Eon mit Kundendaten erpresst:Kennwort: "Wir werden reich"

Alles nur ein "Bluff"? Zusammen mit einem Komplizen soll ein ehemaliger Werkstudent den Energiekonzern Eon erpresst haben. Vor Gericht geben sich die Angeklagten harmlos.

Christian Rost

Die Drohung sei ein "Bluff" gewesen, verteidigen sich die Angeklagten. In einer "Bierlaune" sei die Idee entstanden, den Eon-Konzern mit entwendeten Kundendaten um 800.000 Euro zu erpressen. "Frust" und "Abenteuerlust" nennen die vier Männer als Motive. Auf der Anklagebank im Münchner Landgericht geben sie sich am Mittwoch alle Mühe, ihre Tat harmlos aussehen zu lassen. Allerdings sind sie professionell an die Sache herangegangen und haben einigen Aufwand betrieben, ihre Spuren zu verwischen.

E.ON plant Sparprogramm

Ein ehemaliger Werkstudent der Eon-Tochter "E wie einfach" hat zusammen mit einem Komplizen den Energiekonzern erpresst.

(Foto: dpa)

Die 20.Strafkammer unter dem Vorsitz von Stephan Kirchinger wird neben den umfassenden Geständnissen auch die kriminelle Energie der Angeklagten berücksichtigen, wenn am Freitag ein Urteil gesprochen wird. Härter als die anderen wird es vermutlich den 30-jährigen Simon B. treffen. Er war 2009 als Werkstudent bei der Eon-Tocher "E wie einfach" in Köln beschäftigt und nahm kurz vor seinem Ausscheiden Kundendaten mit nach Hause.

Informationen über bis zu 700.000 Stromkunden befanden sich auf dem USB-Stick, den B. laut Staatsanwaltschaft gestohlen oder den er, wie er behauptet, versehentlich in seine Tasche gesteckt hat. Abgesehen vom Vorwurf des Diebstahls räumt der Fremdsprachenkorrespondent die versuchte Erpressung aber ein. Er habe trotz Studiums keinen Job gefunden und sei finanziell abgebrannt gewesen. Mit Andrej N., den er bei "E wie einfach" kennengelernt hatte, heckte er in der Kneipe den Erpressungs-Plan aus.

Der Vertriebsberater und der Student teilten sich die Arbeit. So war B. fürs "Operative" zuständig. Er schickte, mit Mütze und Schal vermummt, von einem Internetcafé aus E-Mails an Eon und drohte, die Medien über ein Datensicherheitsleck bei dem Konzern zu informieren und die Kundeninformationen an die Konkurrenz zu verkaufen. Um den Schaden abzuwenden, müsse Eon 800.000 Euro auf ein anonymes Konto überweisen.

Andrej N. kümmerte sich derweil um die Zahlungsmodalitäten. Der 36-jährige Berliner kontaktierte einen Kumpel in der Hauptstadt, den verkrachten Eventmanager David M. Der 34-Jährige hatte bereits mit einem Freund und falschem Ausweis ein Konto unter einem fiktiven Namen bei einer Online-Bank eingerichtet. Das Konto verwendeten M. und Christian B., 32, eigentlich, um den Dispokredit komplett ausschöpfen zu können. Dieses Konto kaufte Andrej N. den beiden Kleinganoven für 2000 Euro ab und versprach ihnen ein Drittel der Erpressungssumme. Die Polizei kam dem Quartett im März auf die Spur, als Christian B. von seinem Computer den Kontostand kontrollierte. Das Kennwort lautete: "Wir werden reich". Dabei hinterließ er Spuren im Datennetz.

Student B. beteuert, längst alle Eon-Kundendaten gelöscht und den USB-Stick vernichtet zu haben. Das hörte der Eon-Gesandte im Gerichtssaal ausgesprochen gerne.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: