Englischer Garten:Ein kleiner grüner Traum

Statt Nord- und Südteil soll es nur noch einen Englischen Garten geben: Ein Architekten-Ehepaar kämpft für die Vereinigung des Parks - und baut auf Olympia 2018.

Alfred Dürr

Es ist ein wunderbarer grüner Traum - und ausgeträumt ist er noch lange nicht. Bäume und Ruhe statt Autolärm und Abgase. Das Schwabinger Architektenehepaar Hermann Grub und Petra Lejeune-Grub will beim Kleinhesseloher See den seit mehr als 40 Jahren vom Mittleren Ring durchschnittenen Englischen Garten "wiedervereinigen". Oben grün, unten die Autos: Die Stadtautobahn soll, so der kühne Plan, in einem Tunnel verschwinden.

Vereinigung des Englischen Gartens

Eine große Banderole wirbt am Ring für die Webseite www.einenglischergarten.de.

(Foto: Foto: Haas)

Doch diese Vision ,die die beiden engagierten Planer vor gut einem Monat vorgestellt haben (SZ vom 26. März 2010), war schnell abgeheftet. Hervorragende Idee, es fehle allerdings das Geld dafür, heißt es im Rathaus. Aber die Architekten geben nicht auf und setzen nun auf finanzielle Unterstützung durch die Bewerbungsgesellschaft für die Olympischen Winterspiele 2018 in München.

Ein Hoffnungsschimmer immerhin, denn im Umweltkonzept für die Spiele werde besonderes Gewicht auf ein "grünes Vermächtnis" gelegt, sagt Grub. Der Englische Garten stehe dafür wie kaum ein zweiter Ort in der Stadt: "Er drückt die Kultur und das Lebensgefühl der Stadt aus." Die Wiedervereinigung eines der größten innerstädtischen Parks der Welt sei ein nachhaltiger Beitrag zu Olympia, der Münchnern und internationalen Besuchern dauerhaft zugute komme. Er entspreche also hundertprozentig dem Bewerbungsmotto von "grünen Spielen". Im Zusammenhang mit der Bewerbung könnten auch Bund und Land als potentielle Geldgeber in Frage kommen.

Bei der Bewerbungsgesellschaft hat man das Anliegen interessiert zur Kenntnis genommen. Zusagen irgendwelcher Art gibt es nicht. "Wir kämpfen weiter für unser Projekt", sagt Petra Lejeune-Grub. Am heutigen Dienstagabend beschäftigt sich auch der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann mit dem Thema. Die Architekten sind eingeladen, ihre Planungen für den Englischen Garten zu erläutern.

Der Vorschlag kommt gerade recht. Entscheidend ist nämlich, dass in der Verwaltung ein neues Verkehrskonzept im nördlichen Anschnitt des Mittleren Rings erarbeitet wird. Denn seit die Röhre unter der Richard-Strauss-Straße fertig ist, hat der Verkehr massiv zugenommen, und die Autos stauen sich oft an der Kreuzung Isarring/Ifflandstraße. Anstatt den Ring zu verbreitern, könne man ihn in einen Tunnel legen - wegen des Lärmschutzes und der Verbindung der bisher getrennten Teile des Parks, meinen auch Stadtteil-Politiker.

Aufgeben ist für das Ehepaar Grub ein Fremdwort. Die beiden glauben an das Engagement der Bürger, die Unterstützung aus dem Landtag, aus dem Bundesverkehrsministerium und von großen Münchner Firmen, wie etwa BMW. Rund 50 Millionen Euro müssten für die 300 Meter Tunnel aufgebracht werden, behauptet Grub. Eine Kostenschätzung, die nicht realistisch ist, entgegnet Oberbürgermeister Christian Ude, der ansonsten ein großer Fan des Vorschlags ist: "Die Durchschneidung des Englischen Gartens durch die Verkehrsschneise des Mittleren Rings war von Anfang an unerträglich und verlangt nach einer besseren Lösung."

Idealistische Spinner sind die Grubs nicht. Sie haben sich mit außergewöhnlichen Grün- und Landschaftsplanungen in Stuttgart, Berlin, Brüssel oder München als "renommierte Utopisten" - wie sie der Spiegel einmal genannt hat - einen Namen gemacht. Seit 2004 hat das Münchner Büro Grub die schwierigen Planungen für neue Uferlandschaften am Neckar im Stuttgarter Raum entscheidend vorangebracht. Die Ideen für den Englischen Garten sind damit zwar nicht vergleichbar. Doch es geht dem gebürtigen Schwaben ums Prinzip: "Man muss trotz aller Probleme durchhalten, Bürger und Politiker für sein Ziel begeistern, dann erreicht man es am Ende auch."

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