München engagiert sich für Flutopfer:Stilles Gedenken und tatkräftige Hilfe

In Folge der Flutkatastrophe in Südostasien wird München voraussichtlich die Stadt Batticaloa auf Sri Lanka unterstützen. Geplant sind ein medizinisches Sofortprogramm, Patenschaften und Wiederaufbauhilfen.

Von Berthold Neff

Ganz München wird Mittwochmittag mit drei Schweigeminuten der Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien gedenken. Während der drei Gedenkminuten werden die städtischen Busse, Trambahnen und U-Bahnen sowie andere städtische Fahrzeuge ebenfalls still stehen.

München engagiert sich für Flutopfer: Auf dem Franz-Josef-Strauß-Airport werden Hilfslieferungen verladen.

Auf dem Franz-Josef-Strauß-Airport werden Hilfslieferungen verladen.

(Foto: Foto: ddp)

OB Christian Ude (SPD) hat gestern alle Münchner dazu aufgerufen, auf diese Weise der Opfer zu gedenken. Die Aktion geht auf eine Initiative der EU-Ratspräsidentschaft zurück, die von Bundesinnenminister Otto Schily aufgegriffen wurde.

Laut Landeskriminalamt (LKA) gelten nach wie vor 46 Münchnerinnen und Münchner als vermisst.

Kurz-, mittel- und langfristiges Hilfsprogramm

Darüber hinaus wird München in der vom Tsunami heimgesuchten Region auch tatkräftig helfen. Auf Anregung von Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne), der ein kurz-, mittel- und langfristiges Hilfsprogramm konzipiert hat, wird München seine städtische Hilfe für die Flutopfer voraussichtlich der Stadt Batticaloa auf Sri Lanka zukommen lassen.

OB Christian Ude kündigte gestern an, er werde dem Stadtrat vorschlagen, die von SPD und Grünen beantragten Hilfen auf diese Stadt konzentrieren. Mit Batticaloa bestehe bereits im Rahmen eines EU-Umweltprojekts eine kommunale Zusammenarbeit.

CSU beantragt Hilfen für Sumatra

Die CSU hingegen beantragte, dass München sich für die medizinische Versorgung und den Aufbau von Waisenhäusern auf Sumatra engagieren solle.

Sumatra sei mit etwa 100.000 Toten am stärksten von der Umweltkatastrophe betroffen, begründete CSU-Fraktionschef Hans Podiuk seinen Vorstoß.

Nach Monatzeders Vorschlag sollte in Batticaloa sofortige medizinische Hilfe geleistet werden. Danach soll ein Wiederaufbauprojekt finanziell unterstützt werden. Zu den langfristigen Zielen gehört die Vermittlung von Patenschaften über das St.-Michaels-Kolleg in Batticaloa für hunderte von Halb- und Vollwaisen in der zerstörten Stadt.

Batticaloa, das Zentrum des größten Reisanbaugebiets, ist der Ort, an dem 1602 die Holländer erstmals den Boden Sri Lankas betraten.

Stilles Gedenken und tatkräftige Hilfe

Als Soforthilfe aus München startete am Montagabend ein Fracht-Jumbo vom Typ Boeing 747-200 vom Flughafen Richtung Sri Lanka. Von Colombo aus wird die Hilfelieferung (Medikamente, medizinisches Gerät, Kleidung, Decken, Zeltplanen, Babynahrung, 20.000 Liter Mineralwasser sowie eine zwölf Tonnen schwere Trinkwasseraufbereitungsanlage mit Lastwagen nach Weligama gebracht, eine der am stärksten von der Flut heimgesuchten Regionen an der Südspitze von Sri Lanka.

Der Hilfstransport (100 Tonnen Fracht) kam durch die Initiative der beiden Feuerwehrmänner Florian Funke und Andreas Trattler von der Flughafen-Feuerwehr zustande.

Unterstützung durch die Feuerwehr

Bei ihrer Sammelaktion für Geld- und Sachspenden wurden die Flughafenmitarbeiter nicht nur von den zahlreichen bayerischen Berufsfeuerwehren unterstützt, sondern auch von freiwilligen Feuerwehren aus ganz Bayern.

Bereits am Sonntagmorgen sind auf dem Münchner Flughafen die ersten medizinischen Teams vom Trauma- und Notfallzentrum des Schwabinger Krankenhauses gelandet - erschöpft und vom Schicksal der Menschen im Katastrophengebiet Thailand tief beeindruckt.

Ihre Aufgabe war es, Patienten aus EU-Ländern medizinisch zu versorgen und ihren Rücktransport medizinisch und logistisch vorzubereiten.

Entlegene Gebiete

Das Einsatzgebiet war Phuket und der Küstenstreifen bis zu zwei Flugstunden nach Norden und Süden. Diese entlegenen Gebiete wären über den Landweg teils nur in einer zweitägigen Fahrt erreichbar gewesen.

Ein Mitglied des Teams berichtete, einige der Verletzten seien in Freudentränen ausgebrochen, als sie auf den Rückenschildern die Aufschrift "Berufsfeuerwehr München" und "Krankenhaus Schwabing" lasen.

Im Norden fanden die Münchner Teams in einem Hospital in Hat Yai 17 Patienten (darunter 14 Deutsche), die auf Hilfe warteten. Mit Unterstützung der US-Armee, die eine Transportmaschine bereitstellte, wurden sie nach Phuket ausgeflogen und von dort in einem Airbus der Luftwaffe nach Deutschland gebracht.

Sofortsprechstunde eingerichtet

Für Betroffene der Flutkatastrophe hat die Abteilung Psychotherapie und Psychosomatik der LMU-Klinik an der Nußbaumstraße eine Sofortsprechstunde eingerichtet (Anmeldung unter Telefon 51603358).

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