Bayerischer Filmpreis:Der Zukunftspreis

"Vor lauter Freude ganz sentimental": Hannelore Elsner beeindruckt bei der Verleihung des 32. Bayerischen Filmpreises im Prinzregententheater nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf dem roten Teppich.

Philipp Crone

Hannelore Elsner hat eigentlich noch einen zweiten Preis verdient am Freitagabend. Den für den besten Auftritt auf dem Roten Teppich. Elsner, die bei der Verleihung der Bayerischen Filmpreise im Prinzregententheater den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk bekommt, kennt auf dem Teppich jeden Kniff.

Sie geht zunächst einmal an den ersten Fotografen vorbei. Die rufen leise, dann immer lauter und verzweifelter ihren Namen. Elsner wartet so lange, bis das Geschrei am größten ist und sämtliche Objektive auf sie gerichtet sind. Dann erst zieht sie langsam ihren Mantel aus, geht zurück zum Anfang des Teppichs und posiert gemütlich, wobei sie nacheinander jede Kamera erst kurz böse ansieht und dann lange hinein lächelt.

Eine gute Figur zu machen, sieht bei Elsner leicht aus, aber das ist es nicht. Man darf sich zum Beispiel nicht anmerken lassen, dass es im kurzen Abendkleid schnell kalt wird auf der Rampe vor dem Theater. Karoline Herfurth zum Beispiel muss sich immer mal wieder an Heizstrahlern aufwärmen, bevor sie wieder zu den Mikrofonen gehen kann, um die mittelschweren Fragen zu beantworten. Eine bekommt Jessica Schwarz gestellt: Ob sie einen Lieblingsfilm hat. Die Antwort: "Pffffföööö uff."

Drinnen bei der Verleihung der 32. Bayerischen Filmpreise wird es dann etwas interessanter - allein schon wegen des kleinen schwarzen Mikrofons in der Mitte der Bühne. Regisseur Sebastian Stern, der den Nachwuchspreis für den Film "Die Hummel" bekommt, krümmt sich darüber und lässt sich nichts anmerken. Florian David Fitz, der für "Vincent will meer" den Drehbuchpreis erhält, geht in die Knie, um ins Mikro zu sprechen, und reißt es kurz danach unabsichtlich aber entschlossen aus der Halterung. Das folgende Lachen im Saal geht bei Comedian Kaya Yanar gleich weiter. Erst beim Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin, den bekommt Paula Beer für ihre Rolle im Film "Poll", wird es still. Laudatorin Hannah Herzsprung fasst sich kurz und beiden droht es, die Sprache zu verschlagen. Ähnlich ist es später, als Jeanette Hain Edgar Selge den Preis für den besten Darsteller in "Poll" überreicht und vor Rührung nur ein paar Worte flüstern kann.

Die Sache mit dem zu kleinen Mikrofon nimmt ein gutes Ende. Denn Matthias Fleischer, der für die beste Kamera in "Das Lied in mir" ausgezeichnet wird, erkennt, dass man sich nicht runterbeugen muss, um im Saal verstanden zu werden. Die Porzellanfiguren, die Tom Tykwer als Regisseur von "Drei", Sophie Rois als beste Darstellerin für ihre Rolle in Tykwers Film und Uli Aselmann als Produzent von "Das Blaue vom Himmel" bekommen, können ohne Mikrokomplikationen überreicht werden.

"Für mich ist der Ehrenpreis ein Zukunftspreis"

Elsner lächelt bei allen Programmpunkten, ob sie ergreifend oder lustig sind, ob Zucchero oder Max Mutzke singen oder Moderator Christoph Süß spricht, ganz erhaben neben Gastgeber Horst Seehofer. Sie ist längst Preisverleihungsprofi. In mehr als 200 Kino- und Fernsehfilmen hat Elsner in den vergangenen 50 Jahren mitgespielt. Zum ersten Mal stand die heute 68-Jährige mit 17 vor der Kamera, neben Freddy Quinn. Als "Die Kommissarin" Lea Sommer spielte sie zwischen 1994 und 2006 in 66 Folgen eine Frankfurter Ermittlerin im Fernsehen.

Erst als Seehofer ganz am Ende hinter das Mikrofon tritt und zur Laudatio auf Elsner ansetzt, wird die 68-Jährige ein wenig aufgeregt, beugt sich beim Zuhören nach vorne, nach hinten, wieder nach vorne, lacht, schmunzelt, staunt. Dann ist sie dran, das Publikum sieht noch einmal in einem kurzen Einspieler ihre größten Erfolge. Elsner springt auf die Bühne, die Gäste stehen und applaudieren minutenlang. "Für mich ist der Ehrenpreis ja ein Zukunftspreis", sagt Elsner, und: "Da werde ich vor lauter Freude ganz sentimental." Gut, dass gleich danach die Sendung vorbei ist und eine Party beginnt.

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