München:Experiment im Werksviertel

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Die SZ trifft Münchner - zu ganz unterschiedlichen Themen

An diesem Abend geht es um alles. Dinge, für die man München hassen und wofür man die Stadt einfach lieben muss. Unter dem Motto "München - was wir dir schon immer sagen wollten" haben die "Jungen Leute" der SZ ins Container Collective geladen, die Bühne ist offen für jeden, der etwas loswerden will. Gut 120 junge und ältere Menschen kommen - und viele haben auch tatsächlich etwas zu sagen.

Nicht nur das Thema und die open stage sind ein Experiment, auch der Veranstaltungsort, das Container-Projekt im Werksviertel ist ein Ausprobieren. Die Idee war, dass die SZ, die ihren Sitz in Steinhausen hat, ein Stück näher an die Stadt kommt. Dass sie mit den Menschen ins Gespräch kommt, bei einem spontanen Besuch oder auch im Zuge von Veranstaltungen.

Die erste Woche hat ganz unterschiedliche Begegnungen ergeben. Tagsüber waren zwei Schulklassen zu Besuch, die wissen wollten, wie Journalisten eigentlich arbeiten. Ein angehender Bierbrauer der Berufsschule für Hotel-, Gaststätten- und Braugewerbe berichtete, er lese inzwischen viel bei der Neuen Zürcher Zeitung, weil er den Blick von außen auf Deutschland für objektiver halte. Eine Gruppe von Viert-bis Sechstklässlern der Integrativen Montessori-Schule schrieb nach einer simulierten Polizei-Pressekonferenz Übungsmeldungen über einen Fahrraddiebstahl. Eine Schülerin titelte: "Schüler trauert um Mountainbike". Den Einwand der Klassenkameraden, von Trauer sei in der Pressekonferenz ja gar keine Rede gewesen, parierte sie: Eine Überschrift müsse die Leser emotional packen, "sonst liest das keiner". Beim Container-Besuch von Marcus da Gloria Martins ging es auch um das Verhältnis von Polizei und Journalismus - und von Kriminalstatistiken und gefühlter Unsicherheit. Der Polizeipressesprecher weiß, dass es schwierig sei, mit "kalten Zahlen" gegen Gefühle anzukommen.

Sehr ausdauernd waren die etwa 40 Besucher, die kamen, als der Architekt Johannes Ernst bei einem abendlichen, fast zweistündigen Rundgang erklärte, was im Werksviertel alles entsteht, und danach noch mit dem SZ-Architekturkritiker Gerhard Matzig über urbanes Bauen diskutierte. In der kommenden Woche soll es auch jeden Tag wieder ganz unterschiedliche Begegnungen geben: mit vier nach Deutschland geflüchteten Journalisten, mit vier Experten zum Thema "Autos raus aus der Innenstadt - wie der Verkehr in Zukunft aussehen muss" oder mit den Kollegen von jetzt, die zusammen mit dem Kneipenchor einen Lese- und Musikabend veranstalten.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, was noch alles kommt, erfahren Interessierte im Internet unter www.sz.de/container.

© SZ vom 29.07.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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