München-Bogenhausen:Brandanschlag auf Polizeiautos

Mitten im Münchner Nobelstadtteil Bogenhausen brennen in der Nacht drei Polizeiautos. Neben der Brandfahndung ermittelt auch der Staatsschutz. Denn in dem Haus, in dem heute die Polizeiinspektion untergebracht ist, lebte einst Adolf Hitler.

Susi Wimmer und Florian Fuchs

In der Nacht auf Mittwoch sind auf dem Parkplatz der Inspektion München-Bogenhausen drei Polizeiautos völlig ausgebrannt. Die Umstände deuten deutlich darauf hin, dass Unbekannte die Einsatzfahrzeuge mutwillig in Brand gesetzt haben. "Die Brandfahndung ermittelt, zudem auch der Staatsschutz", sagt Polizeisprecher Reinhold Bergmann.

Drei Polizeifahrzeuge ausgebrannt

Schwarz verkohlt, völlig ausgebrannt: Der Schaden an den in der Nacht auf Mittwoch zerstörten Polizeifahrzeugen beträgt 100.000 Euro.

(Foto: dpa)

Das heißt, dass politische Extremisten am Werk gewesen sein könnten - das Anwesen am Prinzregentenplatz 16, in dem die Polizeiinspektion untergebracht ist, war einst Hitlers Wohnhaus.

"Einsatzfahrzeuge frei" - das Halteverbotsschild an der Lucile-Grahn-Straße am Prinzregentenplatz ist rußgeschwärzt, ein benachbarter Parkscheinautomat verkokelt und der Straßenbelag auf den Polizeiparkplätzen zum Teil abgesprengt: Die Hitzeeinwirkung muss enorm gewesen sein.

Laut Polizei waren in der Nacht auf Mittwoch auf dem frei zugänglichen Parkplatz der Inspektion - direkt an der Grenze zum Prinzregententheater - zwei Kleinbusse sowie ein Einsatzwagen geparkt. Zwischen 2.35 und 3 Uhr seien die drei grün-silbernen Wagen in Brand geraten, als die Feuerwehr um 3.09 Uhr ankam, brannten sie lichterloh. Polizeibeamte suchten sofort die Umgebung ab und kontrollierten Passanten, fanden aber nichts Verdächtiges. Der Schaden beträgt rund 100.000 Euro.

Einen technischer Defekt will die Polizei nicht ausschließen. Allerdings: Die Autos waren nicht dicht nebeneinander geparkt, zwischen zweien lag eine freie Parklücke. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Funken über diese Distanz springen und alle drei Fahrzeuge gleichzeitig brennen, ist verschwindend gering. Ein Physiker des Landeskriminalamtes soll ein Gutachten erstellen und zusammen mit den Brandfahndern herausfinden, ob Brandbeschleuniger verwendet wurden.

Wo die Polizeiinspektion untergebracht ist, lebte früher Adolf Hitler

Die Ermittler prüfen, ob es in der Umgebung Kameras gibt, befragen Zeugen und Nachbarn, klären das Umfeld ab und recherchieren auch in der extremistischen Szene. "Bislang gibt es kein Bekennerschreiben", sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger.

In Berlin und Hamburg brannten dieses Jahr bereits etliche Polizeiautos, in einigen Fällen bekannten sich Linksextreme zu den Anschlägen. Sie hatten Grillanzünder auf die Reifen gelegt, um die Wagen in Brand zu stecken.

Möglich ist auch, dass vor dem Hintergrund der Aufdeckung der Zwickauer Nazigruppe Rechtsextreme am Werk waren. Von 1929 bis 1945 bewohnte Hitler die zweite Etage des Jugendstil-Eckhauses am Prinzregentenplatz 16.

Unter der Erde im Hinterhof des Gebäudes verbirgt sich noch der Privatbunker Hitlers. Außerdem prüft die Polizei, ob es einen Bezug in die linksextremistische Szene geben könnte: Am 6. Dezember, vor drei Jahren, wurde in Griechenland ein 15-Jähriger von einem Polizisten erschossen. In Griechenland kam es am Jahrestag zu massiven Ausschreitungen.

Ob es sich tatsächlich um einen politisch motivierten Anschlag auf die Polizei handelt, sei jetzt "reine Spekulation", betonte Wenger. Sicher ist nur, dass in München noch nie zuvor Autos der Polizei in Flammen standen. Vor gut einem Jahr ging ein Fahrzeug der Bundeswehr an der Dachauer Straße in Flammen auf - der Täter wurde nie gefasst.

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