CSU-Bezirksparteitag:"Der Sieg ist dort, wo Eintracht herrscht"

CSU-Vorstandssitzung

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ruft seine Parteifreunde zur Geschlossenheit auf.

(Foto: dpa)
  • Ludwig Spaenle ist mit fast 90 Prozent der Stimmen als Münchner CSU-Bezirksvorstand bestätigt worden.
  • Die Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann, wegen der es in den vergangenen Tagen zu Streit gegeben hatte, war zwar als Delegierte im Saal, kandidierte aber nicht.
  • Auch Parteichef Horst Seehofer war beim Bezirksparteitag zu Gast und forderte die Münchner auf, zusammenzuhalten.

Von Heiner Effern

Die herzliche Begrüßung für den Ministerpräsidenten an der Tür des Hofbräukellers fällt aus. Nicht dass das Empfangskomitee unfreundlich wäre, als CSU-Parteichef Horst Seehofer um 18.45 Uhr als Ehrengast des Bezirksparteitags vorfährt. Es gibt schlicht keines. Auf der Treppe zum Saal bemerkt Seehofer, dass es hier duster aussehe, "bisschen wie auf einer Beerdigung". Oben kommt ihm der Münchner CSU-Chef Ludwig Spaenle entgegen, dessen Anzug Seehofer wenigstens elegant findet. Dann geht es gleich an eine Bar vor dem Saal, Köpfe zusammen, ein Gespräch zu zweit. Es gibt Bedarf.

Seehofer hat keine so guten Erinnerungen an Parteitage im Hofbräukeller, vor zwei Jahren verließ er ihn recht fassungslos. Seine Münchner Parteikollegen hatten da gerade die Landtagsabgeordnete Mechthilde Wittmann gedemütigt, in dem sie sie bei der Wahl zur stellvertretenden Vorsitzenden durchfallen ließen - ohne Gegenkandidaten. Dann wurde kurz vor dem jetzigen Bezirksparteitag auch noch bekannt, dass sich sein Fraktionschef im Landtag, Thomas Kreuzer, und Spaenle gezofft haben sollen - wegen der politischen Zukunft von Wittmann.

Der Ärger über neue Unruhe wuchs, der Bezirksverband hat ohnehin nicht den besten Ruf in der CSU. Seehofer setzte Kreuzer und Spaenle ein Ultimatum, die erklärten ihren Streit mit einer dürren Erklärung für beendet, und damit sei es auch gut, sagte Seehofer im Vorfeld.

In seiner Rede spricht der Parteichef zunächst von der großen Politik, preist Helmut Kohl für sein Lebenswerk, spricht SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz die Eignung für das Amt ab und macht weiter Bundestagswahlkampf, zum Beispiel verkündet er den Bau von mehr Wohnungen. Er spricht von Loyalität in der Politik, von Gerüchten ganz allgemein. Keine Rüge zwischen den Zeilen, keine persönlichen Worte, er lässt die Münchner schmoren.

Doch am Ende wird der Parteichef so deutlich, dass Missverständnisse auszuschließen sind. "Der Sieg ist dort, wo Eintracht herrscht." Zur Sicherheit wiederholt er den Satz nochmal. Er wisse, dass man als Chef bei Konflikten viel schlucken müsse und diese nicht auch noch befeuere. Ein Hinweis auf den Streit um Wittmann. Er dankt seinem Superminister für Bildung, Spaenle, und dessen Staatssekretär, Eisenreich, mit den Worten: "Das sind harte Knochen."

Münchner CSUler können doch Geschlossenheit

Auf Bürgermeister Josef Schmid und seine Arbeit dagegen zeigt er sich "stolz", den CSU-Vizegeneralsekretär Markus Blume hält er für so gut, dass eine weitere Karriere gar nicht zu verhindern sei. Die Grabenkämpfe in München um Posten sind für Seehofer so offensichtlich, dass er bezüglich Blume einen Appell in Richtung Vorstand mit Spaenle und Eisenreich richtet. "Seht ihn als Münchner Chance - und nicht als Gefahr. Ihr wisst, was ich meine."

Die Münchner zeigen zumindest bei der Wahl des Bezirksvorstands die geforderte Geschlossenheit. Spaenle wird mit fast 90 Prozent der Stimmen bestätigt. Eisenreich kommt auf knapp 83 Prozent, was besser klingt, als es tatsächlich ist. Keiner der anderen bestätigten Stellvertreter Evelyne Menges, Friedrike Steinberger und Josef Schmid erhält nur annähernd so wenige Ja-Stimmen wie Eisenreich mit nur 61 von 89 Delegierten.

Wittmann, die Seehofer in den Tagen des Zwists ausdrücklich und viel deutlicher für ihre Arbeit lobte als Spaenle oder Eisenreich, ist zwar als Delegierte im Saal, kandidiert aber nicht. Inhaltlich würdigt Seehofer die Münchner auch dafür, dass sie die Sicherheit im Bundestagswahlkampf so stark zum Thema machen. "Die Opfer müssen mehr geschützt werden als die Täter", sagt er. Vielleicht fühlt sich ja mancher im Saal angesprochen.

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