Kneipe in Giesing:Wie das Riffraff trotz Anwohnerbeschwerden weitermacht

Kneipe in Giesing: Das Riffraff in München-Giesing ist eine Kneipe für 1860-Fans, aber nicht nur: Betreiber Florian Falterer (l.) und Barmann Basti Bruckner warten darauf, dass sie wieder öffnen dürfen.

Das Riffraff in München-Giesing ist eine Kneipe für 1860-Fans, aber nicht nur: Betreiber Florian Falterer (l.) und Barmann Basti Bruckner warten darauf, dass sie wieder öffnen dürfen.

(Foto: Catherina Hess)

Die Kultur- und Sechzigerbar Riffraff in der Tegernseer Landstraße hatte ein Problem: Lärm. Das haben die Betreiber gelöst - und ihr neues Programm vorgestellt.

Von Franz Kotteder

Mit dem Riffraff ist es ein bisschen so wie mit dem Fußballverein, dessen Anhänger hier gerne einkehren: Totgesagte leben länger, und manchmal steigt einer auf wie Phönix aus der Asche. Muss ja nicht gleich die Erste Liga sein. Das Riffraff jedenfalls, eine Kultur- und Fußballbar an der Tegernseer Landstraße, war bedroht von einer Vorverlegung der Sperrstunde auf 22 Uhr, wegen Lärmbeschwerden.

Um dem zu entgehen, hat Riffraff-Chef Florian Falterer zusammen mit der Brauerei an die 20 000 Euro in die Lärmdämmung gesteckt, die Decke um 20 Zentimeter abgehängt und die großen bodenlangen Fenster auf kleine Quadrate minimiert. Hat den Vorteil, dass der Giesinger Graffiti-Künstler Won ABC die Wände großflächig in Weiß auf Schwarz verzieren konnte - und obendrein nichts dagegen hat, wenn über seine Werke - etwa bei Ausstellungen - noch andere Bilder gehängt werden. Am Donnerstag stellte Falterer nun das Ergebnis der Umbauarbeiten vor sowie das, was so alles an Kultur zu hören und sehen sein wird in den umgestalteten Räumen.

Zum Beispiel Fotos von Tibor Bozi. Der Münchner Fotograf zeigt vom 24. Juli an nämlich eine Serie von Bildern, die auf seinen zahlreichen Asienreisen entstanden sind. "Original Fake" heißen sie und zeigen Mode von Luxusmarken, die in Asien von ganz normalen Menschen getragen wird, weil man sie dort entweder als Fälschung oder als Ausschussware für wenig Geld verramscht. "Da gibt's T-Shirts, die in westlichen Boutiquen für 150 Dollar verkauft werden, zum Beispiel auf dem Hippie-Markt in Goa für drei Euro", erzählt Bozi.

Damit ist der Kulturauftrag einer Sechziger-Kneipe selbstverständlich noch nicht umfassend erfüllt. Konzerte wird es weiterhin geben, in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Pop vom Feierwerk und Vereinen aus dem Stadtviertel wie "Ois Giasing!" und "Real München", aber seltener, sagt Falterer - eben auch wegen des Lärmproblems. Dafür wird auch weiterhin der "Bud Spenzer Heart Chor" seine Proben im Riffraff abhalten. Einmal im Monat gibt es eine musikalische Lesung mit der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft. "Im vergangenen Jahr hatten wir ein paar Lesungen zu Grafs 50. Todestag", erzählt Oliver Leeb vom Vorstand, "das kam so gut an, dass wir jetzt weitermachen." Der Mieterstammtisch München wird sich einmal monatlich treffen, auch die "Giesing Board Game Night", ein Club für Brettspieler, hat im Riffraff eine Heimat gefunden.

Auch kulinarisch - sprich: was die Cocktails angeht - hat man den Aufstieg in die nächste Liga fest im Blick. "Wir haben hier natürlich einen extrem großen Rüscherlmarkt", sagt Barchef Sebastian Brückner und weist auf die große Asbachflasche hinter dem Tresen, "aber wir lassen uns auch was eigenes einfallen." Zum Beispiel einen "Giesing Ice Tea" mit kamille-infundiertem Lions Vodka mit Honigsirup. Oder einen "Matahasi" aus Boxing-Hares-Whisky und Mate-Limonade.

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