Mord in München:Tatwaffe: "Skorpion"

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Ein 48-Jähriger soll in München seine Frau getötet haben - mit einer in Deutschland verbotenen Maschinenpistole. Die Mutter seiner vier Kinder wurde in der Waschküche erschossen.

Bernd Kastner

Eine Mutter von vier Kindern ist am Samstagmorgen mit sechs Schüssen aus einer Maschinenpistole getötet worden. Die Polizei nahm noch am selben Tag den Ehemann und Vater der gemeinsamen Kinder fest. Er hat die Tat laut Mordkommission gestanden. Sein Motiv soll Streit um die Verwendung des Familieneinkommens gewesen sein. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-jährigen Mann Mord vor. Er wurde am Sonntag einem Haftrichter vorgeführt. Die Eheleute stammen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Kinder im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren sind alle in Deutschland geboren. Sie sind nun bei Familienangehörigen untergebracht.

Es war gegen 8.30 Uhr am Samstag, als die 46-jährige Frau ihre Wohnung am Frühlingsanger im Hasenbergl verließ und in die Waschküche ging. Die liegt im Keller des Neun-Parteien-Hauses. Laut Markus Kraus, Chef des Mordkommissariats, folgte ihr der Ehemann unbemerkt. In der Waschküche feuerte er mit seiner Waffe, die er illegal besaß, von hinten auf seine Frau.

Immer wieder Streit ums Geld

Kurz vor zehn Uhr wunderte sich der älteste Sohn der Familie, weil die Mutter noch nicht wieder zurückgekommen war. Der 18-Jährige ging in den Keller. Weil die Tür der Waschküche ins Schloss gefallen war, trat er sie mit dem Fuß ein. Seine Mutter lag am Boden. Der alarmierte Notarzt konnte der Frau nicht mehr helfen. Nachbarn hatten zwar die Schüsse gehört, aber keinen Verdacht geschöpft.

Nach der Tat habe der Ehemann die Waffe an einem Altglascontainer in der Nachbarschaft abgelegt und sich dann entfernt, berichtet Kraus. Als die Polizei gegen 10.30 Uhr eintraf und den Tatort absperrte, sei er aber wieder zurückgekommen. Zunächst wurde er zusammen mit seinem ältesten Sohn noch vom Kriseninterventionsteam betreut, später räumte der Mann die Tat ein und führte die Ermittler zur Tatwaffe.

Zwischen den beiden Eheleuten soll es immer wieder zu Streitigkeiten ums Geld gekommen sein, das habe zumindest der mutmaßliche Täter bei seiner Vernehmung gesagt. Der 48-Jährige arbeitete als Zimmermann, seine Frau als Reinigungskraft. Nähere Angaben zum Motiv machte Kraus nicht, da bislang erst die Aussagen des Mannes vorlägen. Diese gelte es nun zu überprüfen. Unmittelbar vor der Tat aber habe es wohl keinen Streit gegeben, der die Eskalation erklären könnte. Die Maschinenpistole vom Typ "Skorpion" habe sich der Mann im ehemaligen Jugoslawien besorgt. Da die "Skorpion" als Kriegswaffe gilt, ist ihr Besitz generell verboten, zudem habe der mutmaßliche Mörder keinen Waffenschein.

Das Opfer war "völlig arglos"

Staatsanwalt Florian Schlosser wertet die Tat als heimtückischen Mord, da die Frau "völlig arglos" gewesen sei und keine Chance gehabt habe, sich zu wehren. Zudem sieht er das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe erfüllt, da ein Streit ums Geld in "krassem Missverhältnis" zur Tat stehe. Laut Schlosser habe der mutmaßliche Täter in der Vergangenheit bereits mit Polizei und Justiz zu tun gehabt, die Vorfälle lägen aber mehrere Jahre zurück. Einmal sei er wegen Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Seine Frau habe ihren Mann auch einmal angezeigt. Das Verfahren sei später aber eingestellt worden, wohl weil die Frau die Anzeige zurückgezogen habe.

Die Eheleute leben laut Polizei seit den 80er Jahren in Deutschland, geboren seien beide in derselben Kleinstadt in Serbien. Während der Mann die serbische Staatsbürgerschaft besitzt, hatte seine Frau einen bosnisch-herzegowinischen Pass.

© SZ vom 8.3.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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