München nach der Wahl:"Gewaltig lächerlich gemacht"

Ein Erdbeben erschüttert die CSU, die FDP und die Freien Wähler haben gut lachen. Aber was sagen die Münchner zu diesem historischen Wahlergebnis? Eine Umfrage

Anna Fischhaber

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Ein Erdbeben erschüttert die CSU, die FDP und die Freien Wähler haben gut lachen. Aber was sagen die Münchner zu diesem historischen Wahlergebnis?Ein KasperltheaterJuliane (links): "Ich finde das Ergebnis gut! Hoffentlich tritt der Beckstein jetzt zurück, er ist so unsympathisch. Die CSU hat im Wahlkampf einfach zu viel Mist erzählt - vom Rauchen bis zum Erhalt der Eisbach-Welle wollten sie sich einfach nur beliebt machen."Steffi (rechts): "Das war schon ein bisschen ein Kasperltheater. Wenn ich als gebürtige Hamburgerin was sagen darf: Was mich an Bayern stört, ist dieses 'Mir san Mir'-Getue, diese Selbstverständlichkeit, die sich mit den Verlusten jetzt hoffentlich ein bisschen relativiert."Fotos und Text: Anna Fischhaber

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Wie Fähnchen im Wind Edmund Schlagbauer (rechts): "Scheiße! Da kann doch keiner zufrieden sein: Die SPD hat verloren und freut sich trotzdem wie ein Sieger. Und bei der CSU dieselben Idioten. Wenn die das bloß mit dem Rauchen nicht gemacht hätten - das hat sie die Stimmen gekostet. Und der Huber gehört auf alle Fälle weg. Aber die CSU wird bleiben. Eine Viererkoalition dagegen kann ich mir nicht vorstellen - die bringen sich doch gegenseitig um."Konrad Pfaus (links): "Geil! Ich habe die Freien Wähler gewählt, von denen wünsche ich mir, dass endlich ein bisschen mehr Gerechtigkeit in den Landtag einzieht! Die anderen haben uns verarscht - angefangen mit der Rauchkampagne: Erst Nichtrauchen, dann den Schwanz einziehen, dann wieder Rauchen. Damit hat die CSU die Raucher verprellt - und die Nichtraucher gleich mit. Ich kann nicht, wenn ich Stimmen verliere, sofort zurückrudern. Aber das haben sie nicht kapiert, die Herrschaften. Die sind wie Fähnchen im Wind - und damit haben sie sich gewaltig lächerlich gemacht."

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Kaum mehr offen für NeuesWalter Wilhelm: "Das Ergebnis zeigt, dass die Bürger keine Alleinherrschaft der CSU mehr wollen. Und vielleicht ist das gar nicht so schlecht. Das ist wie im Geschäftsleben: Wer seit 40 Jahren ein Geschäft betreibt, ist kaum mehr offen für etwas Neues - die arbeiten einfach weiter mit ihren Marken, die sie seit Jahrzehnten haben. Aber die Heranwachsenden sehen vieles anders, das ist ein Wandel der Zeit und der Gesellschaft. Deshalb muss man mehr Diskussionen führen, anstatt einfach wie die CSU zu sagen: 'So wird's gemacht, ob das nun richtig oder falsch ist, interessiert uns nicht.' Ob die Niederlage an einzelnen Köpfen liegt, weiß ich nicht. Die Partei trägt das Ergebnis zusammen - da müsste man schon hergehen und alle auswechseln. Aber das geht natürlich nicht."

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Hauptsache die Spezl-Wirtschaft verschwindetMaria sagt: "Ich bin zufrieden. Zurücktreten sollte jetzt der Huber - am meisten haben mich die Millionenpleiten gestört. Es ist einfach unverantwortlich, Millionen von Steuergeldern zum Fenster hinauszuschmeißen. Der Maget ist nicht so schlecht. Und die Hauptsache ist doch, dass wieder etwas anderes kommt, damit endlich die Spezl-Wirtschaft verschwindet. Das fing schon beim Strauß und seinen Amigos an - schrecklich. Die FDP hat für Rentner, Alte und Kranke nichts über -sozial kann man da vergessen. Deshalb wünsche ich mir die Freien Wähler oder die SPD als Koalitionspartner der CSU. Und vielleicht wird dann auch endlich aufgeräumt in der Regierung."

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Ende der ArroganzLutz: "Ich hatte mir das Ergebnis so erhofft. In Bayern wird sich zwar nicht viel ändern, aber vielleicht zumindest die politische Kultur. Die CSU und manch anderer kann jetzt nicht mehr so arrogant auftreten wie bisher. Aber auch die SPD muss ihre Strategie ändern: Sie hat das Problem, dass der Arbeiter, ihre klassische Wählerschaft, nicht mehr existiert. Der Ude schafft es trotzdem, Leute anzusprechen, aber auf dem Land in Bayern ist es schwierig, die SPD zu vermitteln. Vielleicht ist die Partei auch einfach zu leise - zumindest im Gegensatz zur CSU."

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Mit Ude probierenSigrid Kirsch: "Meine rote Jacke hat nichts mit meinen Parteienvorlieben zu tun, aber ich bin zufrieden mit dem Wahlergebnis. Ich nehme an, Beckstein tritt jetzt zurück. Der Skandal mit der Landesbank hat die Münchner verärgert, das sind Steuergelder, die da verschwendet werden. Und natürlich der Flughafen, der Transrapid. Der Stoiber hat es auch nicht besser gemacht, aber zumindest war seine Erscheinung besser. Die SPD sollte es lieber mit Münchens Oberbürgermeister Christian Ude probieren. Denn obwohl Maget sein Direktmandat gewonnen hat, macht er nicht so eine gute Figur. Ude ist dagegen redegewandt und was er sagt, hat Hand und Fuß."

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So ein Putsch von oben ist nie gutSebastian Richter: "Ich komme aus Leipzig. Bayern geht es doch gut, deshalb ist es für mich schwer zu verstehen, dass hier jemand gleich 18 Prozent verliert. Vielleicht wollen die Bürger aus dem alten Trott raus. Oder es liegt daran, dass es bislang eine Führungspersönlichkeit gab - wie Strauß oder Stoiber. Ob Huber und Beckstein von der Bevölkerung wirklich ernst genommen werden, weiß ich nicht. So ein Putsch von oben ist eben nie gut. Nach so einer Niederlage muss es eigentlich personelle Konsequenzen geben - fragt sich nur, wer danach kommt und ob der wirklich besser ist. Vielleicht wird Bayern auch einfach nur normaler, andere Bundesländer haben schließlich ganz andere Probleme."(sueddeutsche.de/sonn)

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