Moosach:Ober sticht Unter

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Ein Fußgängerübergang über die Trambahngleise an der Dachauer Straße (Archivbild). (Foto: Robert Haas)

Die unterschiedliche Taktung der Bedarfsampel in Höhe der Leipziger Straße über die Dachauer Straße führt zu Diskussionen. Grund dieser Schaltung ist unter anderem der Vorrang von Trambahnen

Von Anita Naujokat, Moosach

Fußgänger und Radfahrer sind offenbar von der unterschiedlichen Zeittaktung der Bedarfsampel in Höhe der Leipziger Straße über die Dachauer Straße irritiert. Wer es zu einer bestimmten Zeit gewohnt ist, nach 25 Sekunden Grün zu haben, wird vielleicht denken, dass die Anlage kaputt sein könnte, wenn man zu anderer Zeit plötzlich doppelt so lange warten muss. Und könnte bei Rot gehen. Für andere hingegen dauere es prinzipiell zu lange, bis Grün kommt. So lauten Beschwerden von Bürgern, so sehen es SPD und FDP im Bezirksausschuss (BA), weswegen lange über die Ampel debattiert wurde.

Die SPD-Fraktion hatte beantragt, die Ampel zu überprüfen und die Schaltzeiten unter Berücksichtigung der hohen Taktfolge der Tram, der Interessen der Fußgänger und der Sicherheit zu optimieren. Anlass war der tödliche Unfall eines Mannes Anfang Januar, der die Straße bei Rot überquert haben soll und von einer Straßenbahn erfasst wurde. Die SPD griff in ihrem Antrag auch Forderungen auf, die in der Jugendversammlung erhoben worden waren. Drei von elf Anträgen hatten den Übergang zum Thema. Viele Kinder und Jugendliche gehen dort auf dem Weg von und zur Mittelschule an der Leipziger Straße und zum benachbarten Kinder- und Jugendtreff "Mooskito" über die Straße. In diesem Bereich der stark frequentierten vierspurigen Dachauer Straße dürfen 60 Kilometer pro Stunde gefahren werden.

Laut Bernd Zischek, stellvertretender Leiter der Moosacher Polizeiinspektion, sind in die Ampelanlage verschiedene Taktungen von 25 bis 50 Sekunden Wartezeit eingespeist, die sich nach der großen Kreuzung am Georg-Brauchle-Ring/Wintrichring, der Trambahnbeschleunigung und herannahenden Straßenbahnen richten. Klaus-Werner Kalms (CSU) erinnerte daran, dass der BA vor Jahren schon einmal einen Antrag wegen der Ampel gestellt hatte, den das Kreisverwaltungsreferat (KVR) abgelehnt habe. Die SPD focht das nicht an. "Wir wissen doch nicht, ob das Steuergerät auf dem neuesten Stand ist", argumentierte SPD-Sprecherin Hannelore Schrimpf für einen neuen Versuch.

Der Unfall sei sicher tragisch, sagte BA-Vize und CSU-Stadtrat Alexander Dietrich, doch der Mann habe sich "verkehrswidrig verhalten". Da jedes Mal einen Antrag zu stellen, sei nicht zielführend. Zumal, wie es Susanne Dietrich (CSU) ausführte, es für "unfaire Ampeln" genügend Beispiele gebe - bei der Borstei und vor dem Goethe-Institut. Und Anna Soppe (CSU) zeigte sich überzeugt: "Wer bei Rot über die Straße gehen will, wird weiterhin bei Rot gehen."

FDP-Mann Axel Stoßno unterstützte den SPD-Antrag dagegen vorbehaltlos. Ihn störe es schon seit Langem, dass immer nur der Autoverkehr Vorrang habe. "Wer die niedrigste Priorität hat, hat die längste Wartezeit", lautete seine Formel für die Rangordnung. Auch müsse über das gesamte Trambahnkonzept neu nachgedacht werden, forderte er. "Wenn man die Trambahn beschleunigt haben will, muss man eben warten", wandte Angelika Bueb (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Verkehr, ein.

Schließlich passierte der Antrag doch noch einstimmig das Gremium, doch erweitert durch den Vorschlag, eine Ampel mit Zeitanzeige zu fordern, mit der sich alle anfreunden konnten. Eine solche Anlage zählt die Sekunden der verbleibenden Wartezeit für Fußgänger rückwärts herunter, der BA verspricht sich davon eine höhere Akzeptanz der Warterei. "Das System weiß ja, wie lange es noch bis zu Grün dauert, es sollte nur noch kommuniziert werden", sagte Wolfgang Kuhn (SPD).

Was in anderen Städten bereits Praxis ist, wäre am Übergang in Höhe der Leipziger Straße allerdings ein Präzedenzfall für München. Laut Auskunft aus dem Kreisverwaltungsreferat gibt es im gesamten Stadtgebiet bislang keine Ampeln mit Zeitanzeige. Es sei auch nicht geplant, sie einzuführen, stellt KVR-Sprecher Florian Schmelmer fest. Die Ampeln in München seien vielerorts verkehrsabhängig geschaltet, dazu habe man in München viele Straßen, auf denen Busse und Trambahnen auf beschleunigten Linien die Ampelschaltung beeinflussen können; da hätten Ampeln mit Zeitanzeigen keinen Sinn. Sie wären sogar unglaubwürdig, wenn sie zum Beispiel, bei einer Sekunde angekommen, wieder auf 30 Sekunden Wartezeit umspringen müssten, weil die herannahende Tram Vorrang hat.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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