München:Klares Ergebnis

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Der Bezirksausschuss Maxvorstadt lehnt ein Bekenntnis zu einem neuen Odeon im Finanzgarten ab

Von Stefan Mühleisen, München

Die Boxer stehen sich auf einem Feld gegenüber, Fäuste erhoben, bereit loszuschlagen. Um sie herum drängt sich eine Menschenmasse, bereit zum Anfeuern. Diese Wimmelbild-Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert hängt im Hinterzimmer des Café Telos an der Kurfürstenstraße. Das Bild bleibt am Montag unbeachtet von den Stadtviertelpolitikern, doch es passt zur Situation: Tragen sie doch in dieser Unterausschusssitzung die erste Runde im Meinungskampf darüber aus, wie sich der Bezirksausschuss (BA) Maxvorstadt zu einem Konzertsaal-Neubau im Finanzgarten positionieren soll. Die zweite Runde geht tags darauf im Arkadensaal der BayernLB vor Publikum über die Bühne. Nach einer halben Stunde Redeschlacht stehen die Sieger fest: die Finanzgarten-Verteidiger. Eine knappe Mehrheit lehnt ein klares Bekenntnis für ein neues Odeon auf der Grünfläche hinter dem Landwirtschaftsministerium ab.

Das Votum kommt zu einer Zeit, in der die Parkanlage zwischen Galerie- und Von-der-Tann-Straße vom Mittelpunkt an den Rand der Konzertsaal-Debatte gerückt ist. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) haben sich auf die "Zwillingslösung" geeinigt: einen runderneuerten Gasteig mit Saal für Philharmoniker und Symphonieorchester, dazu einen sanierten Herkulessaal. Bis Ende April soll ein Gutachten zeigen, ob das möglich ist. Schon vor Monaten hatte eine Expertenkommission der Staatsregierung den Finanzgarten als besten Platz fürs neue Odeon vorgeschlagen.

In dem ganzen Hin und Her haben sich die Stadtviertelpolitiker still verhalten. Umso lauter erhob Klaus Bäumler (CSU) seine Stimme. Er war bis 2008 BA-Vorsitzender und hatte sich in den Achtzigerjahren an der Spitze einer Bürgerbewegung schon einmal vehement für den Erhalt des Finanzgartens eingesetzt. Das tut er jetzt wieder, als Vorsitzender des Arbeitskreises "Öffentliches Grün" im Münchner Forum - zum Missfallen der örtlichen FDP. Die Argumente der Baumschützer seien nicht stichhaltig, sagt Karin Hiersemenzel mit dem Rücken zum Boxer-Bild am Montag im Hinterzimmer des Cafés. Gerade wird ein Antrag von ihr beraten: Der BA soll sich aktiv zum Finanzgarten als Konzertsaal-Standort bekennen. "Wir müssen entscheiden, ob wir diesen Standort akzeptieren oder uns ihm widersetzen würden, sollte er von der Staatsregierung vorgeschlagen werden." Ruth Gehling (Grüne) will dem nicht zustimmen. Ein Votum hält sie erst für nötig, wenn Details bekannt sind - lässt aber durchblicken, dass ihr der Erhalt des Gartendenkmals mehr am Herzen liegt. Ganz anders SPD-Frau Katharina Blepp: Sie schwärmt von "der großen Chance auf etwas wirklich Tolles", die der Konzertsaal an dieser Stelle böte.

Dieser Auffassung sind offenbar viele in der Maxvorstadt, wie sich 24 Stunden später zeigt. Gut 40 Bürger sind gekommen; die Fraktion der Odeon-Befürworter ist auf den Besucherstühlen deutlich in der Überzahl. Sie klatschen laut beim Appell eines BR-Symphonikers, der den Finanzgarten als trostlos, einen Konzertsaal dafür als "Stadtreparatur" bezeichnet. Im Rund des Gremiums dominieren aber - wenngleich knapp - die Ablehnenden. "Ein neues Odeon funktioniert nicht, wenn es an das Landwirtschaftsministerium hingeklatscht wird", sagt CSU-Fraktionssprecher Valentin Auer. Grünen-Sprecherin Svenja Jarchow und auch Gehling stellen heraus, wie dicht die Maxvorstadt bebaut sei, wie wichtig die wenigen Grünflächen seien. SPD und FDP sowie ein Grüner und eine Christsoziale unterliegen in der Abstimmung mit zehn gegen 13 Stimmen den CSU- und Grünen-Fraktionen.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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