Münchner Norden:Kein Saft

Lesezeit: 2 min

20.000 Haushalte ohne Strom: Um 8.22 Uhr ging für mehrere zehntausend Haushalte im Norden der Stadt der Strom aus. Bei einigen Firmen ging nichts mehr.

Marco Völklein und Susi Wimmer

Ein Stromausfall im Münchner Norden hat am Freitag zu teilweise chaotischen Szenen auf den Straßen geführt. Ampeln fielen aus, Polizisten schwärmten aus, um den Verkehr zu regeln. Nach Angaben der Stadtwerke waren etwa 20.000 Haushalte sowie zahlreiche Industrieunternehmen zeitweise ohne Strom. Viele Anwohner mussten im Dunkeln duschen oder ohne Kaffee aus dem Haus. Betroffen waren Teile von Nord-Schwabing, Freimann und Milbertshofen.

Am Morgen waren 20.000 Haushalte im Münchner Norden ohne Strom. (Foto: dapd)

Als Grund für den Ausfall gab die Polizei eine defekte Schaltzelle im Umspannwerk Freimann an. Starker Rauch zog durch das Gebäude. Erst nachdem die Feuerwehr mit Hochleistungslüftern den Rauch aus den Räumen geblasen hatte, konnten Fachleute den Schaden lokalisieren. Brandfahnder der Kripo ermitteln. Die ersten 10.000 Haushalte seien bereits eine knappe halbe Stunde später wieder am Netz gewesen, teilte eine Stadtwerke-Sprecherin mit. Gegen 12.10Uhr hatten wieder alle Kunden Strom, hieß es.

Während eine Anwohnerin der Montsalvatstraße in Schwabing versuchte, ihren Toast über einer Kerze zu rösten, und mit feuchten, ungefönten Haaren das Haus verlassen musste, bekamen einige größere Unternehme im Münchner Norden die Ausmaße heftiger zu spüren. Beim Mobilfunkbetreiber O2 fielen zwei Basisstationen in Schwabing für etwa drei Stunden aus; das O2-Hochhaus am Georg-Brauchle-Ring indes war nicht betroffen. Die Feuerwehr rückte viermal aus, um Leute aus steckengebliebenen Aufzügen zu befreien.

"Bei uns gingen die Computer und das Licht aus", erklärte ein Sprecher von MAN. Der Maschinenbaukonzern hat seinen Sitz mit etwa 200 Mitarbeitern an der Ungererstraße. Nach etwa 20 Minuten habe man wieder Strom gehabt; die PC-Server seien ohnehin "über Notfallsysteme gesichert", so ein Sprecher.

Im Münchner Werk der SONA BLW Präzisionsschmiede standen die Maschinen über drei Stunden lang still. Gut 500 Beschäftigte fertigen dort Feinteile für die Auto-Industrie. Der Schaden wird an die 100.000 Euro gehen. "Wir müssen den Ausfall mühsam wieder auffangen mit Extraschichten am Wochenende", sagt Firmensprecher Bernd Rhein. Als man den Stromausfalle gemeldete habe, habe es seitens der Stadtwerke geheißen, man müsse sich zuerst um den Großkunden BMW kümmern.

Dort allerdings hatten sowohl das Werk in Moosach wie auch das Forschungszentrum an der Schleißheimer Straße jederzeit Strom. Dennoch waren etwa 2500 Mitarbeiter an anderen Konzernstandorten betroffen. "Einen Teil haben wir nach Hause geschickt", sagte ein Sprecher. Der Schaden sei "überschaubar, da ja die Produktion nicht betroffen war". Ob BMW Schadenersatz geltend mache, sei noch offen.

Glimpflich kam auch der Versicherungskonzern Munich Re davon, der einen Teil seiner Belegschaft im Gebäudekomplex "Am Münchner Tor" an der Schenkendorfstraße untergebracht hat. "Unsere Notfallsysteme haben funktioniert", hieß es. Ebenfalls eine Zeit lang ohne Energie aus dem Stadtwerke-Netz auskommen musste das Rechenzentrum der Stadtsparkasse an der Ungererstraße. Die allgemeine Stromversorgung des Hauses habe ein Notstromaggregat übernommen, erklärte eine Sprecherin. Die Rechner wurden "über Notsysteme unterbrechungsfrei mit Strom versorgt". Der Olympiapark meldete keine Ausfälle.

© SZ vom 12.2.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: