München:Ärzte besser verteilen

Mit der Lotsin seltenen Erkrankungen auf der Spur

"Heile, heile Segen ...": Der Bedarf an Kinderärzten ist zum Beispiel im Münchner Norden sehr groß.

(Foto: dpa)

Der Gesundheitsausschuss des Stadtrates verabschiedet einen Vier-Punkte-Plan

Von Renate Winkler-Schlang

Im zentralen Münchner Stadtbezirk Altstadt-Lehel kommt rechnerisch auf 179 Einwohner ein Hausarzt, in Feldmoching-Hasenbergl ist es einer auf 2130 Bewohner. Wer dort krank wird, muss also in der Regel weit fahren, um Hilfe zu finden. Noch schlimmer ist die Kluft zwischen reichen und zentralen einerseits und ärmeren und weiter am Stadtrand liegenden Vierteln bei der Versorgung mit Kinderärzten. Ganz Milbertshofen etwa hat nur einen einzigen, die kinderreiche Messestadt immer noch keinen. Das ist ungerecht, zumal davon auszugehen ist, dass gerade in den ärmeren Vierteln mehr chronisch Kranke leben. Der Gesundheitsausschuss des Stadtrates hat nun einen Vier-Punkte-Plan verabschiedet, mit dem das Ungleichgewicht geändert werden soll. Er geht auf mehrere Anträge der SPD zurück.

Auf die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB), die regelmäßig einen Bedarfsplan erstellt, haben Kommunen keinen Einfluss. Nun aber soll Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) über den Bayerischen Städtetag darauf dringen, dass die KVB wenigstens ihre Planungsbereiche ändert: Bisher ist ganz München ein einziger Bereich, während etwa Oberbayern 43 hat. Nach einer Teilung könne man genauer und kleinräumlicher sehen, in welchem Viertel Bedarf besteht. Die Stadt fordert auch eine Anpassung der Verhältniszahlen, mit denen die KVB den Versorgungsgrad errechnet: Höherer Beratungsbedarf und eine Zunahme von Patienten mit chronischen oder mehreren Erkrankungen machen es nötig, mehr Ärzte einzuplanen als bisher, so die Stadt. Bisher gilt München rechnerisch als "überversorgt", bei den Hausärzten zu 116, bei den Kinderärzten sogar mit 131 Prozent.

Wichtigstes Ziel ist natürlich eine gleichmäßigere Verteilung von Praxen über das ganze Stadtgebiet, was etwa bei Neubesetzungen gesteuert werden kann. Das Beispiel Berlin zeige, was mit gutem Willen und gezielter Lenkung auf der Basis von Freiwilligkeit möglich sei, erklärt das Referat für Gesundheit und Umwelt. Langfristig wichtig ist der Stadt eine Stärkung des Mitspracherechts der Kommunen und ihrer Verbände bei der Bedarfsplanung.

Um all dies umzusetzen, brauche es die Unterstützung des Ministeriums für Gesundheit und Pflege, der Krankenkassen und vor allem der Kassenärztlichen Vereinigung. Darum, so die SPD, solle nun Reiter selbst verhandeln. "Das medizinische Angebot darf nicht davon abhängen, in welchem Viertel man wohnt", sagt Ingo Mittermaier, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD.

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