Moosach:Friedliche Stimmung

Moosach: In der Diskussion: der Ausbau der Grundschule am Amphionpark.

In der Diskussion: der Ausbau der Grundschule am Amphionpark.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Bürgerversammlung in Moosach: Eine Abfuhr für die AfD, viel Applaus für die ehrenamtlichen Helfer und nur leise Kritik am geplanten Ausbau der Grundschule am Amphionpark

Von Anita Naujokat, Moosach

Warum nicht mal mit dem Positiven einer Bürgerversammlung beginnen - etwa mit dem lang anhaltenden Beifall von knapp 400 Besuchern, als sich die Vorsitzende des Moosacher Bezirksausschusses Johanna Salzhuber (SPD) ausdrücklich bei den ehrenamtlichen Helfern in der Flüchtlingsarbeit bedankte. Oder als Nikolaus Brönner, Chef der Moosacher Polizeiinspektion, das Engagement der Schulweghelferinnen und -helfer hervorhob, auch da gab es großen Applaus. Der Polizeirat wies in seinem Sicherheitsbericht außerdem ausdrücklich darauf hin, dass die gestiegene Anzahl der Asylbewerber in diesem Jahr nicht zu mehr Kriminalität im Umfeld der Unterkünfte in Moosach geführt habe.

Das hatten sich die Herren, die vor Beginn der Veranstaltung fleißig Flyer der rechtskonservativen Alternative für Deutschland (AfD) mit ihren Forderungen zur Asylpolitik vor der Grundschule verteilten, so wohl nicht gedacht. Auch als der Versammlungsleiter, Bürgermeister Josef Schmid (CSU), einige Worte zur aktuellen Flüchtlingssituation in Moosach verlor, blieb es ruhig. Mit den Worten "Da müssen Sie zu Merkel gehen" wies ein Teilnehmer der Versammlung das Faltblatt zurück, das ihm einer der smart auftretenden Männer hinhielt. Obwohl Moosach mit mehr als 50 000 Einwohnern mittlerweile zu einem der großen und noch wachsenden Stadtbezirke zählt, stoßen Stadt und Stadtverwaltung in Moosach auch in anderen Fragen nicht auf Wutbürger.

Leise und fast schon humorvoll machte etwa Luciano Saraceni auf sein Anliegen aufmerksam, dass die Fahrpreise in München für Senioren viel zu hoch seien. In Bozen seien die öffentlichen Verkehrsmittel für Personen von 65 Jahren an kostenlos, ebenso in Sevilla. In München koste ein Abo viel Geld, und dann dürfe man erst von 9 Uhr an fahren. Schließlich müssten Senioren auch mal nüchtern zu einer Untersuchung, da könne 9 Uhr eine späte Zeit sein oder man müsse zum teuren Abo noch draufzahlen. Die Forderung nach freier Fahrt für Senioren löste frenetischen Beifall aus, auch bei den Jüngeren.

Sorge bereitet den Eltern der Grundschule am Amphionpark der Plan, die Schule siebenzügig auszubauen. Sie befürchten einen pädagogisch nicht mehr vertretbaren Anstieg von derzeit 500 Kindern auf 700 Schüler in 28 Klassen, bei der die individuelle Förderung und die persönliche Betreuung auf der Strecke blieben. Zumal die Schule einen hohen Anteil an ausländischen Kindern und ein großes Einzugsgebiet habe. Viele müssten mit dem Auto gebracht werden, was schon jetzt zu Verkehrschaos führe. Kinder würden sich untereinander nicht mehr kennen, Lehrer keinen persönlichen Kontakt mehr zu ihnen haben können. Andrea Helbich, Vorsitzende des Elternbeirates, stellte den Antrag, statt der Erweiterung den Bau einer neuen Grundschule zu prüfen.

Es war einer von zwei Anträgen, die ohne Gegenstimme angenommen wurden, was die Befürworter in Jubel ausbrechen ließ. Einmütige Unterstützung oder große Mehrheiten fanden auch die anderen drei Anträge - einer wurde als beantwortet zurückgezogen - zur Einführung von Tempo 30 in der Donauwörther und Lauinger Straße, einem eingeschränkten Halteverbot auf der Ostseite von der Riesstraße 52 bis zum Werner-Friedmann-Bogen und Parkraum nur für Pkw von der Georg-Mooseder- bis zur Skagerrakstraße.

Großes Rätselraten, auch unter Ortskundigen, löste eine Anfrage zum leidigen Begegnungsverkehr Radfahrer/Fußgänger unter der "Seufzerbrücke" aus - einer neuen, schon fast romantischen Wortschöpfung für die Unterführung an der Dachauer Straße und der Befindlichkeit von Fußgängern angesichts mancher Radler. Sollte es nach dem Willen der Fragerin gehen, müssten Letztere dort jedenfalls künftig ihr Rad schieben.

Am Ende regte sich dann doch noch Protest. Bürger wollten unbedingt über die kostenlose Fahrt für Senioren abstimmen. Schmid musste passen: Über Anfragen werde nicht abgestimmt.

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