München:CSU-Abgeordnete streiten über Autobahn-Südring

Otmar Bernhard empört mit dem Ruf nach Weiterbau der A 99 seine Landtagskollegin Kerstin Schreyer-Stäblein

Was Landrat Christoph Göbel (CSU) noch zum Autobahn-Südring einfällt? "Eigentlich gar nichts mehr", sagt der Christsoziale. Nur so viel: "Der Ministerpräsident hat entschieden - und dabei bleibt es auch." So wie Göbel kann auch die CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer-Stäblein den neuen Aktionismus ihrer Parteifreunde aus Aubing nicht nachvollziehen; der dortige CSU-Verband - in Person des Landtagsabgeordneten Otmar Bernhard - hat wieder einmal ein Fass aufgemacht, das eigentlich alle Beteiligten für geschlossen gehalten hatten: Er forderte neuerlich die Komplettierung der A 99 im Süden. "Es wäre viel schöner, wenn wir uns in der CSU zusammensetzen und überlegen, wie wir die Probleme im Ballungsraum lösen können", sagt Schreyer-Stäblein. "Der Südring aber ist keine Lösung."

Seit Jahrzehnten tobt der Streit um den Ringschluss von Germering im Südwesten bis Taufkirchen im Südosten. Immer wieder lassen die Befürworter verlauten, es sei ein Unding, dass München als Millionenstadt keinen geschlossenen Autobahnring besitze. Ohne die Vollendung dieses Rings drohe München der Verkehrskollaps, kritisiert Bernhard und verweist auf eines der gigantischsten Bauprojekte der Landeshauptstadt, das dem Münchner Westen neue Belastungen bescheren wird: der neue Stadtteil Freiham, ein Quartier mit Wohnraum für bis zu 20 000 Menschen sowie um die 7500 Arbeitsplätze.

Peter Paul Gantzer, SPD-Landtagsabgeordneter aus Haar, ist ganz auf Bernhards Linie. Der 76-Jährige denkt aber weniger an neue Verkehrsbelastungen im Münchner Westen, sondern wiederholt stattdessen mantraartig seine Forderung für eine Entlastung des nördlichen und östlichen Landkreises München. "Die A 99 im Osten ist mittlerweile die am stärksten befahrene Autobahn in Europa", sagt Gantzer. "Es darf nicht sein, dass wir den Norden weiter belasten, den Süden aber nicht."

Seit Jahren werden immer wieder Forderungen laut, der Autobahnring müsse geschlossen werden. Obwohl die Staatsregierung im Jahr 2010 eine Entscheidung gefällt hat: Damals beerdigte Ministerpräsident Horst Seehofer das Projekt für "mindestens zehn Jahre". Im Bundesverkehrswegeplan taucht es seitdem nicht mehr auf. "Weil Bayern keinen Antrag gestellt hat. Und das ist das Entscheidende", sagt die Landtagsabgeordnete Schreyer-Stäblein. Zugleich kritisiert die Unterhachingerin die Münchner Parteikollegen scharf: "Es ist schon eine ziemlich dreiste Forderung. Immer wieder versucht die Stadt, Probleme auf uns abzuwälzen." Und das, obwohl der Freistaat einen Südring nicht mal für "annähernd nötig" erachte: "Also sollten wir endlich aufhören, Scheindebatten zu führen. Die helfen uns nicht weiter." Was aber helfen könnte, sagt die Abgeordnete, sei die Fertigstellung der Bundesstraße 15 neu von Regensburg über Landshut nach Rosenheim: "Wenn wir es schaffen, dass nicht jeder, der nach Österreich oder Italien muss, durch München fährt, wäre schon etwas gewonnen."

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