Die ungleiche ärztliche Versorgung der Münchner Stadtteile hat jetzt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zu einem Brief an die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) veranlasst. Damit folgt der OB einem Beschluss des Stadtrats von Ende September, der unter anderem eine kleinräumigere Bedarfsplanung für München und eine gleichmäßigere Verteilung der haus- und kinderärztlichen Praxen über das Stadtgebiet verlangt.
Hintergrund des Beschlusses und auch des Briefs an den KVB-Vorstandsvorsitzenden Wolfgang Krombholz ist die schleichende Verschärfung der Versorgungssituation vor allem an den Stadträndern. "Die ungleiche Verteilung der haus- und kinderärztlichen Praxen über das Münchner Stadtgebiet sowie der zunehmende Ausdünnungsprozess des Versorgungsnetzes von den Stadträndern in Richtung Zentrum führen dazu, dass immer mehr Münchnerinnen und Münchner Schwierigkeiten haben, wohnortnah eine Hausärztin beziehungsweise einen Hausarzt oder eine Kinderärztin beziehungsweise einen Kinderarzt zu finden", schreibt Reiter.
Besonders schwierig ist eine Verbesserung, weil die Bedarfsplanung für die Gesamtstadt erfolgt und für München rechnerisch eine Überversorgung notiert. Während sich also im Zentrum die Praxen zunehmend ballen, befinde sich etwa in der Messestadt Riem kein ansässiger Kinderarzt. Bei den Hausärzten gebe es zum Beispiel in Milbertshofen und Hadern Engpässe. "Nicht nur die Facharztpraxen, sondern auch die haus- und kinderärztlichen Sitze konzentrieren sich in der Stadtmitte und in Stadtteilen mit überdurchschnittlich guter Sozialstruktur", konstatiert Reiter.
Sie fehlten dagegen in Stadtteilen, in denen aufgrund der Bevölkerungsstruktur ein besonderer Bedarf an wohnortnaher medizinischer Grundversorgung bestehe. Das sei gerade im Hinblick auf die wachsende Stadt und das Entstehen neuer Siedlungsgebiete "gesundheits- und stadtpolitisch brisant".