Mord an Ehefrau:Lebenslange Haft für Mesner

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Christian R. bei der Urteilsverkündung. Nickend und mit bleichem Gesicht nahm er den Schuldspruch auf. (Foto: dpa)

"Absoluter Vernichtungswille": Der ehemalige Mesner Christian R. hat seine Frau mit 21 Messerstichen getötet - vor den Augen der gemeinsamen Kinder. Er hielt auch nicht inne, als der fünfjährige Sohn zu Hilfe geeilt kam. Nun ist er zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

Von Christian Rost

Der ehemalige Mesner aus Neubiberg ist wegen Mordes an seiner Ehefrau zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Münchner Schwurgericht stellte am Dienstag zudem die besondere Schwere der Schuld fest. Damit kann der 37-jährige Christian R., der am 20. Februar 2012 seine Frau vor den Augen der beiden Kinder mit einer Vielzahl von Messerstichen tötete, nicht vorzeitig nach 15 Jahren Haft auf Bewährung entlassen werden.

Der Angeklagte ging laut dem Vorsitzenden Michael Höhne "mit einem absoluten Vernichtungswillen" gegen seine Frau vor, weil sie sich von ihm trennen wollte. In der Beziehung hatte es von Beginn an Spannungen gegeben. Als der heute sechsjährige Sohn zur Welt kam, hätten sich die Probleme verstärkt, so Höhne. Der Versuch, durch ein zweites Kind, das zur Tatzeit drei Jahre alt war, die Ehe zu retten, scheiterte.

Während sich seine Frau um den Haushalt und die Buben kümmerte, pochte der Mesner auf seinen "ungestörten Schlaf" oder vertrieb sich die Zeit mit seinen Hobbys - Krafttraining und das Heimkino im Keller mit unzähligen Horrorvideos. Spätestens im August 2011 habe sich die Frau innerlich verabschiedet, so der Richter. Christian R. mit seiner "narzisstisch geprägten Persönlichkeit hat das nicht akzeptiert". Er habe durch eine Trennung auch finanziellen Einbußen befürchtet.

Es war ein Rosenmontag, als sich R. vor einer letzten Aussprache mit seiner 35-jährigen Frau in der von der Kirche gestellten Wohnung ein Küchenmesser bereitlegte. Ein Krisengespräch des Paares kurz zuvor mit dem Pfarrer des Orts war aus der Sicht R.s unbefriedigend verlaufen. Der Geistliche hatte der Frau Unterstützung bei der Suche nach einer eigenen Wohnung zugesagt. Auch der anschließende Versuch des Mesners, seine Frau noch einmal umzustimmen, schlug fehl. Sie streifte den Ehering ab und unterstrich mit dieser Geste ihre Entschlossenheit.

Sie stand gerade auf der Treppe zum ersten Stock des Hauses, als R. seine Frau unvermittelt packte und über die Brüstung warf. Drei Meter fiel sie in die Tiefe, konnte sich nach dem Sturz aber wieder aufrichten. Die beiden Buben waren inzwischen aus ihren Zimmern geeilt und mussten mitansehen, was nun geschah. Der Vater griff sich das Messer und stach "schnell und wortlos" auf die 35-Jährige ein. 21 Mal traf er mit der 34 Zentimeter langen Waffe Hals, Kopf und den Schulterbereich des Opfers. Er hielt auch nicht inne, als sein älterer Sohn rief: "Papa, hör auf, die Mama ist doch schon kaputt."

In einer großen Blutlache in der Küche starb die Mutter binnen drei Minuten. Ein Sohn versuchte im Schock noch, das Blut mit einem Lappen aufzuwischen, während sein Vater den Pfarrer anrief und den Mord gestand. Beim Eintreffen der Rettungssanitäter im Mesnerhaus hatte sich R. das Messer noch selbst ins Kinn gestochen, was laut Richter Höhne aber nicht mehr war als eine "ungefährliche Geste".

Der Angeklagte hatte die heimtückische Tat ohne Umschweife gestanden: "Ich konnte nicht mehr aufhören." Die beiden in einem Heim untergebrachten Kinder sind schwerst traumatisiert. "Wenn die Buben Spaghetti mit Tomatensoße essen, sagen sie, es sehe aus wie das Blut an den Haaren ihrer Mutter", sagte Höhne vor den erschütterten Zuhörern im vollbesetzten Gerichtssaal.

© SZ vom 27.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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