Klinik-Skandal:Hygienemängel - auch das Rechts der Isar ist betroffen

Erst Bogenhausen und Neuperlach, dann Schwabing - und auch das Klinikum Rechts der Isar hatte vor drei Jahren bereits Hygieneprobleme.

B. Kastner

Mit der Hygiene ist es in Münchner Kliniken, Arztpraxen und medizinischen Einrichtungen oft nicht zum Besten bestellt. Der aktuelle Klinik-Skandal, ausgelöst durch mangelhafte Reinigung von OP-Besteck in den städtischen Häusern Neuperlach und Bogenhausen, scheint nur die Spitze eines Eisbergs zu sein.

Hinter den Kulissen des Klinikums Bogenhausen, 2007

Sterilgut muss steril sein, ist es aber in Kliniken nicht immer. In ambulanten Einrichtungen sind die Probleme meist noch größer.

(Foto: Catherina Hess)

Nach SZ-Informationen musste vor drei Jahren die Sterilgutaufbereitung am Klinikum rechts der Isar, das zur Technischen Universität gehört, wegen Mängeln teilweise geschlossen werden. Inzwischen läuft der Betrieb nach einer Umstrukturierung offenbar einwandfrei. Eine Sprecherin des Klinikums bestätigte lediglich, dass vor drei Jahren ein veralteter Gassterilisator stillgelegt worden sei.

Behoben sind offenbar auch die Probleme beim Blutspendedienst, der zum städtischen Klinik-Konzern gehört. Laut einer Mitteilung des Klinikums habe die Regierung von Oberbayern als Kontrollbehörde erst in der vergangenen Woche dem Dienst einen "sehr guten Standard" bescheinigt. "Es wurden keine wesentlichen Mängel festgestellt", sondern die "erheblichen Fortschritte" in der Reorganisation des Dienstes gelobt. Die Zahl der Vollzeitstellen sei von 75 auf 95 in den vergangenen drei Jahren erhöht worden.

Indirekt bestätigt die Mitteilung damit, dass es vor ein paar Jahren eklatante Mängel gab im Blutspendedienst. Die Regierung von Oberbayern erklärte auf SZ-Anfrage, dass man bei einer Inspektion im Sommer 2006 festgestellt habe, "dass gegen verschiedene Standards" verstoßen worden sei, etwa in der Qualitätssicherung des gesamten Betriebs.

Ein Grund sei die personelle Unterbesetzung gewesen. Es habe sich um "gravierende" Probleme gehandelt. Diese seien "im wesentlichen behoben", so der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Heinrich Schuster. Lediglich die räumliche Situation im Haus an der Dachauer Straße sei noch unbefriedigend.

Die Mängel im Blutspendedienst waren durch einen Brief des früheren Leiters, Gerhard Mayer, an den entlassenen Klinik-Geschäftsführer Reinhard Fuß publik geworden. Mayer war vor zwei Jahren nach etwa 15 Jahren in der Chefposition entlassen worden und sieht sich als Mobbingopfer. Sein Brief ist in zynischem Ton formuliert. Er gibt Fuß die Schuld an der damaligen Misere.

Schuld ist der Zeitdruck

Jenseits der Krankenhäuser und deren Betriebe liegt in privaten Einrichtungen in Sachen Hygiene "weit mehr im Argen", wie es ein Experte formuliert. Dies ist auch der Tenor einer Mitteilung des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU).

"Regelmäßig" stießen demnach die städtischen Kontrolleure auf diverse Mängel: Auf Arbeitskleidung, die zu Hause gewaschen wird, obwohl sie desinfiziert werden muss; auf Mängel bei der Aufbereitung von Medizinprodukten; auf schlechte Handhygiene; auf mangelhafte Putzdienste; oder auch auf medizinische Geräte, die nicht wie vorgeschrieben gewartet werden, als Beispiel nennt das RGU Narkose-Instrumente.

Mit der Sterilität scheint es immer wieder Probleme zu geben, vor allem in ambulanten Einrichtungen, wo beratendes Fachpersonal fehle und häufig manuell gearbeitet werde: "Dabei werden oft Fehler gemacht", konstatiert das RGU. Zwei ambulante Einrichtungen privater Betreiber seien in den vergangenen Jahren geschlossen worden, weil sie Medizinprodukte falsch verwendet hätten.

Als Grund für die Mängel nennt die Stadt die zunehmende Arbeitsbelastung der Mitarbeiter und den Personalmangel, weshalb "Hygienemaßnahmen leider oft vernachlässigt" würden. Bei aller Kritik nehmen die Kontrolleure die Beschäftigten auch in Schutz: Das alles geschehe "nicht bewusst", sondern vor allem aus Zeitdruck, gerade in Krankenhäusern.

Viel Personal hat auch die Stadt nicht, um alle medizinischen Einrichtungen in München zu kontrollieren. Acht Ärzte, davon drei mit Teilzeitjobs, sind zuständig für mehr als 8000 Einrichtungen, darunter 5000 Arztpraxen und 70 Kliniken. Die Prüfer würden laut RGU tätig, wenn Beschwerden eingingen. Vor einer Kontrolle aus diesem Grund meldeten sie sich bei der Einrichtung an.

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