München sucht den Wiesnhit:Aus einem Mund

Campino auf dem Oktoberfest

Campino von den Toten Hosen bei der Wiesn 2012. Damals landete er den Wiesnhit.

(Foto: Laura Kaufmann, dpa)

Eingängig und tanzbar muss er sein, außerdem leicht zu merken: München wartet auf einen neuen Wiesnhit. Doch die Kapellmeister sind skeptisch, ob sie schon den richtigen Song gefunden haben. Einen Favoriten allerdings gibt es schon.

Von Martin Moser

Jedes Jahr aufs Neue plagen sich die Oktoberfestbands mit der einen Frage: Welcher Song hat das Zeug zum Wiesn-Hit? Fragt man die Kapellmeister der Festzelte, schnaufen sie erst einmal ganz tief durch. Eine Wissenschaft für sich sei das, den Bierzelt-Favoriten zu entdecken.

Jeder hat so seine eigene Taktik, um diesen einen Titel noch vor Wiesnbeginn zu finden - und auch anderswo kann man sich inspirieren lassen. Was gefällt den Leuten auf dem Gäubodenfest in Straubing? Was kommt gut auf dem Dachauer Volksfest an? Oder gibt es vielleicht einen beliebten Hit bei den Touristen auf Mallorca?

Fred Geißer, Kapellmeister in der Bräurosl, übt mit seinen "Ludwig Thoma Musikanten" schon mal den Ballermannsong "Scheiß drauf" von Peter Wackel. "Der Kopf tut weh, die Beine auch. Ich hab heute so ein komisches Grummeln im Bauch" - passt das nicht ganz gut zum großen Münchner Rausch?

München sucht den Wiesnhit: Fred Geißer leitet die Kapelle in der Bräurosl.

Fred Geißer leitet die Kapelle in der Bräurosl.

(Foto: Robert Haas)

Thomas Wohlschläger von der Oktoberfestband "Die Kirchdorfer" gefällt das Lied gar nicht. "Bei diesem Text ist meine Schmerzgrenze erreicht." Einen anderen Anwärter auf den Titel "Wiesn-Hit 2013" hat Wohlschläger aber auch noch nicht entdeckt.

Bei ihm im Hacker-Festzelt könnte "Altes Fieber" von den Toten Hosen oder "Applaus, Applaus" von den Sportfreunden Stiller ganz gut ankommen, vermutet er. "Aber auch ein Lied von Andreas Gabalier könnte auf der Wiesn noch mal durchstarten." Bekannt wurde der Österreicher, der gerne in Lederhose auf die Bühne springt, mit seinem Volksfest-Kracher "I sing a Liad für di".

"Zum Lernen ist die Wiesn nicht geeignet"

Einig sind sich die Kapellmeister bei der Frage, was ein Wiesn-Hit unbedingt braucht: "Man muss den Song auch nach drei Maß Bier noch gut mitsingen können", sagt Sepp Folger, der für Stimmung in der Fischer Vroni sorgt. Der Text sollte außerdem schon zu Beginn des Oktoberfests bei den Leuten bekannt sein. "Zum Lernen ist die Wiesn nicht geeignet."

Im vergangenen Jahr hatten sich die Toten Hosen mit "Tage wie diese" und Hubert von Goisern mit "Brenna tuats guat" als extrem bierzelttauglich erwiesen. Ganz vorne mit dabei im Rennen um den diesjährigen Wiesn-Hit sieht Folger "Rock mi" von den Alpenrebellen. Den Song gibt es zwar schon einige Jahre, er wurde aber im März durch einen Flashmob in den Riem Arcaden wieder bekannt.

Die Münchner A-Capella-Band Voxxclub begann damals mitten im Einkaufszentrum "Rock mi" zu singen und auf den Bänken zu tanzen, viele Menschen machten mit. Auf Youtube wurde die Aktion mehr als zwei Millionen Mal angeklickt. "Der hat das, was ein Wiesn-Hit braucht", sagt Konrad Aigner, Kapellmeister im Winzerer Fähndl. Die Melodie gehe leicht ins Ohr, der Text sei von anderen Volksfesten bereits bekannt.

Alois Stöckl vom Löwenbräuzelt ist davon nicht überzeugt: "Das Ding ist so alt, das wird bei uns nur ab und zu zum Abbauen aufgelegt." Außerdem gebe es zu dem Song keine Choreografie wie etwa beim "Fliegerlied" oder dem "Ketchup Song".

Kapellmeister Folger will nun einfach entspannt abwarten. Spätestens am zweiten Wiesntag lasse sich erkennen, was der neue Publikumsliebling in der Bierzelten wird: "Wenn die Leute nach Hause gehen und dabei einen Song singen, ist das ein gutes Zeichen."

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