Moosach:Vor vollendeten Tatsachen

Lesezeit: 3 min

Kein schönes Zuhause mehr: Dass Gebäude wie dieses an der Karlingerstraße saniert werden müssen, ist unstrittig. Die GWG will neu bauen. (Foto: Privat)

Trotz zahlreicher Änderungswünsche der Mieter hält die städtische Wohnungsgesellschaft GWG an ihren Abriss- und Neubauplänen für die zwischen Gube-, Bauberger- und Karl-Lipp-Straße gelegene Siedlung fest

Von Anita Naujokat, Moosach

Es ist ein herber Rückschlag für die Mietergruppe der Siedlung zwischen Gube-, Bauberger- und Karl-Lipp-Straße: Die städtische Wohnungsgesellschaft GWG sieht keine Möglichkeit, beim Abbruch und Neubau der Siedlung von ihren bisherigen Entscheidungen abzuweichen. So wird es aus "baurechtlichen, terminlichen und wirtschaftlichen Gründen" beim Bauverlauf und der Situierung von Kinderkrippe, Verwaltung und Bewohnertreff an der Baubergerstraße bleiben, wie aus einem Schreiben der GWG an den Moosacher Bezirksausschuss (BA) hervorgeht. Das Gremium hatte sich schon vor der Sommerpause einstimmig dafür ausgesprochen, die Anregungen der Mietergruppe zu unterstützen.

Deren zentrales Anliegen ist, Bewohnertreff, Kita und Verwaltungsstützpunkt nicht an der Baubergerstraße am Rand des Quartiers, sondern in dessen Mitte an der Karlingerstraße anzusiedeln. Auch beim Bauverlauf - es geht um zwölf, ursprünglich noch 14 Gebäudeblöcke mit mehr als 500 Wohnungen, die von 2020/21 an abgerissen und neu gebaut werden sollen - gehen die Meinungen auseinander. Die GWG will mit den Baukörpern im Nordteil des Karrees an der Bauberger- und Gubestraße beginnen und sich peu à peu dann U-förmig nach Südosten vorarbeiten und im südlichen Riegel in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück. Die Mietergruppe fordert, das Unternehmen genau andersherum anzupacken und erst mit den marodesten Häusern anzufangen, sodass die noch intakteren länger bewohnt werden können. Gut die Hälfte der Gebäude sei erst vor fünf bis zehn Jahren renoviert worden. Hinzu kommt der Groll der Mieter, nicht in die Planung mit einbezogen worden zu sein. Mieter Rudolf Scholz verweist in diesem Zusammenhang auf die GWG-Siedlung an der Haldenseestraße in Ramersdorf. Dort waren nach Aussage des Sprechers der GWG-Geschäftsführung, Christian Amlong, die Anwohner von Anfang an einbezogen worden und konnten etwa in einem Workshop ihre Wünsche und Anregungen zur zukünftigen Bebauung äußern, um so das bestmögliche Ergebnis zu erhalten. "Warum in Ramersdorf und nicht auch in Moosach? Wir hätten auch gute Ideen gehabt", sagt Scholz.

Bisher habe es in Moosach eine Info-Veranstaltung gegeben, bei der die GWG die Betroffenen vor vollendete Tatsachen gestellt habe. Bei einem von der SPD-Landtagsabgeordneten Diana Stachowitz initiierten Treffen mit SPD-Stadträtin Julia Schönfeld-Knor und der BA-Vorsitzenden Johanna Salzhuber (SPD) seien drei mit dem Projekt befasste GWG-Sachbearbeiter zugegen gewesen, die aber nach zwei Stunden Gespräch erklärt hätten, keine Entscheidungsbefugnisse zu haben. Ergo: Für die Mieter hat der Dialog noch nicht einmal begonnen.

Die GWG selbst teilt in dem Schreiben an den BA mit, dass sie auf Basis der vorliegenden Planung bereits mit 65 von 66 Mietern aus den ersten Abbruchhäusern ausführliche Einzelgespräche geführt habe. Elf Wohnungen stünden leer, 27 Mieter seien schon mit neuen Wohnungen versorgt. Aus ihrer Sicht sind die Nutzungen richtig angeordnet, um der Gesamtheit der Mieter ebenso gerecht zu werden wie der Verbesserung des Umfelds, der Angebote und der Wohnsituation. Das Unternehmen hält es nach wie vor für wichtig, dass in die ersten Neubauten die Infrastruktur kommt, gerade für die Betreuung der Mieter während der Bauzeit, und um überhaupt eine eigenständige Hausverwaltung in Moosach zu haben. Zudem sei es besser, Verwaltungs- statt Wohnräume an der stark frequentierten Baubergerstraße zu situieren und nicht Verkehr in die Siedlung hineinzuziehen. Auch sei der Weg zur U-Bahn für Mitarbeiter und Besucher aus weiter entfernteren Wohnungen kürzer. Nicht zuletzt würde eine Änderung das gesamte Vorhaben um etwa ein Jahr verzögern.

Was die intakteren Häuser betrifft, räumt GWG-Sprecher Michael Schmitt ein, dass es von 2006 bis 2009 zum Teil Fassaden- und Dachsanierungen gegeben habe, Fenster ausgetauscht und Verblechungen unter anderem an Dachrinnen und Fallrohren erneuert worden seien. Allerdings wiesen alle Gebäude noch Mängel auf, wenn auch an unterschiedlichen Bauteilen. Vier noch einigermaßen gut erhaltene Häuser südlich der Karlingerstraße stünden in der Reihenfolge sowieso ganz hinten; bei den drei nordwestlichen könne dies aus Gründen des bautechnischen Ablaufs nicht bewerkstelligt werden. Kräne und Baustelleneinrichtungen könnten nicht kreuz und quer über das Gelände geschoben werden, sondern würden Block für Block weitergerückt.

Die Mieter haben inzwischen auf die ablehnende Antwort der GWG mit einem Schreiben reagiert, in dem sie mit zum Teil den gleichen Argumenten wie die Bauherrin ihren Masterplan untermauert sehen. Und was mache schon eine Verzögerung von einem Jahr bei einem Bauprojekt für die nächsten Jahrzehnte aus, fragt deren Sprecher Hans-Georg Wölky. Misstrauen kommt bei ihm auch deshalb auf, weil die zwei östlichsten Häuer derzeit nun doch nicht zum Abriss vorgesehen sind. GWG-Sprecher Schmitt begründet dies damit, dass im Rahmen des Vorbescheids noch baurechtliche Fragen geklärt werden müssten.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: