Coronavirus-Mutationen:Besorgniserregende Botschaften aus dem Labor

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Nur sehr wenige Labors sequenzieren bislang positive Corona-Proben. (Foto: Alex Halada /imago images)

Stichproben deuten darauf hin, dass sich im Raum München zwei Coronavirus-Mutanten bereits schnell ausbreiten. Doch die Ergebnisse sind mit Vorsicht zu betrachten.

Von Kassian Stroh und Marlene Weiß, München

Zwei neue Varianten des Coronavirus bereiten Experten große Sorgen - und sie breiten sich womöglich auch im Raum München schneller aus als bislang bekannt. Darauf deuteten Ergebnisse des in München beheimateten Labors Becker & Kollegen hin, wie die Apotheken-Umschau berichtet. Dieses habe bei positiven Corona-Tests untersucht, ob der Erreger der in Großbritannien entdeckten Mutante B.1.1.7 oder der südafrikanischen Variante B.1.351 entspreche. Seit Mitte Januar sei dieser Anteil bei den Proben, die aus dem Raum München stammten, deutlich angestiegen, berichtet die Zeitschrift unter Berufung auf Daten des Labors.

Von den Proben, die man zwischen dem 28. Dezember und dem 7. Januar untersucht habe, sei in nur einer die Mutation namens N501Y entdeckt worden, die für beide neue Virusvarianten charakteristisch ist - ein Anteil von etwa 0,2 Prozent, heißt es in dem Artikel. Am 20. Januar habe er bereits bei 4,7 Prozent gelegen, bei den Abstrichen vom 21. Januar bei 8,1 Prozent. Das Labor war für eine Bestätigung am Sonntag nicht zu erreichen.

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Experten sind beunruhigt, weil insbesondere die britische Variante offenbar wesentlich ansteckender ist als der ursprüngliche Virustyp. Erste Daten deuten zudem darauf hin, dass die in Großbritannien entdeckte Variante auch etwas tödlicher sein könnte. Mit der möglicherweise deutlich schnelleren Ausbreitung hatten Bund und Länder vergangene Woche unter anderem die Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar begründet und strengere Kontrollen von Menschen angeordnet, die aus einem Gebiet einreisen, in denen sich die Mutanten bereits stärker verbreitet haben.

Die Ergebnisse des Münchner Labors sind indes mit Vorsicht zu betrachten. Die Stichproben der vergangenen Tage sind mit jeweils weniger als 200 positiven Proben klein und nicht repräsentativ, so dass schon eine oder zwei zusätzliche Mutanten-Proben, erst recht ein kleiner Cluster mit einer der neuen Varianten einen großen Unterschied machen können. Ein zweiter Vorbehalt betrifft die Diagnostik. Um die Mutanten zu erkennen, werden positive Corona-Proben üblicherweise sequenziert, das heißt: Das Erbgut des Erregers wird komplett gelesen, was bislang nur sehr wenige Labors leisten und was einige Zeit dauert.

Becker & Kollegen haben nach eigenen Angaben ein schnelleres Verfahren mitentwickelt. Dabei werde nur ein Teil des Erbguts untersucht, der für beide mutierten Varianten charakteristisch sei. Die Ergebnisse der Testreihe um die Jahreswende seien vom Referenzlabor an der Berliner Charité bestätigt worden. "Die Befunde waren identisch - das bestätigt, dass die Methode funktioniert", wird der Chefmediziner des Münchner Labors, Jürgen Durner, von der Apotheken-Umschau zitiert. Eine Studie, die das ausführlich darlegt, ist noch nicht publiziert.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) teilte am Sonntag mit, auch wegen der geringen Fallzahl seien die Ergebnisse des Labors zwar "sehr interessant und hilfreich", aber noch nicht dazu geeignet, "belastbare Aussagen" über die Ausbreitung der Virus-Varianten zu treffen. Die Ergebnisse müssten durch eine Sequenzierung bestätigt werden. Eine Statistik über die Ausbreitung der Mutanten in Bayern gibt es laut LGL nicht. Zuletzt hatte das Gesundheitsministerium von drei bestätigten Fällen der britischen Variante gesprochen, das war aber bereits am 15. Januar.

Insgesamt geht die Zahl der Infektionen in München weiter zurück. Am Sonntag berechnete das Robert-Koch-Institut einen Inzidenzwert von 79,9 - so niedrig lag er zuletzt vor etwas mehr als drei Monaten. Dieser Wert beziffert die Zahl der Neuinfektionen binnen sieben Tagen umgerechnet auf 100 000 Einwohner. Die Zahl der Todesfälle stieg am Samstag um drei auf 770.

© SZ vom 25.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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