Bayerische Staatsoper:Eine Oper für später

Bayerische Staatsoper: Die Bayerische Staatsoper

Die Bayerische Staatsoper

(Foto: Robert Haas)

Generalintendant Serge Dorny verschiebt die für diese Spielzeit geplante Produktion "Matsukaze" ins Jahr 2024. Was hat das zu bedeuten?

Von Susanne Hermanski

Die Bayerische Staatsoper verschiebt die Produktion der Oper "Matsukaze" um eine Spielzeit ins Jahr 2024. Die Entscheidung wird begründet mit den "allgemeinen Rahmenbedingungen", die sich geändert hätten, "und dem damit einhergehenden Budgetrisiko". Generalintendant Serge Dorny spricht von "einer Zeit des Umbruchs" und "daraus resultierenden Folgen", mit denen man umzugehen habe. Das Verschieben der Premiere soll Entlastung bringen - für die Kassen und die Mitarbeiter.

Was für die meisten Kulturinstitutionen nach den Covid-Lockdowns und mitten in der Energiekrise gilt, davon ist auch die Bayerische Staatsoper, dieses große, stolze Flaggschiff der Kultur des Freistaats, nicht ausgenommen. Zu einem Rückgang der Auslastung - nach Angaben der Oper gut zehn Prozent - kommt am erfolgsverwöhnten Haus der übliche Stresstest jeder Intendantenübergabe. Vor gut einem Jahr hat der Belgier Serge Dorny den Österreicher Nikolaus Bachler auf dem Intendantensessel abgelöst.

Das geht mit allerlei Veränderungen einher für Programm, Publikum und Mitarbeiter. Dorny startete ehrgeizig - unter anderem mit Formaten, die von den Gewerken des Hauses zusätzlich zu stemmen sind. Dazu gehören etwa das Septemberfest, bei dem die Münchner Oper Open-Air-Veranstaltungen in anderen bayerischen Städten spielt, und ein zusätzliches Festival für frühes und zeitgenössisches Musiktheater an zum Teil ungewöhnlichen Orten in der Stadt. Dieses "Ja, Mai Festival" war 2022 zum ersten Mal zu erleben und künstlerisch so spannend wie erfolgreich; "Matsukaze" von Toshio Hosokawa sollte 2023 Teil desselben werden.

Anderes - wie die weniger ausgegorenen Inszenierungen von "Der Teufel von Loudon" und "Les Troyens" - stießen bei Publikum wie Presse eher auf Ablehnung. Die Neue Zürcher Zeitung schrieb in ihrer Bilanz der ersten Spielzeit unter Dorny recht zugespitzt, man könne meinen, der Intendant wolle sein neues Haus in ein "kulturelitäres Umerziehungslager" für das sonst so kulinarisch verwöhnte Münchner Publikum verwandeln. Bevor Dorny nach München kam, leitete er die Oper in Lyon.

Wie bei Intendantenwechseln üblich, hat er in München Teile des Leitungsteams ausgetauscht. Die Stimmung am Haus unter der Belegschaft wird von verschiedenen Seiten als angespannt beschrieben. Die Arbeitslast durch weniger Produktionen zu senken, könnte als Maßnahme interpretiert werden, den Druck etwas aus dem Kessel zu nehmen, Zeit für interne Findungsprozesse zu gewinnen - und selbstverständlich auch die finanzielle Last verringern. Für eine neue Inszenierung fallen im Schnitt Kosten im tiefen sechsstelligen Bereich an. Dass "Matsukaze" erst 2024 zu sehen sein wird, dürfte das Münchner Publikum angesichts der beiden anderen im Rahmen des neuen Festivals geplanten Premieren - vielversprechende Kooperationen mit dem Haus der Kunst und dem Residenztheater - vermutlich wie folgt kommentieren: "Ja, mei".

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