München:Auf Noten nach oben

München: Gute Hilfe: Kinder aus sozial benachteiligten Familien erhalten Unterstützung beim Musikunterricht.

Gute Hilfe: Kinder aus sozial benachteiligten Familien erhalten Unterstützung beim Musikunterricht.

(Foto: privat)

Münchner Verein ermöglicht Kindern Musikunterricht

Von DIRK WAGNER

Fast wäre sie übereifrig auf die Bühne gesprungen. Dann entschied sich Pia, die am nächsten Tag ihren siebten Geburtstag feiert, für den damenhaften Gang über die kleine Treppe. Seitlich der Bühne im Steinway-Haus führt diese das Mädchen zu einem Konzertflügel. Dort erwartet sie die Klavierlehrerin Tatjana Harder, die mit ihren Schülerinnen noch einmal die Musikstücke probt, die diese gleich vierhändig vor Publikum spielen werden.

Seit einem Jahr genießen fünf Schüler der Grundschule Blumenau einen wöchentlichen Klavierunterricht, der über den Verein "Musik von Kindern" mit Unterstützung der "Castringius Kinder- und Jugendstiftung" und der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München angeboten wird. Die Münchner Pianistin und Klavierpädagogin Isabel Melendez Alba, die den Verein 2011 zusammen mit dem Betriebswirt Dirk Heiss gründete, will Menschen aus sozial benachteiligten Familien einen Musikunterricht ermöglichen, den diese sich schon aus finanziellen Gründen nicht leisten könnten.

Vorbild dafür ist das international gefeierte Kulturprojekt "Sistema de Orquestas Juveniles de Venezuela", das der Wirtschaftswissenschaftler José Antonio Abreu 1978 zur Befriedung der Gesellschaft in Venezuela gründete. 350 000 Teilnehmer erhalten über dieses landesweit organisierte Programm zur Förderung der musikalischen Ausbildung von Kindern und Jugendlichen kostenlos Musikunterricht und Leihmusikinstrumente. Immerhin 30 professionelle Orchester sind daraus hervorgegangen, die zum Teil sogar international touren.

Gleichwohl Melendez Alba eine solche musikalische Karriere für ihre Münchner Schützlinge nicht ausschließt, geht es ihr vorrangig um eine allgemeine Persönlichkeitsentwicklung der Musikschüler: "Musik fordert das Gehirn in sehr komplexer Weise heraus, weil beim Musizieren Hören und Sehen, Fühlen und Tasten, Bewegung und Koordination in intensiver Weise miteinander verbunden werden", sagt die Pianistin. "Das fördert die Kreativität und Toleranz, und stärkt das Selbstbewusstsein." Und in der Tat: Die junge Pia tritt selbstbewusst auf die Bühne im Steinway-Haus. Das Stück, das sie für ihr erstes öffentliches Vorspielen ausgesucht hat, gefällt ihr vor allem wegen des schnellen Teils darin. Der Rest sei, so sagt sie wortschöpferisch, bloß "babysch".

Künftig will der Verein sein Angebot auch auf andere Schulen ausweiten. Dort sollen die Schüler sich neben dem Klavierunterricht auch für Blasinstrumente oder Trommeln entscheiden dürfen. Zur Finanzierung des subventionierten Unterrichts werden noch weitere Unterstützer gesucht. Zum Beispiel kann man auch die Patenschaft für einzelne Schüler übernehmen.

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