Erholungsflächen der Stadt:Die Müllplage

Wenn die Sonne scheint, stürmen die Münchner die Erholungsflächen der Stadt - und hinterlassen dabei Tonnen von Abfall.

Sabina Karasin und Daniel Peitz

Schönes Wetter und Müllberge - für München ein untrennbares Phänomen. Wenn die Temperaturen steigen, vor allem nach einer verregneten Woche, überrennen die Münchner die beliebten Erholungsplätze der Stadt. Danach versinken Orte wie der Englische Garten, der Olympiapark oder der Hofgarten im Müll. Bierflaschen, Zigarettenkippen und -schachteln und Tausende Pappbecher übersähen die Grünanlagen.

Abfall am Flaucher in München, 2009

Am Flaucher können Erholungssuchende oft nur noch mit Badeschuhen ins Wasser gehen, weil Müll und Scherben herumliegen.

(Foto: Catherina Hess)

Auch der Flaucher ist von der Grill- und Erholungswut der Münchner betroffen. Seit der Renaturierung der Isar nutzen die Münchner das Gebiet noch intensiver. "Der Flaucher ist der Hauptschauplatz der Grillfreunde", sagt Nina Lindinger vom Baureferat München. 2009 kam der Großteil der 109 Tonnen Müll der Isarauen vom Flaucher. Bei gutem Wetter wie am vergangenen Wochenende kommen bis zu 4,5 Tonnen Müll zusammen.

Die Stadt hat zwar vorgesorgt und 82 Müll-Gitterboxen mit einem Kubikmeter Fassungsvermögen aufgestellt, doch viele lassen ihren Abfall einfach liegen. Vor allem wenn der Abend spät und der Alkoholkonsum schon hoch ist, sinkt die Müllmoral. Da helfen auch die zwölf Grillkohlebehälter wenig. Die Stadt kostete der Erholungsdrang der Münchner allein am Flaucher 190.000 Euro im vergangenen Jahr. "Vor allem die Entsorgung der Kleinstabfälle, wie Glasscherben, ist besonders zeitaufwendig", sagt Lindinger.

Auch die Naturschutzwacht, die sogenannten Grillkontrolleure, achtet darauf, dass die Menschen ihren Müll richtig entsorgen oder wieder mitnehmen. Eigentlich kümmern sie sich darum, ob die Menschen vorschriftsgemäß grillen - in den dafür ausgewiesenen Bereichen. "Aber wenn sie jemanden in flagranti erwischen, wie er seinen Müll liegen lassen will, sprechen sie den natürlich auch an", sagt Lindinger. An heißen Tagen sind bis zu zwanzig Grillkontrolleure unterwegs.

Aber auch der Olympiapark bleibt von Müllbergen nicht verschont. An einem schönen Wochenende kommen zwischen 20.000 und 30.000 Besucher. Der Olympiapark zahlt an einem solchen Wochenende 2000 Euro für die Müllentsorgung. Wenn, wie am vorigen Wochenende, mit dem Outdoorfestival, dem Sommerfestival und der ersten Münchner Hundefest Bavaria Dog drei Veranstaltungen zusammenkommen, ist es weit mehr. Allein das Outdoorfestival hatte 35.000 Besucher. "Bis zu 100.000 Menschen können es an einem Wochenende werden", sagt Tobias Kohler, Pressesprecher des Olympiaparks. Im Jahr 2009 wurden 61 Tonnen Müll beseitigt.

Die Müllbelastung im Hofgarten und im Englischen Garten ist während den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Fielen vor vier Jahren noch 87 Tonnen an, so lag der Abfall 2008 bei 104 Tonnen, 2009 waren es schon 114 Tonnen, Tendenz weiter steigend. Die Mitarbeiter der Bayerischen Schlösser-, Garten- und Seen-Verwaltung kommen mit der Beseitigung kaum noch nach.

Der Montag ist nach sonnigen Wochenenden der härteste Tag. "Mit der Müllbeseitigung sind wir derzeit am Limit", sagt Jan Björn Potthast, Sprecher der Schlösser-, Garten- und Seenverwaltung. Um den Müllbergen Herr zu werden, erwägt die Verwaltung für die Wochenenden einen privaten Dienst zu beauftragen, doch fehlen dazu die Mittel. Derzeit sind fünf bis sechs Mitarbeiter im Englischen Garten und ein Mitarbeiter im Hofgarten nur damit beschäftigt, den Müll aufzusammeln. Besonders viel Müll falle, so Potthast, im Hofgarten in der Umgebung der größeren Coffeeshops an. Die beliebten

Coffee-to-go-Becher aus Pappe liegen überall herum oder verstopfen die Mülleimer. Die Mülltonnen können jedoch aufgrund der Denkmalverordnung im Englischen Garten nicht vergrößert werden. Aus diesem Grund hatte Thomas Köster, Leiter des Englischen Gartens, bereits 2007 die Einführung von Pfand für die Becher verlangt, fand jedoch kein Gehör. Auch strengere Sanktionen sind nur schwer durchzusetzen.

Als der Landtag 2008 die Rechtsgrundlage für ein Bußgeld schuf, ging ein Aufschrei durch die Münchener Bevölkerung. Insbesondere die Hundebesitzer fürchteten Kontrollen der ohnehin bereits bestehenden Leinenverordnung und protestierten gegen die Geldstrafe. Für die Parkverwaltung ist ein Bußgeldkatalog dagegen die vielleicht letzte Chance, um die Müllplage zu beenden. "Aus unserer Sicht wäre die Einführung an der Zeit", sagt Potthast.

Doch ob Bußgelder tatsächlich helfen, ist ungewiss. Am Flaucher können sie zwar verhängt werden, jedoch passiert dies so gut wie nie. "Man muss mit den Menschen reden und an ihre Vernunft appellieren", sagt Nina Lindinger vom Baureferat.

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