München Lexikon:Was ist ein bayerisches Sieben-Gänge-Menü?

Von einer Wurstsemmel mit Sechserpack Bier, barocken Bäuchen und der Definition von Stenz: Ein Büchlein hat die spitzfindigsten und lustigsten Zitate von Münchner Autoren gesammelt.

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Bierbauch

Quelle: iStockphoto/Ljupco Smokovski

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Im Thiele-Verlag ist "Das kleinste und witzigste München-Lexikon aller Zeiten" (von Alexander Kluy) erschienen. Nur 10 mal 10 Zentimeter ist das Büchlein groß. Dennoch ist der Titel ein wenig anmaßend. Bei der Lektüre liegt man nicht kichernd auf dem Boden, aber kurzweilig ist sie allemal. Zu jedem Buchstaben des Alphabets sind mehrere Zitate von Münchner Autoren gesammelt, die mal komisch, mal bissig und mal gespickt mit Lebensweisheiten sind. sueddeutsche.de präsentiert eine Auswahl.

A wie Aussehen

Der Autor R.W.B. McCormack, eigentlich der Amerikanistikprofessor Gert Raeithel, hat 1991 das Buch "Tief in Bayern. Eine Ethnographie" geschrieben. Darin widmet er sich auch dem äußeren Erscheinungsbild der Münchner:

"Der neuzeitliche Münchner gleicht anthropometrisch den Fassaden seiner Zweckbauten. Barock sind an ihm nur noch Bauch- und Kinnpartie."

Weiß-blauer Himmel im Bierzelt

Quelle: dpa

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B wie Bayerische Farbenlehre

Der Schriftsteller Lion Feuchtwanger kam 1884 in München zur Welt. Das Klischee des weiß-blauem Himmels der Bayern war ihm offenbar bekannt.

"Weißblau ist bayerisch, grün scheißen die Maikäfer."

Antrittsbesuch des Bundespraesidenten in Bayern

Quelle: dapd

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D wie Demokratie

Der Komiker Michael Mittermeier reibt sich seit Jahren am Wesen der Bayern.

"Was jammert ihr im Osten eigentlich immer so? Ihr habt seit 1990 eine Demokratie - das haben wir in Bayern nie kennengelernt."

Wurstsemmel

Quelle: iStockphoto.com

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E wie Ernährung

Die Haute Cuisine schätzt nicht jeder Bayern. Die Münchner Kabarettistin Sissi Perlinger meint:

"Was ist ein bayerisches Sieben-Gänge-Menü? Eine Wurstsemmel und ein Sechserpack Bier."

München Marienplatz

Quelle: iStockphoto

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F wie Frauenkirche

Der Schriftsteller Michael Georg Conrad (1846-1927) hat den Hochhausstreit in München schon vorhergesagt. 2004 sprachen sich die Münchner bei einem Volksentscheid dafür aus, dass kein Hochhaus mehr gebaut werden darf, das höher als die Frauenkirche ist.

"Damit in früheren Zeiten der weniger biergelehrte Fremdling wusste, wessen er sich von der Eigentümlichkeit der guten Stadt München zu versehen habe, erbauten die Ureinwohner die bis in die Wolken ragenden Doppeltürme der Frauenkirche in Gestalt von zwei kolossalen Maßkrügen, so da weithin über die bayerische Hochebene sichtbar das fromme Wahrzeichen von München geblieben sind bis auf den heutigen Tag."

Installation 'Escalier du chant' von Olaf Nicolai in München, 2011

Quelle: Catherina Hess

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K wie Kunststadt

Der jüdische Künstler Ephraim Moses Lilien (1874-1925) schrieb über München:

"München ist eine sogenannte Kunststadt ersten und eine Weltstadt letzten Ranges. Sie finden dort ein Gemisch von Kunst und Philistertum. Das Malen ist dort wie das Biertrinken: Tradition!"

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Quelle: DAH

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L wie Leberkäs

Was wäre München ohne Leberkäs! Der Schriftsteller R. W. B. McCormack notiert:

"Dem Vorbehalt, im Leberkäs sei überhaupt keine Leber enthalten, begegnet das Metzgerhandwerk mit der entwaffnenden Analogie, schließlich enthalte die Teewurst auch keinen Tee."

Blick auf München, 2011

Quelle: Alessandra Schellnegger

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M wie München

Eine der bekanntesten Weisheiten des Lebens stammt von dem Dichter Eugen Roth:

"Vom Ernst des Lebens halb verschont, ist der schon, der in München wohnt."

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Quelle: lok

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O wie Oktoberfest

Der Kabarettist Bruno Jonas hat 2010 ein Buch über das Münchner Oktoberfest geschrieben. Darin heißt es:

"Alles auf der Wiesn dreht sich, und ich mich mit ihr. Es ist der Kreis, ohne Anfang und ohne Ende, der sich ewig drehende Kreis, der die Wiesn auszeichnet. Es hört nie auf! Das Oktoberfest ist ein Sinnbild für die Ewigkeit."

Aschenbecher nur auf Nachfrage

Quelle: ddp

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R wie Raucher

Die Bayern und das Rauchverbot. Doch nicht erst seit dem Volksentscheid 2010 ist dies ein Thema, sondern schon seit Jahrzehnten. Der Autor Herbert Rosendorfer schreibt:

"Raucher sind mustergültig tolerant, denn noch nie hat sich ein Raucher von einem Nichtraucher neben ihm gestört gefühlt."

Helmut Fischer wäre 80 geworden

Quelle: ag.dpa

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S wie Stenz

Regisseur Helmut Dietl drehte mit "Monaco Franze" eine Serie über den Stenz schlechthin. Seien Definition ist deswegen nichts mehr hinzuzügen:

"Von etwas windiger Eleganz, der jeweils herrschenden Mode immer einen Schritt vorausstolzierend, hat der Stenz die Pflege seines Haupthaares sowie die Pflege seiner Schuhe - von denen er unzählige besitzt - zu kultischen Handlungen entwickelt. Er legt Wert auf Umgangsformen bzw. das, was er dafür hält, und schafft es, das oberste Ausstrahlungsziel dabei nicht aus den Augen zu verlieren: immer cool und lässig zu sein."

Die Zitate sind entnommen aus: Alexander Kluy, Das kleinste und witzigste München-Lexikon aller Zeiten, Thiele Verlag, 128 Seiten, Februar 2011, 10 Euro

© sueddeutsche.de/wib
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