Das Streusalz geht aus:Der Letzte in der Lieferkette

Kleinere Städte und Gemeinden rund um München beklagen, dass sie nicht genügend Streusalz bekommen. Das könnte fatale Konsequenzen haben.

Marco Völklein

Von Entwarnung keine Spur: In vielen Städten und Gemeinden rund um München bleibt das Streusalz weiter knapp. Die Stadt Starnberg zum Beispiel wartet nach wie vor auf eine Lieferung von 100 Tonnen Streusalz, die die Verantwortlichen bereits knapp zwei Wochen vor Weihnachten bestellt hatten. Auch in Fürstenfeldbruck, Dachau, Ebersberg, Germering und Gauting wurde zuletzt das Streusalz knapp. Die Stadt München hingegen hat nach eigener Aussage noch genügend Salz. Zuletzt rollten mehrere Lieferungen in die Stadt, "die Lager sind mehr als gut gefüllt", so das Baureferat.

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Knappes Gut: In vielen Städten und Gemeinden rund um München geht das Streusalz aus.

(Foto: dpa)

Das Beispiel zeigt: Große Salzabnehmer bekommen die bestellten Mengen offenbar zugestellt, kleinere dagegen gehen leer aus. "Wir sind die letzten in der Lieferkette", sagt Karl Heinz Springer von der Starnberger Stadtverwaltung. Autobahndirektionen und große Kommunen würden von den Herstellern bevorzugt behandelt. Das beklagt nun auch der Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger (CSU) in seiner Funktion als Chef des bayerischen Städtetags. Er forderte die Salzlieferanten auf, "so viele Vorräte anzulegen, dass sie auch dann noch liefern können, wenn der Bedarf drastisch zunimmt". Die Städte hätten sich, so stellt es Schaidinger dar, gut auf den Winterdienst vorbereitet, hätten - soweit dies ihre knappen Lagerkapazitäten und leeren Kassen zuließen - Streusalz eingelagert. Nun aber würden die Hersteller nicht nachliefern.

Die aber weisen den Vorwurf weit von sich. Beim Münchner Konzern Wacker Chemie, einer von drei großen Salzherstellern in Deutschland, läuft nach eigenen Angaben die Produktion auf Hochtouren. Die Wacker-Förderstätte im baden-württembergischen Stetten, aus der auch die Stadt München ihr Streusalz bezieht, arbeite mit "maximaler Auslastung", heißt es bei Wacker. Eine bevorzugte Lieferung an Großabnehmer gebe es nicht; wenngleich der Konzern bestätigt, derzeit nur seine Vertragskunden zu beliefern. Neukunden blitzen ab.

Entsprechend in Rage gerät nun Kommunalpolitiker Schaidinger. Für die kommenden Tage sagen Meteorologen milderes Wetter mit viel Regen voraus; vor allem in Nordbayern droht dann Glatteis, warnt der Deutsche Wetterdienst. Schaidinger regte an, dass das Bundeskartellamt "dem Oligopol der deutschen großen Salzlieferanten genauer auf die Finger schaut". Das Amt hatte zuletzt im Jahr 1998 wegen verbotener Absprachen im süddeutschen Raum eine Geldbuße von 50,6 Millionen Euro verhängt.

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