München:Kinderlachen im Grünen

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Die Wiese an der Münsinger Straße soll erhalten werden. Die Lokalpolitiker sprechen sich daher für einen vergrößerten Neubau der bestehenden Kindertagesstätte aus - auch wenn der Verkehr zunehmen könnte

Von Jürgen Wolfram, Obersendling

Die jüngste Protestaktion der Initiative "Rettet die Wiese", an der sich 250 Anwohner mit ihren Kindern beteiligten, hat viele Kommunalpolitiker aus dem Münchner Südwesten beeindruckt. Fieberhaft denken sie seither darüber nach, wie man die Freifläche an der Münsinger Straße in Obersendling vor einer Bebauung mit einer weiteren Kindertagesstätte bewahren könnte, ohne die Schaffung zusätzlicher Betreuungsplätze zu gefährden.

Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln glaubt nun, eine Lösung gefunden zu haben, die mit dem aktuellen Pavillon- und Schulbauprogramm der Stadt kompatibel wäre. Skizziert wird sie in einem mehrheitlich angenommenen Dringlichkeitsantrag der SPD-Fraktion. Im Kern sieht dieser vor, den ohnehin renovierungsbedürftigen Pavillon an der Münsinger Straße 17 abzureißen und als festes, größeres Haus wieder aufzubauen. Damit bliebe die Münsinger-Wiese "mit ihrem hohen pädagogischen und ökologischen Wert" erhalten, zugleich könne dem Bedarf an zusätzlichen Kita-Plätzen entsprochen werden, argumentiert die SPD.

Das Gremium sollte an Alternativlösungen mitarbeiten

Die Entwicklung von Ideen, die aus dem Dilemma zwischen drohendem Grünflächen- und Bolzplatzverlust sowie wachsendem Kita-Bedarf führen, steht unter Zeitdruck. Denn in nicht einmal zwei Wochen will der Stadtrat das fünfte Pavillon- und Schulbauprogramm verabschieden. Der damit verbundene Verlust der Wiese an der Münsinger/Kistlerhofstraße sei allein noch durch eine Kinderhäuser-Rochade mit dem erwähnten Neubau zu verhindern, glaubt nicht nur die SPD, sondern auch die BA-Fraktion der Grünen. Der befürchtete zusätzliche Bring- und Holverkehr soll nach dem SPD-Konzept über einen Fußweg am Rand kanalisiert werden, dessen Zugang an der Kistlerhofstraße läge.

Von diesem Vorschlag überhaupt nicht zu überzeugen ist die CSU-Fraktion. Sie erinnerte daran, dass es nicht zuletzt die drohenden Verkehrsprobleme gewesen seien, die zu einer entschiedenen Ablehnung des dritten Kinderhauses auf der Wiese an der Münsinger Straße durch den Bezirksausschuss geführt hätten. "Wir machen uns unglaubwürdig, wenn wir diesen Einwand jetzt zurückziehen", sagte Anke Sponer (CSU). Hinter diesem stünden immerhin die Anwohner selbst. Der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) wollte nicht akzeptieren, dass der Stadtbezirk in dieser Angelegenheit nach der Pfeife der Verwaltung und des Stadtrats tanzt: "Die können eine Planung auch mal zurücknehmen, wenn's einfach nicht passt."

Ganz anders beurteilte Jürgen Gerhards (SPD) die Lage. Wenn der BA im Schulterschluss mit Eltern und Anwohnern den Bau einer dritten Kita im Bereich des Obersendlinger Areals schon ablehne, sei das Gremium gehalten, an "Alternativlösungen" mitzuarbeiten, findet er. Dass der Stadtrat vorrangig den Kita-Versorgungsgrad im Auge behalte, sei verständlich. Monika Reim (SPD) bezweifelte, dass wegen 15 bis 20 zusätzlich untergebrachten Kindern gleich der ganze Verkehr rings um die Münsinger-Wiese zusammenbrechen werde. Die Sprecherinnen der Initiative "Rettet die Wiese", Angela Burkhardt-Keller und Tanja Felderer, haben unterdessen die Forderung bekräftigt, die Grünfläche unbedingt zu erhalten. Dieser Wunsch und die Schaffung von Kinderbetreuungseinrichtungen dürften dabei nicht gegeneinander ausgespielt werden, erklärten sie.

© SZ vom 09.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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