Moosach:Mehr Platz für den Sport

Die Vertreter von rund 40 Vereinen beklagen auf dem Diskussionsforum der SPD fehlende Hallen für das Training. Außerdem sollen Einrichtungen finanziell unterstützt werden, die sich dem Behindertensport widmen. Der Erhalt der Regattaanlage bleibt weiter ein Thema

Von birte bredow, Moosach

"Wir müssen Kinder nach Hause schicken, weil wir keinen Platz haben." Marc-Joe Wenger, der Leiter der Basketballabteilung des MTSV Schwabing, ist einer von rund vierzig Vereinsvertretern, die an diesem Abend zum Sportgespräch der SPD in die Gaststätte Moosacher Paradies gekommen sind, um bei Ćevapčići oder, passend zum Anlass, Fitnesssalat über die aktuellen Herausforderungen im Münchner Norden zu diskutieren. Der fehlende Raum zum Trainieren steht oft im Mittelpunkt.

Diana Stachowitz, sportpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, hat das viele Jahre vom SPD-Landtagsabgeordneten Franz Maget betreute Diskussionsformat übernommen und bezeichnet den Mangel an nutzbaren Hallen als "dringendstes Problem" in München. Vor allem die größeren Zwei- und Dreifachanlagen sind laut dem Referat für Bildung und Sport voll ausgelastet, und die Nachfrage wächst. Die Stadt will dem entgegenwirken, indem sie neue Gebäude errichtet. Den Bau von 19 neuen Hallen hat der Stadtrat 2016 in einem ersten Bauprogramm verabschiedet, weitere sollen hinzukommen.

Rollstuhlbasketball-Profis besuchen Münchner Grundschüler, 2016

Die Vertreter von rund 40 Vereinen beklagten auf einem Diskussionsforum der SPD den Hallenmangel.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Besonders kritisch wird es immer dann, wenn eine Räumlichkeit saniert wird und somit nicht für die Sportler zur Verfügung steht. So machen die für April geplanten Arbeiten an der Sportstätte der Grund- und Mittelschule an der Toni-Pfülf-Straße Walter Schmidkonz, dem ersten Vorsitzenden des FC Fasanerie-Nord, Sorgen. Der Verein wisse immer noch nicht, welche Ausweichflächen ihm zur Verfügung gestellt würden. Das sei besonders für die Ju-Jutsu-Abteilung bedenklich. Die rund 200 Sportler trainieren auf Matten: "Sie können nicht mal eben die Tasche packen und umziehen."

Stachowitz weist im Laufe des Abends immer wieder darauf hin, dass es wichtig sei, zusammenzurücken und Kooperationen einzugehen, um die bestehenden Einrichtungen besser zu nutzen. Deshalb ärgert sie besonders, dass ihr Wunsch nach einer Bezirkssportanlage auf dem Campus der Technischen Universität München (TUM) im Olympiapark zurückgewiesen worden sei. "Die TUM hat ein Riesenareal. Solche Flächen kann man nicht einfach herschenken", sagt die Landtagsabgeordnete. Ihre Forderung hat Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) unter anderem mit der Begründung abgelehnt, dass die Anlage in erster Linie für die Studenten der Sport- und Gesundheitswissenschaften gedacht sei. Außerdem sei eine intensivere Nutzung der Flächen nur mit Kunstrasen möglich, der aus Kostengründen nicht infrage komme.

Doch nicht nur fehlende Trainingsbereiche, sondern auch Schwierigkeiten bei der Koordination und der Zustand mancher Sportstätten werden kritisiert. Laut Werner Maier, dem Präsidenten der Footballer der Munich Cowboys, sind manchmal Hallen doppelt belegt. Jens Fülle von der Sportabteilung des evangelisch-lutherischen Projekts Offene Behindertenarbeit (OBA) beklagt, dass in der Einrichtung an der Eduard-Spranger-Straße zeitweise Kurse hätten ausfallen müssen, weil es zu kalt gewesen sei. Laut Beatrix Zurek, Leiterin des Referats für Bildung und Sport, versucht das zentrale Immobilienmanagement stets, Alternativen zu finden. Sie macht aber auch klar, dass es aufgrund der ohnehin engen Belegung, nicht immer möglich sei, alle Wünsche zu erfüllen. Die anwesenden Politiker erfahren an diesem Abend nicht nur, wo es hakt, sondern bekommen auch Lob zu hören. So bedankt sich Werner Maier für die modernisierte Anlage an der Görzer Straße in Ramersdorf und verspricht, dass "die Bettel-Mails weniger werden".

Sonderpädagoge Fülle von der OBA hat außerdem ein eher außergewöhnliches Anliegen: "Wir würden uns auf lange Sicht gerne auflösen." Die Trainingsgruppen sollen dann regulären Angeboten angeschlossen werden, um den Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern. Einer, der generell dazu bereit wäre, ein inklusives Sportprogramm anzubieten, ist Gerhard Wimmer mit dem FTT Hartmannshofen 1987. Der Tischtennisverein sei früher an der Umsetzung gescheitert, berichtet der erste Vorsitzende: "Wenn nur Einzelne mitspielen, ist das schwierig. Die kommen nach ein oder zwei Mal nicht wieder." Er wünscht sich deshalb, dass sich alle zusammensetzen, die Interesse an diesem Bereich haben, um Angebote besser zu organisieren. Ein Anliegen, das Stachowitz begrüßt. "Wir haben Inklusion im Sport bis jetzt stiefmütterlich behandelt." Das will sie ändern und einen Fonds schaffen, der Einrichtungen finanziell unterstützt, die sich engagieren möchten. Die Politikerin ist auch die Präsidentin des Bayerischen Behindertensportverbands, der Übungsleiter ausbildet und die Vereine berät. Außerdem wurde im Sportamt der Stadt eine Inklusionsstelle geschaffen, die unter anderem Koordinationsaufgaben übernimmt.

Moosach: Sportler brauchen viel Raum. Die bestehenden Anlagen sind oft ausgelastet. Nun will die Stadt 19 Hallen bauen, weitere sollen noch hinzukommen.

Sportler brauchen viel Raum. Die bestehenden Anlagen sind oft ausgelastet. Nun will die Stadt 19 Hallen bauen, weitere sollen noch hinzukommen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Auch Themen, die schon länger für Diskussionen sorgen, kommen zur Sprache. So zum Beispiel die Debatte um die Zukunft der Regattaanlage Oberschleißheim. Stadträtin Verena Dietl, sportpolitische Sprecherin der SPD im Rathaus, sagt dazu: "Alle Fraktionen haben ein Interesse daran, dass sie erhalten bleibt." In welcher Form das allerdings umgesetzt werden könne, sei noch nicht geklärt. In vielen Fällen schaffen die Vertreter der Stadt- und Landespolitik keine spontane Abhilfe. Diana Stachowitz räumt ein: "Wir können nicht versprechen, dass immer alles gelöst werden kann, aber wir werden uns reinhängen, um den Sport nach vorne zu bringen."

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