Englischer Garten: Von Verkleinerung bedroht:Eingriff ins Grüne

Gebäude, Parkplätze und der Mittlere Ring haben den Englischen Garten bereits Tausende Quadratmeter gekostet - jetzt droht ein weiterer Einschnitt.

Alfred Dürr

Wenn bald wieder wärmende Sonnenstrahlen die Menschen ins Freie drängen lassen, bietet sich das altbekannte Bild: Der beliebte Englische Garten gerät vor allem an den Wochenenden in massiven Stress und müsste eigentlich wegen Überfüllung geschlossen werden. Die Besuchermassen und ein oft rücksichtsloses Verhalten sind die größte Gefahr für den Park, sagt der Chef der bayerischen Gärten und Landschaftsparks in der staatlichen Schlösserverwaltung, Rainer Herzog. Nicht nur Fußballspielen auf immer den selben Rasenflecken macht der Natur Probleme. Die riesigen Müllmengen und freilaufende Hunde sind immer ein Thema. Trendsport gehört verstärkt dazu. Mountainbiker etwa, die querfeldein fahren, oder immer mehr Slackliner, die ihr Band zwischen Bäume spannen und dann darauf balancieren.

Englischer Garten: Von Verkleinerung bedroht: Für Parkbesucher bleibt immer weniger Grünfläche: Dem Englischen Garten droht wieder eine Verkleinerung.

Für Parkbesucher bleibt immer weniger Grünfläche: Dem Englischen Garten droht wieder eine Verkleinerung.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Doch auch von anderen Seiten wird der Englische Garten immer wieder angegriffen. Gerade ist in der Diskussion, ob man nicht durch eine Verbreiterung des Isarrings, der seit den 60er Jahren den Park in zwei Hälften teilt, die Stauprobleme lösen kann. Die zusätzlichen Fahrspuren wären jedoch ein weiterer Verlust für den Park.

Engagierte Architekten, wie das Schwabinger Ehepaar Hermann Grub und Petra Lejeune, setzen sich deswegen für die Verlegung der Autostraßen in einen Tunnel ein, um das weltberühmte Gartendenkmal wieder zu vereinigen und es vor weiteren Beschädigungen zu bewahren. In den vergangenen Jahrzehnten musste der Englische Garten bereits mehrfach große Flächen für Bauprojekte abtreten. "Innerstädtische Parks sind gefährdet", sagt Herzog. In den engen Städten weiche man schnell auf die Grünflächen aus, wenn etwas Neues errichtet werden soll. Die Schlösserverwaltung und Hermann Grub listen auf, was der Park alles einbüßen musste. Nachfolgend nur einige Beispiele:

Der gewaltigste Eingriff war der Bau des Isarrings. Der Park wurde brutal zerschnitten, viele Besucher glauben, der Englische Garten sei hier zu Ende. Vom historischen Teil gingen 16 000 Quadratmeter verloren. Allerdings wurden nach dem Krieg große Flächen im Norden hinzugekauft. Profitiert davon hat die Straße, die Spaziergänger haben das nicht.

Parkplätze statt Grünflächen

Gleich in der Nähe liegt das Seehaus, das eine lange Geschichte hinter sich hat. Der heutige Bau stammt aus der Mitte der 80er Jahre. Der dazugehörende Parkplatz belegt 25.000 Quadratmeter. Ein Randaspekt: Im Lauf der Bauepochen sind 2100 Quadratmeter Seefläche durch Aufschüttungen den Biergärten zugeschlagen worden. Wenn man von hier aus seinen Weg fortsetzt, trifft man auf die große Ost-West-Verbindung, auf der heute der Bus fährt. In den 30er Jahren wurde diese Trasse asphaltiert, verbreitert und begradigt. Die traditionellen Wegverbindungen wurden unterbrochen.

1951 schluckte die Erweiterung der Fläche für die Fakultät für Tiermedizin zwischen der Königin- und Veterinärstraße rund zwei Hektar des Parks. Dabei wurde der Schwabinger Bach rund 100 Meter in Richtung Englischer Garten verlegt und begradigt. Ebenfalls zu Beginn der 50er Jahre gingen mit dem Bau von Radio Free Europe 20 000 Quadratmeter verloren. Heute sind dort Universitätsinstitute untergebracht. Der in der Nähe liegende städtische Schulsportplatz beansprucht 30000 Quadratmeter. Durch den Ausbau der Prinzregentenstraße (1890) und den Bau des Hauses der Kunst fielen 35.000 Quadratmeter weg.

Wo immer man dieses einmalige Kulturgut Englischer Garten entlasten könne, müsse man es auch tun, sagen Grub und Herzog. Und sie berufen sich auf ein Zitat des Parkschöpfers Friedrich von Sckell: "Mögten doch einmal die Grenzen dieser schönen Anlage, die leider schon mit so vielen gemeinen Bauten und häßlichen Einfassungen umgeben sind, mit ihren Bächen ruhig gelassen und nicht immer benaget, verunstaltet und herabgewürdigt werden."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: