München:Spaziergänger findet Babyleiche im Gebüsch

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Beim Bayerischen Landtag in München ist ein Neugeborenes in einem Müllsack entdeckt worden. Die Polizei fahndet nach der Mutter.

S. Wimmer, B. Kastner und C. Rost

Ein totes Baby ist in einem Gebüsch in unmittelbarer Nähe des Bayerischen Landtags gefunden worden. Polizeiangaben zufolge machte ein Mann am Dienstagnachmittag den grausigen Fund: Sein Hund, mit dem er gegen 14.10 Uhr in dem Park in der Nähe der Maria-Theresia-Straße unterwegs war, stöberte die Leiche des Neugeborenen auf.

Das tote Neugeborene lag in einem blauen Müllsack. Noch weiß die Polizei weder etwas über seine Herkunft, noch über die Todesursache. (Foto: Foto:)

Der 47 Jahre alte Spaziergänger war mit seinem Hund gegen 14.10 Uhr nur etwa 20 Meter nördlich des Maximilianeums in dem Park unterwegs. Sein Hund wich plötzlich vom Schotterweg ab und verschwand in etwa zwei Meter Entfernung hinter einer großen Buche.

Weil er nicht mehr auf den Weg zurücklief, sah der Mann hinter dem Baum nach und entdeckte im Unterholz einen blauen Müllsack. Darin befand sich die nackte Babyleiche. Das Neugeborene habe noch nicht lange in dem Gebüsch gelegen, sagte ein Sprecher der Polizei. Es war offensichtlich nicht dort zur Welt gebracht, sondern nach der Geburt abgelegt worden. An der Leiche befand sich noch ein Stück Nabelschnur.

Auf die Mutter gibt es bislang noch keine Hinweise. Ob es sich bei dem Baby um einen Bub oder um ein Mädchen handelt, war ebenfalls noch unklar: Die Todesermittler der Polizei und die Beamten der Mordkommission, die den Fall gemeinsam bearbeiten, wollten den Leichnam, der in Embrionalhaltung in der Tüte lag, nicht bewegen, um Spuren sichern zu können.

Um 17.10 Uhr wurde der Plastiksack samt Leichnam ins Institut für Rechtsmedizin gebracht. Die Obduktion sollte noch am Dienstagabend erfolgen. Dabei sollte auch geklärt werden, ob es sich um eine Totgeburt handelt oder das Kind nach der Entbindung infolge äußerlicher Einwirkungen starb. Die Polizei konnte am Dienstag ein Verbrechen nicht ausschließen. Ermittler setzten sich wegen möglicher Hinweise auf die Mutter des Kindes mit Kliniken, Geburtshelfern und dem Jugendamt in Verbindung.

Die Polizei sperrte den Fundort an der Maria-Theresia-Straße weiträumig ab. Spaziergänger, die ebenfalls mit Hunden in der Grünanlage unterwegs waren, wurden aufgefordert, ihre Tiere strikt an der Leine zu halten. Schräg gestellte Streifenwagen bildeten einen Sichtschutz zum Fundort.

Etwa 50 Einsatzkräfte der Polizei suchten am Isarhochufer nach Hinweisen auf die Person, die den Leichnam dort abgelegt hatte. Eine Hundertschaft der Polizei durchkämmte die Parkanlage nach eventuell weggeworfenen oder verlorenen Gegenständen, weitere Beamte befragten Anwohner in den umliegenden Häusern, ob sie Verdächtiges gesehen haben. Die Ermittler forderten Personensuchhunde, so genannte Mantrailer, an, die eventuell die Spur der Person zurückverfolgen können, die die Babyleiche in das Gebüsch gelegt hatte.

Erst im April dieses Jahres wurde auf einem Balkon in Haar ein totes Baby entdeckt. Bekannte einer 38-jährigen Frau hatten beim Ausmisten der Wohnung geholfen und dabei den schrecklichen Fund gemacht. Das Kind war ebenfalls in einer Plastiktüte abgelegt worden. Die Frau beruhigte zunächst ihre Freunde, doch die Geschichte vom toten Baby machte die Runde in Haar. Irgendwann verständigten Bürger die Polizei, und die entdeckte dann in einem Schrank den verwesten Leichnam, wo ihn die Mutter inzwischen versteckt hatte. Die Frau soll ihr Neugeborenes verdursten und verhungern haben lassen.

Im April 2008 sorgte der Fund eines toten Babys auf einem Dachboden für Aufsehen. Eine Münchner Studentin hatte ihr Kind Ende 2007 allein in ihrer Schwabinger Wohnung zur Welt gebracht, die Schwangerschaft hatte sie geheim gehalten. Weil das Kind angeblich kein Lebenszeichen von sich gegeben habe, habe die Mutter es für tot gehalten und wenig später in einem Koffer auf dem Dachboden ihrer Eltern in Sachsen versteckt.

Im September 2007 schüttelte ein Münchner Vater seine fünf Monate alte Tochter so sehr, dass das Kind starb. Der 46-jährige Mann hatte nachts die Betreuung des Kindes übernommen und war offenbar vom Schreien des Babys entnervt gewesen. Das Mädchen starb an den Folgen eines Schütteltraumas.

Eine 18-jährge Frau erwürgte im Mai 2000 in Ottobrunn ihr neugeborenes Kind, die Leiche versteckte sie in einem Plastiksack in einem Schrank. Die Frau hatte die Schwangerschaft bis zuletzt nicht bemerkt, die Polizei sprach von einer Verzweiflungstat.

Im Januar 2000 fand die Polizei ein totes Neugeborenes in Tücher und einen Müllsack gewickelt auf einem Balkon einer Wohnanlage an der Ungererstraße in Schwabing. Die Mutter hatte es erwürgt.

© SZ vom 07.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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