Hygieneskandal:Interims-Chefin für städtische Kliniken

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Die bisherige Direktorin des Klinikum Neuperlach wird Interimsgeschäftsführerin: Mit Brigitta Köbach soll nach dem Hygiene-Skandal wieder Ruhe einkehren.

Dominik Hutter und Silke Lode

Der Aufsichtsrat der Städtischen Kliniken hat am Montag Birgitta Köbach zur Interimsgeschäftsführerin bestimmt. Sie soll nun Ruhe in den vom Hygiene-Skandal geplagten Krankenhausbetrieb bringen. Die 48-jährige Politologin und Betriebswirtin, die bislang Direktorin des Klinikums Neuperlach war, kümmert sich ab sofort mit Franz Hafner um die Geschäfte. Hafner ist der einzige der vormals vier Geschäftsführer, der nicht im Rahmen des Skandals um verschmutztes OP-Besteck vom Aufsichtsrat geschasst wurde.

Sie steht in den nächsten Wochen an der Spitze der Kliniken: Birgitta Köbach. (Foto: Catherina Hess)

Köbach soll laut Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) mindestens sechs Monate im Amt bleiben, längstens aber bis zum Amtsantritt einer neuen Geschäftsführung. Monatzeder, der dem Aufsichtsrat vorsitzt, betonte, dass dies eine Übergangslösung sei und kein Indiz dafür, wer später der neuen Klinikleitung angehöre. "Das ist jetzt eine Art Feuerwehr", sagte er in einer Sitzungspause.

Die Interims-Chefs sollen vor allem die Ausschreibung für eine neue Geschäftsführung vorbereiten und zwei Untersuchungen voranbringen: eine zur Organisation und den Strukturen des Klinikums und eine zum Pflegepersonal. Offen ließ der Aufsichtsrat, wer Köbach und Hafner übergangsweise als dritter Geschäftsführer zur Seite steht. Monatzeder wurde beauftragt, zusammen mit einer Personalagentur geeignete Kandidaten zu suchen, möglichst mit medizinischem Hintergrund.

Die Stelle soll spätestens am 2. August besetzt werden. Nach SZ-Informationen haben sich am Montag drei Bewerber vorgestellt. Einer davon, ein externer Kandidat, soll über Qualifikationen als Arzt, Pfleger und Kaufmann verfügen, kam aber trotzdem nicht zum Zuge.

Die CSU äußerte heftige Kritik an der Wahl Köbachs, wurde aber im Aufsichtsrat überstimmt. "Von Neuanfang kann keine Rede sein", findet Fraktionschef Josef Schmid, "denn dieser hätte auch neuer Personalien bedurft". Nun sei schon wieder kein Mediziner im Klinikvorstand vertreten, stattdessen aber eine "Person aus dem bestehenden System".

Köbach sagte unmittelbar nach ihrer Wahl, sie wolle sich vor allem bemühen, das Vertrauen der Patienten und Mitarbeiter wiederherzustellen. Pflegekräfte und Ärzte seien verunsichert, wie es jetzt weitergehe. "Wir müssen verhindern, dass es zu Abwanderungen zu anderen Kliniken kommt." Laut Köbach kann in Bogenhausen und Neuperlach, den beiden vom Hygiene-Skandal betroffenen Kliniken, noch nicht in vollen Umfang operiert werden.

Für die Kliniken bedeutet der Ausfall von OPs spürbare finanzielle Verluste, zudem bestätigte Köbach, dass in den vergangenen Wochen etwa 15 Prozent weniger Patienten in die Kliniken gekommen sind: "Natürlich haben wir das gespürt, die Patienten sind verunsichert und die Einweiser auch."

Auf eine heikle Frage wollten am Montag weder die parteilose Interims-Chefin noch Monatzeder antworten: der Rolle Köbachs im Hygiene-Skandal. Monatzeder verwies darauf, dass derzeit die Staatsanwaltschaft prüft, wer wann was gewusst hat. Köbach wurden bisher keine öffentlichen Vorwürfe gemacht. Im fraglichen Zeitraum von August 2009, als die ersten Beschwerden in Neuperlach laut wurden, bis zur Information des Aufsichtsrats über Probleme mit dem Sterilgut am 2. Juli, war Köbach Direktorin der Klinik.

© SZ vom 20.7.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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