München:Rätselhaftes Ende für Zara-Filiale in der Fußgängerzone

München: Die Kaufingerstraße wird sich ändern: Der Laden im Haus Nummer 14 macht Ende Februar dicht.

Die Kaufingerstraße wird sich ändern: Der Laden im Haus Nummer 14 macht Ende Februar dicht.

(Foto: Robert Haas)
  • Das Bekleidungsunternehmen Zara schließt eine seiner sechs Filialen in München. Aus "Imagegründen", wie es heißt.
  • Experten zufolge ist der Laden in der Fußgängerzone in der Innenstadt gut besucht und an sich rentabel.
  • Möglicherweise will das Unternehmen den Laden für die Restlaufzeit des Mietvertrags selbst untervermieten.

Von Pia Ratzesberger

Man kann sich viele Gründe vorstellen, warum ein Laden in München schließt, zu wenig Kundschaft zum Beispiel wäre einer, zu hohe Mieten. Selten aber ist von "Imagegründen" zu hören und vor allem nicht in der Kaufingerstraße, wo die Ladenmieten so hoch sind wie in kaum einer anderen Straße in Deutschland. Aus "Imagegründen" würde manche hier gerne einen Laden eröffnen, im Haus Nummer 14 aber plant Zara nun seine Filiale aufzugeben, seine älteste in der Stadt. Nur noch bis Ende Februar kommenden Jahres will die Firma dort billige Mode verkaufen. Die Kaufingerstraße ist voll, auch ihre Läden, warum also will eine Firma solch eine Filiale zumachen?

Seinen Mitarbeiter gegenüber soll Zara das mit eben diesem "Image" begründet haben, heißt es bei der Gewerkschaft Verdi, die Filiale würde nicht mehr ins Konzept passen, die Kunden nicht mehr ansprechen. Am vergangenen Mittwoch habe Zara die Belegschaft informiert, in der Filiale sind um die 100 Leute angestellt. Gekündigt werde niemandem, in anderen Münchner Filialen werden alle Mitarbeiter übernommen, gibt Zara auf Nachfrage an, "und zwar in gleicher Position mit dem gleichen Gehalt und gleicher Stundenanzahl".

Noch fünf weitere Läden führt Zara in München, drei davon in der Innenstadt. In der Theatinerstraße, der Neuhauser Straße und der Leopoldstraße, dazu zwei in den Riem-Arcaden und im Olympia-Einkaufszentrum. Auf die Frage, warum man den Standort in der Kaufingerstraße aufgibt, erhält man bei Zara keine Antwort, in "seltenen Fällen" gebe es "nachträglich Ortskorrekturen", um die "Positionierung" der Firma zu verbessern, heißt es lediglich. Zara zählt zum spanischen Konzern Inditex, der neben dem H&M-Konzern einer der größten globalen Modeproduzenten ist, ihm gehören auch die Ketten Massimo Dutti und Zara Home, Bershka und Pull&Bear.

Zuletzt ist Inditex eher mit guten Zahlen aufgefallen, der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um zwölf Prozent an, auf 23 Milliarden Euro, auch der Gewinn stieg um zehn Prozent, auf drei Milliarden Euro. Allein die Marge sank stark, der Unterschied zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis der Ware also war geringer als sonst. Der Chef von Inditex, Pablo Isla, begründete das mit Währungsschwankungen und kündigte im März an, dass die Marge stabil bleiben werde.

Der Gewerkschaft Verdi zufolge gehört die Filiale in Kaufingerstraße zu den fünf rentabelsten in Deutschland, am Geld also kann es kaum liegen, auch nicht an der Lage in der Münchner Innenstadt. "Die Straße ist nach wie vor so gut besucht wie kaum eine andere", heißt es beim Verein City Partner, einem Zusammenschluss von Münchner Händlern.

Der Quadratmeter kann in dieser Gegend schon einmal mehr als 300 Euro kosten, für einen Konzern wie Inditex dürfte das kein Problem sein, bei Verdi aber vermutet man, dass die Aufgabe der Filiale dennoch mit den hohen Preisen zu tun hat - und Zara seinen Laden in der Kaufingerstraße 14 zumacht, um ihn unterzuvermieten. Der Mietvertrag nämlich laufe noch bis zum Jahr 2025, wirtschaftlich mache alles andere keinen Sinn, sagt Dominik Datz, Gewerkschaftssekretär. Die Firma habe einfach einen Vorwand gesucht, der Laden aber sei eine Goldgrube, mit schlechten Zahlen habe man nicht argumentieren können. Es blieben nur die Imagegründe.

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