Moosach:Lauter Ruf nach weniger Lärm

Rangierbahnhof München Nord in München, 2014

Das tut weh: Wenn Metall auf Metall trifft, leiden die Anwohner entlang der Trasse im Münchner Norden unter dem Lärm.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Falls die Deutsche Bahn AG die stillgelegte Feldmochinger Spange für den Güterverkehr reaktiviert, könnte die Stadt darauf pochen, dass dort nur noch Züge mit Flüsterbremsen unterwegs sind

Von Anita Naujokat, Moosach

Der Moosacher Bezirksausschuss (BA) unterstützt den Kampf des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU), das von der Bahn leisere Güterzüge fordert. Vorangetrieben werden könnte dies beim Planfeststellungsverfahren zur Reaktivierung der stillgelegten Feldmochinger Kurve im Süden der benachbarten Lerchenau - falls dieses Verfahren überhaupt kommt. Anlass für die städtische Behörde, sich damit zu befassen, war ein Antrag der Bürgerversammlung in Feldmoching-Hasenbergl.

Laut einer Stellungnahme der für den Lärmschutz an und auf den Gleisen zuständigen DB Netz AG an die Stadt sei es ohnehin ein Unternehmensziel der Deutschen Bahn, die Lärmbelastung im Vergleich zum Jahr 2000, speziell im Güterverkehr, bis 2020 zu halbieren. Bis Ende 2016 sollten bereits 50 Prozent der Flotte von DB Cargo auf sogenannte "Flüsterbremsen" umgerüstet sein.

Diese Bremssohlen dämpften den Lärm an der Quelle, indem sie das Aufrauen der Räder verhinderten. Damit lasse sich das Rollgeräusch von Güterwagen um etwa zehn Dezibel vermindern, was in der Wahrnehmung einer Halbierung entspreche. Neue Waggons werden der Bahn zufolge bereits seit 2001 nur mit leisen Bremsen angeschafft. Das Unternehmen verweist außerdem auf ein Ende des Jahres 2012 eingeführtes, lärmabhängiges Trassenpreissystem, das auch andere Betreiber von Güterwagen motivieren soll, die Umrüstung bis 2020 zu beschleunigen. Eine Reduzierung der Geschwindigkeit lehnt die Bahn aber ab, weil das den Schienenlärm nur wenig verbessern würde, die Geräusche aber beim Vorbeifahren länger anhielten.

Moosachs Stadtviertelpolitiker sehen das ebenso. Axel Stoßno (FDP) jedoch geht der RGU-Vorstoß nicht weit genug: Es sei Aufgabe der Politik, Umweltstandards für alte Strecken durch Städte durchzusetzen. "Die Verwaltungsvorlage verfehlt das", sagte er. Für nicht berücksichtigt hält er auch die Frage des Wettbewerbs der Betreiber untereinander und die Güterwagen ausländischer Gesellschaften. Deshalb werde er das RGU-Papier auch nicht unterstützen.

Kein Zweifel herrschte im Stadtteilgremium, dass die Inbetriebnahme der Feldmochinger Kurve zu mehr Güterverkehr führen werde. Für Moosach wäre sie allerdings eine Erleichterung, wie die BA-Vorsitzende Johanna Salzhuber (SPD) sagte, weil mit dieser Strecke ein Teil der Wendefahrten in und aus dem Rangierbahnhof Nord im Stadtbezirk wegfielen.

Laut Angaben der Bahn verkehren zwischen Feldmoching und dem Rangierbahnhof im Tagesschnitt 26 Güterzüge, der Bundesverkehrswegeplan prognostiziere für 2025 mit 49 Zügen täglich fast das Doppelte, also circa einen Güterzug pro Stunde und Fahrtrichtung. Und zwar unabhängig davon, ob die Feldmochinger Spange wieder reaktiviert werde oder nicht. 19 Züge davon könnten laut Bahn gleich die Feldmochinger Kurve nehmen; bliebe sie geschlossen, würden alle Güterzüge zunächst in den Rangierbahnhof einfahren - ein Teil von ihnen nur, um die Fahrtrichtung wechseln zu können.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: