SZenario:Spaß trotz Bremse

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Doppelverleihung: Am Montagabend bekamen Sarah Bosetti und Frank-Markus Barwasser den Dieter-Hildebrandt-Preis. Die Laudatoren waren Claus von Wagner (links) und Oliver Welke (rechts). (Foto: Stephan Rumpf)

Humor-Profis unter sich: Die Verleihung der Dieter-Hildebrandt-Preise an Sarah Bosetti und Frank-Markus Barwasser

Von Oliver Hochkeppel, München

Der Oberbürgermeister gibt die Spaßbremse: Gleich bei der Begrüßung zur Doppelverleihung der Dieter-Hildebrandt-Preise der Jahre 2020 und 2021 deutet Dieter Reiter an, dass es mit Veranstaltungen dieser Art sehr bald wieder vorbei sein könnte. Einige Geladene sind tatsächlich erst gar nicht in den Carl-Orff-Saal des Gasteigs gekommen. Und viele sind genervt, jetzt selbst beim anschließenden Stehempfang wieder mit Abstand und Maske unterwegs sein zu müssen. Erschwerte Bedingungen gerade für die, die Präsenz zeigen wollen.

So sind ja nicht nur wie gewohnt Till Hofmann und seine Lustspielhaus- und Vereinsheim-Crew zugegen, sondern auch deren Lach- und Schieß-Nachfolger Bruno Jonas und Stefan Hanitzsch. Allen aus der Humorbranche aber ist der Wille anzumerken, sich die Laune nicht verderben zu lassen. Abgesehen von der obligatorisch harmlosen Musikbegleitung - warum nur muss es bei solchen Gelegenheiten immer altbackener Swing sein, warum nur bucht man die herausragende Trompeterin Angela Avetisyan nicht mit ihrer modernen Band? - sind ja zum Glück genug Profis anwesend, um die Stimmung zu heben.

Laudator Claus von Wagner etwa umschifft mit entwaffnender Selbstironie und gewohntem Sprachwitz alle Gender- und Mansplaining-Fallen bei seiner Lobrede auf die - trotz des "gegen sie programmierten Betriebssystems" - erfolgreiche Sarah Bosetti. Die aktuelle Dieter-Hildebrandt-Preisträgerin bestätigt dann mit ihren klugen und geschliffenen Liebeslyrik-Entgegnungen auf Internet-Hasser, wie recht er hat. "Heute Show"-Anchorman Oliver Welke hebt "mit eineinhalb Jahren Verspätung" auf ganz andere, aber ebenso souveräne Art den besonderen, den Menschen so zugewandten Charakter des Vorjahres-Preisträgers Frank-Markus Barwasser hervor. Deswegen sei die Kunstfigur Erwin Pelzig der inzwischen schmerzlich vermisste "beste Talkmaster Deutschlands". Dass auch hier jedes Lob angebracht war, beweist der Gelobte schließlich gleich doppelt. Als dankender Frank-Markus Barwasser mit einer luziden Analyse seiner "gespaltenen Persönlichkeit", und als Erwin Pelzig mit einer furiosen Passage aus dem neuen Programm: Stoisch lässt er da die "Verschwörungsschwurbler einfach ins dunkle Reich des Wahnsinns ziehen". Und bringt als neues menschliches Alleinstellungsmerkmal - nach dem von der KI abgelösten Verstand - die Freundlichkeit ins Spiel. Dazu lässt sich die Festgemeinde an diesem Abend dankbar überreden.

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