München:Etwas mehr Geld, viel mehr Arbeit

Lesezeit: 1 min

Das soziale Netzwerk Regsam sieht die Entwicklung mit Sorge

Von Thomas Kronewiter, München

Das soziale Netzwerk Regsam (Regionalisierung sozialer Arbeit in München) soll mehr Geld bekommen, aber auch mehr Arbeit. Stimmt der Stadtrat an diesem Dienstag dem Beschlusspapier von Sozialreferentin Brigitte Meier zu, wird der Trägerverein, der die soziale Netzwerkarbeit koordiniert, künftig 80 000 Euro mehr als bisher erhalten - vier Mal soviel hatten die Sozialexperten gefordert. Während die Experten im Sozialreferat die generelle Berechtigung eines höheren Zuschusses wegen gestiegener Anforderungen nicht infrage stellen, tragen sie die geforderte Höhe nicht mit - eine Haltung, die im Regsam-Team auf Besorgnis stößt.

658 000 Euro im Jahr will sich die Stadt künftig das Regsam-Netzwerk kosten lassen. Dafür bekommt die 1,5-Millionen-Stadt nicht nur ein flächendeckendes Netz an runden Tischen, Arbeitskreisen, Optimierungsstrukturen, sondern auch Schwerpunkt-Einsätze durch die acht Moderatoren (plus Teilzeit-Geschäftsführerstelle) in jährlich eigens ausgesuchten Vierteln. Außerdem soll sich Regsam zudem seit Kurzem verstärkt um das Thema Armut und um die Integration von Flüchtlingen kümmern. Der kontinuierliche, wenngleich schleichende Aufgabenzuwachs hat die an der Bayerstraße ansässige Moderatorenmannschaft unter Zugzwang gesetzt. Die vorgesehene Budgeterhöhung sichere denn auch nur den derzeitigen Umfang der Regsam-Arbeit, konstatiert Geschäftsführerin Martina Hartmann, zukunftsfähig seien die Personalausstattung und die Verwaltungsressourcen nicht. Man werde immer häufiger angefragt, Probleme wie Armut und Zuwanderung nähmen zu, ist aus dem Moderatorenkreis zu hören. Für mobile Spielaktionen, zusätzliche Informationsangebote oder neue Projekte fehlen die Kräfte. Geschäftsführerin Martina Hartmann hat sich bisher mit Restmitteln von Regsam beholfen. Doch gerade bei Problemlagen wie den Flüchtlingen und den Wohnungslosen sieht sie die Fallzahlen und die Anfragen zunehmen - nicht aber die Reaktionskapazität von Regsam.

Die Verwaltung hält die vorgeschlagene Ausdehnung des Etats um 80 000 Euro für "angemessen". Inhaltlich begründet wird dies nicht - sieht man von einem Hinweis der Stadtkämmerei ab, die im Bereich Soziales künftig generell mit steigenden Kosten rechnet und deshalb für die freiwillige Leistungen, die das Regsam-Budget darstellt, keinen Spielraum sieht.

Regsam-Chefin Hartmann will das, falls sich die Politik dieser Einschätzung anschließt, nicht hinnehmen. Gegebenenfalls will sie wegen der Flüchtlings- und der Wohnungsproblematik einen weiteren Antrag stellen.

© SZ vom 16.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: