Das neue Harry Klein:Tanzen auf Federn

Ein neuer Raum, schalldichte Wände und ein altes Konzept. Das Harry Klein ist umgezogen. Ein Besuch in der Sonnenstraße 8.

Petra Markovic

Die Zeit der Großraumdiskos ist vorbei. Klein ist angesagt: Harry Klein. Das Konzept des Disko-Riesen M-Park scheiterte, die Macher mussten Insolvenz anmelden. Dieses Problem kennt klein Harry nicht. Hier stehen Partywillige Schlange.

Bis vor wenigen Wochen war das Harry Klein in den Optimolwerken ansässig, zog dann auf die neue Partymeile in der Sonnenstraße. Neben dem 8Seasons, dem Cord, 59:1, und der Milchbar ist nun also auch Münchens Vorzeige-Electroclub im Zentrum gelegen.

Von lauten Elektrobeats ist draußen allerdings nichts zu hören. Nach etwas Wartezeit, Taschen- und Ausweiskontrolle weiß man auch warum. Betreiber David Süß hat viel Geld in den Umbau des ehemaligen Café Glam investiert und ein Raum-im-Raum-Konzept entwickelt. Probleme mit den Anwohnern will er auf jeden Fall vermeiden. Die Location ist eigentlich ein Betonwürfel, der auf speziellen Federn steht. Durch die doppelten Wände wird der Schall nach innen abgeleitet. Und wer genau aufpasst, spürt, wie der Boden im Takt mitschwingt.

Obwohl das Harry Klein gegen Mitternacht erst mäßig gefüllt ist, wird auf der Tanzfläche schon heftig getanzt und gebaggert. Auf drei Areas schwingen vor allem Männer ihre Hüften. Das Durchschnittsalter des Publikums liegt bei etwa 25 Jahren.

Es führt eine Treppe vom Tanzbereich auf eine Galerie. Im ersten Stock gibt es eine weitere Bar und einen herrlichen Ausblick auf die tanzende Meute. Ein besonderes Gadget ist der "Nichtraucherraum". Zunächst als Raucherlounge geplant, wurde der Nebenraum nach dem Volksentscheid umbenannt und dient nun als Ruhestätte. Ohne sich die Stimme heiser zu flirten, kann man hier sein Objekt der Begierde näher kennen lernen, denn in das kleine Kämmerchen dringt kein bisschen Lärm.

Die Leute im Harry Klein sind nicht übermäßig aufgebrezelt - und das bietet einen netten Kontrast zum sonst so schickerialastigen München. Vereinzelt zeigen sich auch Überbleibsel der neunziger Jahre Technoszene. Ganz wie damals in Plateauschuhen, Schlaghosen, mit Piercings und wilden Frisuren.

Der Eintritt kostet an diesem Freitag satte neun Euro, dafür sind die Getränkepreise für Münchner Verhältnisse fast schon günstig. Longdrinks kosten 7,50 Euro, das Becks (es gibt leider kein Becks Gold) 3,30 Euro. Und weil der Club sowieso erst recht spät in Fahrt kommt, genehmigen sich viele Gäste erst einmal ein Glas in einer der umliegenden Bars.

Auch nach seinem Umzug in die Sonnenstraße lädt das unter Experten geschätzte Harry Klein weiterhin hochkarätige DJs ein. Im vergangenen Jahr wurde es vom renommierten Magazin DJ MAG auf Platz 59 der weltweit besten Clubs gewählt. Und vielleicht ist mit der neuen Location ja noch mehr drin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: