Kulturtipp:Last des Unumgänglichen

Ben Becker in dem Film "Ein ganz gewöhnlicher Jude", in dem er die Rolle des Sohnes von Holocaust-Überlebenden übernimmt. (Foto: picture-alliance/obs)

Kino im Kulturhaus Milbertshofen

Von Stefanie Schwetz

Milbertshofen - Das Unheil der Geschichte, die Erinnerung daran und all das, was für die Zukunft daraus zu lernen sei, mag in kollektiver Verantwortung liegen. Und doch trägt der Einzelne jene Last des Vergangenen, die sein ganzes Leben prägt. Das bekommt der in Hamburg lebende, 1959 geborene, jüdische Journalist Emanuel Goldfarb, einziger Sohn von Holocaust-Überlebenden, zu spüren, als er gebeten wird, vor einer Schulklasse über das Judentum zu reden. Goldfarb weigert sich, spricht die Absage für den Lehrer emotionsgeladen in sein Diktafon, während die Vergangenheit ungeachtet aller Widerstände in die Jetzt-Zeit einbricht. Er ringt mit einer Identität, von der er nicht glaubt, dass es seine eigene ist und mit der sein Leben doch so eng verwoben ist, dass es kein Entrinnen für ihn gibt. Eine Lebensbilanz ist dieser Monolog, der gleichzeitig das Panorama jüdischer Geschichte aufspannt. Ben Becker spielt diesen Emanuel Goldfarb in Oliver Hirschbiegels 2005 entstandenem Film "Ein ganz gewöhnlicher Jude", der auf dem gleichnamigen Kammerspiel von Charles Lewinsky basiert. Mit Becker gewinnt die wortgewaltige Rechtfertigung des Emanuel Goldfarb die körperliche Präsenz des Unumgänglichen. Und so nimmt dieser Rundumschlag der Ablehnung schließlich eine ganz neue Wendung - bis Goldfarb sich in sein Schicksal fügt und seiner Bestimmung gerecht wird. Am kommenden Mittwoch um 19 Uhr läuft "Ein ganz gewöhnlicher Jude" im Kino im Kulturhaus Milbertshofen, Curt-Mezger-Platz 1.

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: