NS-Dokuzentrum:60 000 Besucher in den ersten vier Wochen

NS-Dokuzentrum: Besucher vor Ausstellung im neuen NS-Dokumentationszentrum auf dem Gelände des ehemaligen "Braunen Hauses" an der Brienner Straße.

Besucher vor Ausstellung im neuen NS-Dokumentationszentrum auf dem Gelände des ehemaligen "Braunen Hauses" an der Brienner Straße.

(Foto: Robert Haas)
  • Am 1. Mai hat das NS-Dokumentationszentrum an der Brienner Straße eröffnet.
  • Nach vier Wochen haben schon mehr als 60 000 Menschen die Ausstellungen dort besucht.
  • Im NS-Dokuzentrum wird beleuchtet, welche Rolle München im Dritten Reich gespielt hat.
  • Alle Informationen, Bilder und Hintergründe zum Dokumentationszentrum lesen Sie hier.

Von Ekkehard Müller-Jentsch

Warum war gerade München Ort des Aufstiegs und der Selbstdarstellung der Nazis? Schon mehr als 60 000 Besucher sind im neuen NS-Dokumentationszentrum am Königsplatz dieser Frage nachgegangen. "Täglich kommen Gäste von jung bis alt, Besucherinnen und Besucher aus München und der Umgebung sowie Touristen aus dem In- und Ausland", sagt Zentrums-Sprecherin Kirstin Frieden vier Wochen nach der Eröffnung . "Viele Besucher erfahren erst hier, dass der Nationalsozialismus in den Zwanzigerjahren in München entstanden ist und welche Rolle München im Dritten Reich gespielt hat."

Neben den stark frequentierten Wochenenden und Feiertagen seien bisher auch die Wochentage sowie die Abendveranstaltungen kontinuierlich sehr gut besucht, sagt die Sprecherin des Dokumentationszentrums - "ein großer Erfolg". Allerdings zählen dazu auch die rund 20 000 Menschen, die gleich am ersten Wochenende das Zentrum besucht hatten.

Das wegen des Fronleichnam-Feiertags verlängerte Wochenende dürfte allerdings nicht nur wegen des hochsommerlichen Wetters so manchen Münchner oder Touristen von einem Besuch abhalten. Wegen der Protestaktionen gegen den G7-Gipfel hatte das Dokumentationszentrum auf seiner Internetseite schon vorsichtshalber selbst vor Verkehrsbehinderungen, Straßensperrungen und Halteverboten rund um den Königsplatz gewarnt.

Thema findet beim Publikum große Resonanz

Das Doku-Zentrum in der Brienner Straße - am historischen Standort des "Braunen Hauses", der einstigen Parteizentrale der NSDAP - wurde als Ort des Gedenkens reichlich spät eröffnet: Am 1. Mai 2015, dem 70. Jahrestag der Befreiung Münchens. Groß ist seitdem das Interesse an dem Thema. Und die Darstellung der finsteren Zeit der braunen Diktatur in Wort, Ton und Bild finde beim Publikum eine positive Resonanz, sagt die Sprecherin. Zumal der Eintritt bis zum 31. Juli frei ist.

Da gibt es derzeit nicht nur die Dauerausstellung "München und der Nationalsozialismus". Auch die hochkarätige Kunstausstellung mit dem Titel "Das Unsagbare zeigen. Künstler als Warner und Zeugen 1914- 1945" hinterlasse bei den Besuchern einen nachhaltigen Eindruck, sagen die Veranstalter. Diese Ausstellung, die nur in den ersten Monaten gezeigt wird, präsentiert Werke, die zwischen 1914 und 1945 entstanden sind: Sie zeigen aus Sicht von direkt betroffenen Künstlern den Aufstieg, Terror und Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes.

Gruppenführungen sind bis August ausgebucht

An den großen interaktiven Medientischen und den digitalen Recherchestationen im Lernforum im ersten Untergeschoss können Besucher das gerade Gesehene vertiefen oder die Beziehungsgeflechte der NSDAP ergründen. Die Bildungsangebote für Schulklassen- und Gruppenführungen seien schon bis August 2015 ausgebucht. "Von Juni an werden deshalb zusätzlich speziell ausgebildete Guides die Besuchergruppen betreuen", sagt Kirstin Frieden. "Auch das Seminarprogramm startet dann mit vielen unterschiedlichen Themenschwerpunkten.

Der Katalog zur Ausstellung "München und der Nationalsozialismus" (Verlag C.H. Beck) musste bereits nachgedruckt werden. Beliebt seien bei den Besuchern neben den mehrsprachigen und thematischen Mediaguides vor allem auch die Apps für Smartphones "Orte Erinnern". Es gibt sie in den App Stores oder im Zentrum: Die App führt zu 119 Orten in München, die in einem direkten Bezug zur NS-Geschichte stehen. So will das NS-Dokumentationszentrum auch außerhalb des eigenen Hauses zur Auseinandersetzung mit der NS-Zeit anregen.

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