.12.2009, mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt)
