München:Der Erpresser Sabine M.

Falscher Name, falsches Spiel: Erfolgloser Täter steht vor Gericht

Von Christian Rost

Er hat mit Anschlägen gedroht und von der Münchener Rückversicherung sowie von der Deutschen Bahn mehrere Millionen Euro gefordert. Sieben Jahre vergingen, dann konnte der mutmaßliche Erpresser doch noch ermittelt werden. Im Februar nahm die Polizei einen 46 Jahre alten Niedersachsen fest, der zuletzt in Mittelfranken lebte. Von diesem Montag an muss sich Karsten E. am Landgericht München I wegen versuchter räuberischer Erpressung in fünf Fällen verantworten.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, den Unternehmen im Jahr 2008 massiv gedroht zu haben, wenn sie nicht zahlen. Der Teamleiter soll damals in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten gewesen sein und forderte zunächst von der Versicherung und der Bahn jeweils zwei Millionen Euro, so die Anklage. Als weder Geld floss, noch eine andere Reaktion kam, verdoppelte er laut Staatsanwaltschaft seine Forderungen.

In seinem ersten Brief an die Münchner Rück im April 2008 drohte Karsten E., dass vorsorglich schon mal alle Feuerwehren in Bayern in Alarmbereitschaft versetzt werden sollten. Er und ungenannte andere aus seiner Gruppe (die es gar nicht gab) würden damit beginnen, Schäden zu verursachen: Immobilien würden angezündet und Autos zerstört werden. Der Geschäftsführung der Deutschen Bahn in Berlin drohte er an, Gegenstände auf Gleise zu legen. Der 46-Jährige kündigte sogar ein zweites Eschede an - in der Niedersächsischen Gemeinde ereignete sich 1998 ein verheerendes Zugunglück, bei dem 101 Menschen ums Leben kamen. Nach seinem Anschlag werde er die Medien darüber informieren, dass der Konzern vorab von ihm gewarnt worden sei, schrieb Karsten E. Sowohl die Deutsche Bahn als auch die Münchener Rückversicherung schalteten die Polizei ein und zahlten nicht, woraufhin der Erpresser am Lager eines Praktiker-Marktes in Ingolstadt versucht haben soll, einen Holzstapel anzuzünden, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Das gelang ihm zwar nicht, dennoch hinterließ er laut Anklage am Tatort einen weiteren an die Versicherung adressierten Erpresserbrief.

Um seine Erpressermillionen zu kassieren, soll der Mann überdies ein Konto unter falschem Namen - Sabine M. - eröffnet haben. Mit Sabine M. unterzeichnete er laut Anklage auch seine Briefe. Die Polizei ließ das Konto kurzerhand sperren und seine EC-Karte einziehen. Daraufhin kamen keine Forderungen mehr von Karsten E. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt.

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